Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stößt mit seiner Forderung, europaweit die Skigebiete wegen Corona zu schließen, auf immer heftigeren Widerspruch. Auch aus dem Allgäu kommt deutliche Kritik (Update 26.11., 20 Uhr: Bayern schließt nicht nur seine Skigebiete, sondern macht auch Ausflüge ins benachbarte Ausland praktisch unmöglich. Das wurde am Donnerstagabend bekannt. Ein Überblick.)
Schon am Mittwoch hatten Tourismusvertreter und österreichische Politiker Söder wegen seiner Forderung scharf kritisiert. Nun wandte sich auch die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller in einem offenen Brief an Söder und Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.
Die Diskussion über eine Schließung von Skigebieten habe sie überrascht, so die Landrätin. "Ganz abgesehen von den erheblichen wirtschaftlichen Konsequenzen, die ein solcher Schritt hätte, haben die Bergbahnen in den Sommermonaten bewiesen, dass Corona-gerechte Betriebs- und Hygienekonzepte zum Gesundheitsschutz der Gäste und des Personals konsequent und vorbildlich umgesetzt wurden."
Landrätin: Schließung wäre ein harter Schlag für das Oberallgäu
Für das Oberallgäu mit seinen Skigebieten wäre die Schließung von Bergbahnen ein harter Schlag, "ohne das Weihnachtsgeschäft werden unsere Unternehmen in bedrohliche Schieflage geraten", betonte Baier-Müller. Sie bat Söder und Aiwanger, sich dafür einzusetzen, "dass ein verantwortungsvoller Betrieb unserer Bergbahnen in der Wintersaison möglich ist." Lesen sie dazu auch: Corona-Zoff: Freie Wähler und CSU streiten weiter

Der Wintersport sei für das Allgäu "elementar", hatte am Mittwoch auch ein Sprecher der Bergbahnen in Oberstdorf und Kleinwalsertal betont. Bei einer Schließung über die Weihnachtsfeiertag drohten Umsatzeinbußen von bis zu 20 Prozent.
Auch das Nachbarland Österreich wehrt sich weiter gegen eine europaweite Schließung der Skigebiete. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger sagte: "Ich kann den Vorstößen nach der Schließung von Skigebieten über Weihnachten nichts abgewinnen." Winterurlaub in Österreich werde sicher sein: "Unsere Betriebe haben bereits umfassende Sicherheitskonzepte für den Skiurlaub."
Auch Merkel für Schließung der Skigebiete - Österreichs Kanzler Kurz widerspricht
Auch Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz lehnt eine länderübergreifend spätere Öffnung der Wintersportgebiete in der Corona-Krise ab. Öffnungsschritte in allen Bereichen, darunter der Sport, würden von den Staaten unterschiedlich gehandhabt, sagte Kurz am Mittwoch auf eine Frage bei einer Pressekonferenz in Wien. "Das hängt immer mit den Infektionszahlen zusammen und zwar den Infektionszahlen bei uns in Österreich."
Unterstützung für Söder kam von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch sie sprach sich am Donnerstag dafür aus, dass alle Skigebiete in Europa schließen. "Es naht die Skisaison", sagte die CDU-Politikerin im Bundestag in Berlin. Touristische Reisen sollten nicht stattfinden, jeder nicht notwendige Kontakt sollte vermieden werden. "Wir werden uns in Europa um eine Abstimmung bemühen, ob wir alle Skigebiete schließen könnten. Es sieht leider nicht so aus, wenn man die österreichischen Verlautbarungen hört, dass uns das so einfach gelingen könnte, aber wir werden es noch einmal versuchen."
