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Schulschwänzer im Allgäu und am Flughafen Memmingen: Eltern und Schülern drohen bis zu 1000 Euro Strafe

Schulschwänzer im Allgäu

So viele Schüler haben 2023 im Allgäu geschwänzt - und diese Strafen drohen ihnen

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    Wer die Schule schwänzt, muss mit hohen Strafen rechnen. Das gilt auch im Allgäu, wo 2023 etliche Kinder rechtswidrig nicht zum Unterricht kamen.
    Wer die Schule schwänzt, muss mit hohen Strafen rechnen. Das gilt auch im Allgäu, wo 2023 etliche Kinder rechtswidrig nicht zum Unterricht kamen. Foto: Sabine Posselt (Symbolbild)

    Von Schulschwänzern, die am Flughafen Memmingen aufgegriffen werden, weil sie oder ihre Eltern billiger in den Urlaub fliegen wollten, hat unsere Redaktion immer wieder berichtet. Doch die meisten erfassten Schulverweigerer schnappt nicht die Flughafenpolizei. Sie werden von ihren Schulen an die zuständigen Ämter gemeldet. Wie viele Schulschwänzer gab es im vergangenen Jahr im Allgäu? Und welche Strafen haben sie oder ihre Eltern erhalten? Wir haben bei Landkreisen und in den kreisfreien Städten im Allgäu nachgefragt.

    Nicht jeder, der im Allgäu die Schule schwänzt, wird sofort angezeigt

    Vorab: Nicht jeder Fall des Schulschwänzens landet bei der zuständigen Kreisbehörde. Grundsätzlich seien Schulleitungen rechtlich nicht dazu verpflichtet, Schwänzen anzuzeigen, erklärt Kemptens Schulreferatsleiter Thomas Baier-Regnery. Wenn das doch geschieht, ahnden die Behörden Schulpflichtverletzungen meist mit Bußgeldverfahren. Bevor das etwa in Kempten passiert, gebe es in der Regel Elterngespräche, ein Schulsozialarbeiter werde eingeschaltet und gegebenenfalls auch schon in diesem Stadium das Jugendamt informiert.

    In Memmingen und Kempten wurden 2023 die meisten Schulschwänzer erfasst

    Falls pädagogische Maßnahmen aus Sicht der Schulen nicht mehr ausreichend sind, leiten diese aber ein Bußgeldverfahren gegen Schulverweigerer ein. Das war im vergangenen Jahr 2023 in der Stadt Memmingen am häufigsten der Fall. Mit laut Pressesprecherin Viola Weyrauch 71 erlassenen Bescheiden gegen Schulschwänzer ist die Maustadt Spitzenreiter unter allen Landkreisen und kreisfreien Städten im Allgäu.

    Dicht gefolgt von Kempten: Hier habe es 70 Anzeigen wegen Schulpflichtverstößen gegeben. Aufgrund des erzieherischen Effekts sei auch jeder Fall von der Bußgeldstelle geahndet worden, sagt Baier-Regnery. Am wenigsten Fälle - zumindest nach absoluten Zahlen - gab es 2023 im Westallgäu, wo im Landratsamt nach Angaben von Pressesprecherin Sibylle Ehreiser insgesamt 36 Fälle des Schulschwänzens erfasst wurden. Der vollständige Allgäu-Vergleich ist in der Karte (siehe oben) zu finden.

    Diese Strafen drohen Schulschwänzern im Allgäu

    Wenn Schulen oder die Polizei Schulpflichtverletzungen melden und sich diese bestätigen, können die Kreisbehörden verschiedene Strafen gegen die Schulverweigerer oder deren Eltern aussprechen. Diese reichen von einer Verwarnung ohne Geldstrafe, über einen Bußgeldbescheid in Höhe von 1000 Euro bis hin zu einem Zwangsgeldverfahren. Wer bei diesem Verfahren weiterhin nicht zur Schule geht, muss ein Zwangsgeld zahlen, das 25.000 Euro nicht überschreiten darf.

    Bei der Höhe der Bußgelder differenzieren die Behörden im gesetzlichen Rahmen, in dem bis zu 1000 Euro Strafe möglich sind. Im Westallgäu etwa zahlen Schulschwänzer pro unentschuldigtem Fehltag 20 Euro. Für Wiederholungstäter sei laut Ehreiser eine Erhöhung von 50 Prozent pro Fehltag möglich. Schüler, die Tage kurz vor oder nach den Ferien blau machen, erhalten im Westallgäu ein Bußgeld von mindestens 100 Euro.

    Teurere Bußgelder für Schüler, die mit Schwänzen die Ferien verlängern

    Im Falle von "Ferien-Verlängerern" könne das Bußgeld sogar über den gesetzlichen Rahmen hinausgehen, weil die Betroffenen dabei oft beim Preis von Flugtickets sparen, sagt Stefan Leonhart vom Landratsamt Ostallgäu. Ist die Ersparnis gegenüber einem Flugticket in den Ferien bekannt, wird in Kempten dieser Vorteil plus eine Geldstrafe berechnet, sagt Baier-Regnery.

    Wer ist eigentlich für das Schulschwänzen verantwortlich? "Solange die Schüler noch nicht 14 Jahre alt sind, sind die Eltern im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Schulpflicht verantwortlich", teilt Tobias Müller von der Stadt Kaufbeuren mit. 2023 habe es dort in acht Fällen ein Verfahren gegen die Eltern eines unter 14-jährigen Kindes gegeben. Im Unterallgäu wurden 2023 laut Pressesprecherin Eva Büchele 34 von 64 Bußgeldbescheide gegen Eltern erstellt.

    Berufsschüler schwänzen im Vergleich am häufigsten die Schule

    Meistens sind aber Schüler die Empfänger der Bußgelder. Das könnte damit zusammenhängen, dass an Berufsschulen die meisten Fälle passieren. In Kaufbeuren beispielsweise habe es im vergangenen Jahr 54 Verfahren wegen Verletzung der Berufsschulpflicht gegeben. Grundschulen (1) und weiterführende Schulen (12) waren laut Müller "weit seltener" betroffen. Auch im Ostallgäu gab es die meisten Bußgelder für Berufsschüler (20), gefolgt von Mittelschülern (7) und Grundschülern (4) oder deren Eltern.

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