Um zu verstehen, wie dramatisch und intensiv diese Football-Partie war, lohnt sich ein Blick auf die Spieldauer. Ganze 3:31 Stunden lang kämpften die Allgäu Comets im Play-off-Kracher gegen die Lions Braunschweig um den Einzug ins Halbfinale der German Football League – am Ende allerdings vergeblich: Nach Verlängerung verlor das Heimteam im prall gefüllten Kemptener Illerstadion mit 34:36 (7:0, 0:7, 7:14, 7:0, 7:7, 6:8). Davor lieferten sich die Teams einen Schlagabtausch, der jedes Football-Herz im Stadion höher schlagen ließ: zahlreiche Führungswechsel, spektakuläre Touchdowns und ein Herzschlagfinale in der Verlängerung.
Dabei hatten viele mit einem klaren Sieg für Rekordmeister Braunschweig gerechnet. Denn die Comets mussten kurz vor der Partie einen herben Rückschlag hinnehmen. Quarterback Javarian Smith fiel aus familiären Gründen aus. Dafür sprang Terrence Shambry ein, der im Vorfeld nur ein Training mit den Kometen absolvierte und am Samstag sein erstes Spiel überhaupt für die Allgäuer machte. „Terrence hat einen riesigen Job gemacht, das war eine herausragende Leistung für die schwierigen Umstände“, sagte Comets-Cheftrainer Elias Gniffke.
Lions Braunschweig gleichen Sekunden vor der Halbzeit aus
Shambry war es auch, der das anfängliche Feuerwerk der Comets einleitete. Noch in der ersten Minute fand er Ahsan Moore mit einem langen Pass. Und der Receiver lief mit dem Ball problemlos in die Endzone. Danach blieben beide Teams blass – bis die Gäste kurz vor der Pause zum 7:7 ausglichen.
Und auch nach dem Wechsel nahmen die Gäste das Zepter in die Hand. Die Comets hingegen leisteten sich viele kleine Fehler und bekamen immer wieder Strafen. Das nutzten die Lions gnadenlos aus. Erst gingen sie mit 14:7 in Führung und erhöhten kurz darauf sogar auf 21:7. Die nötige Reaktion der Gastgeber folgte aber postwendend. Shambry fand erneut Moore mit einem langen Pass. Und im Anschluss lief Touchdown-Maschine Nate Stewart mit dem Ball in die Endzone. Mit dem Extrapunkt von Kicker Marcel Schade verkürzten die Comets auf 14:21. Im letzten Viertel lief den Comets allmählich die Zeit davon, doch Schade glich vier Minuten vor Ende mit einem Touchdown samt Extrapunkt aus und sorgte damit für Ekstase an der Seitenlinie und auf den Zuschauerrängen.
Schockmoment im vierten Viertel: Lions-Spieler verletzt sich schwer
Kurz darauf folgte allerdings ein Schockmoment. Ein Spieler der Lions verletzte sich schwer am Bein und blieb auf dem Rasen liegen. Die Partie wurde für eine halbe Stunde unterbrochen und der Footballer mit Verdacht auf Schien- und Wadenbeinbruch ins Krankenhaus gebracht.

Nach dem Wiederanpfiff wurde es richtig dramatisch: Die Lions blockten einen Punt der Comets und hatten drei Sekunden vor Ende, die Chance, die Partie per Field Goal zu entscheiden, scheiterten aber. Es ging in die Verlängerung. Und da behielten zunächst beide Teams die Nerven. Die Comets legten per eingesprungenem Touchdown von Stewart vor, Braunschweig zog nach. Dann war es Debütant Shambry, der selbst mit dem Ball in die Endzone lief. Die Two-Point-Conversion gelang aber nicht. Im Gegenzug machten es die Lions besser, glichen per Touchdown zum 34:34 aus und nutzten auch die anschließende Two-Point-Conversion zum entscheidenden 34:36.
Comets-Trainer Elias Gniffke hält emotionale Ansprache an sein Team
Nach 211 Minuten war der Kampf vorbei. Und natürlich war den Spielern die Enttäuschung über das abrupte Saisonende ins Gesicht geschrieben. Cheftrainer Gniffke trommelte sein Team aber noch auf dem Feld zusammen und fand nur lobende Worte: „Als Coach verliert man solche Spiele. Aber keiner unserer Spieler hat diese Partie verloren. Sie haben alles gegeben, einen brutalen Kampf gezeigt. Das war unser bestes Saisonspiel. Ich bin einfach stolz.“
Die Statistik der Allgäu Comets
- Tochdowns: 6:0 Ahsan Moore, 13:21 Stewart, 20:21 Schade, 27:21 Stewart, 34:28 Shambry
- Extrapunkte: Schade (5)
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