Zwei Ostallgäuer sprechen in einer Berggaststätte dem Alkohol zu und fahren dann auf ihren Rodeln ins Tal. Eine der Beteiligten, eine 23-Jährige, hält auf der Piste an, um auf ihren Bekannten zu warten. Der jedoch übersieht die junge Frau – und kollidiert mit ihr. Beide müssen ins Krankenhaus. Vorfälle wie dieser in Nesselwang (Kreis Ostallgäu), sind keine Seltenheit. Und da stellt sich die Frage: Gibt es eigentlich eine Promille-Grenze für Skifahrer und Rodler?
„Nein“, sagt Christian Batscheider, stellvertretender Leiter der Alpinen Einsatzgruppe beim Polizeipräsidium Schwaben Süd/West. Angetrunken oder gar betrunken auf die Piste zu gehen, sei dennoch nicht ratsam – und vor allem gefährlich. „Man kann dann nicht mehr so schnell reagieren, traut sich aber mehr zu. Hinweise, dass beispielsweise wegen gefährlicher Kurven gebremst werden sollte, nehmen manche dann nicht mehr ernst.“ Dazu kommt: „Auch wenn es keine Promille-Grenze gibt, interessiert es den Staatsanwalt sehr wohl, ob bei einem Zusammenstoß Alkohol im Spiel war.“ Es könnte ja sein, dass deswegen zu spät gebremst oder die Lage falsch eingeschätzt wurde.

Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung
Generell werde die Staatsanwaltschaft immer dann eingeschaltet, wenn es für einen Unfall auf der Piste einen Verantwortlichen gibt. Im Falle einer Kollision werde dann oft wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt. „Wenn nur eine Person an einem Unfall beteiligt war, prüfen wir dennoch, ob es einen anderen Verantwortlichen gegeben haben könnte“, sagt Batscheider. Fällt ein Kind beim Schulausflug vom Rodel und verletzt sich, werde beispielsweise abgefragt, ob der Lehrer eine Mitschuld trägt. Die Staatsanwaltschaft entscheide dann, ob weiter ermittelt wird. Gibt es keinen Verantwortlichen, werde die Behörde dennoch über den Vorfall informiert. Dieser werde dann dokumentiert.

44 Pisten- und Rodelunfälle hat das Kemptener Polizeipräsidium 2020 registriert. „Die Dunkelziffer dürfte aber weitaus höher sein, denn wir werden längst nicht über jeden Unfall informiert“, sagt Sprecher Holger Stabik. Alkohol spielt laut Batscheider dabei aber nur sehr selten eine Rolle. Das bestätigt Peter Haberstock, Regionalgeschäftsführer der Bergwacht Allgäu. „Mit alkoholisierten Patienten haben wir es kaum zu tun.“ Aufgefallen ist ihm aber, dass die Zahl der Rodelunfälle in den vergangenen Jahren zugenommen hat: „Gefühlt sind einfach immer mehr Rodler unterwegs.“
Tipps für sicheres Skifahren im Allgäu
Um mit dem Schlitten sicher ins Tal zu kommen, hat Batscheider einige Tipps parat: Hinweise auf der Strecke sollten auf jeden Fall beachtet werden, wichtig sei auch festes Schuhwerk zum Bremsen und eine gute Ausrüstung: „Wir empfehlen außerdem einen Helm aufzusetzen und nicht in den Kurven stehen zu bleiben.“
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