„Dei hohe Zeit is lang vorüber und a die Höh’ hast hinter dir. Von Ruhm und Glanz is wenig über. Sag ma wer ziagt no den Huat vur dia. Ausser mir“, sang einst Liedermacher Rainhard Fendrich im Song „I am from Austria“, der erstmals veröffentlicht wurde in dem Jahr, in dem Thomas Höneckl in Schwarzach das Licht der Welt erblickte. Was aber sagt es über den Kabinen-DJ des ESV Kaufbeuren aus, wenn exakt dieser Alpen-Hit als Willkommensgruß beim Einstand des neuen Joker-Torwarts gespielt wird? „Dass er ein international enorm breites Musikspektrum abdeckt und sich enorm gut vorbereitet hat“, sagt Höneckl mit einem Grinsen.
Gebrauchte Saison
Wie auch jenes Lied ist der neue Rückhalt des ESVK also 32 Jahre alt und hat sich vergangene Woche aus Österreich ins Allgäu aufgemacht. Seine Mission ist klar: Helfen. Die Verpflichtung wurde schließlich notwendig, weil sich gleich drei Torhüter in Kaufbeuren verletzt hatten. „In Linz wären noch drei Spiele angestanden“, berichtet Höneckl. Für die dortigen Black Wings war es eine gebrauchte Saison, die sie auf dem letzten Tabellenplatz beenden werden, wie schon seit Wochen abzusehen ist. „So kann ich jetzt noch ein bisschen mehr Eishockey spielen und neue Eindrücke gewinnen“, begründet Höneckl seine recht spontan getroffene Entscheidung, erstmals in seiner Profi-Laufbahn ins Ausland zu wechseln.
Das Ausland auf dem Kerbholz
„Ich hatte immer schon auf meinem Kerbholz, mal in einem anderen Land zu spielen, um zu helfen.“ Helfen, das heißt für den Vater einer zweijährigen Tochter auch, uneigennützig zu agieren. „Die Situation ist schon druckvoll genug. Sich als Spieler gegebenenfalls benachteiligt zu fühlen, dafür ist wahrlich kein Platz“, sagt Höneckl. Denn klar ist: Wenn der Österreicher im Einsatz ist, muss einer der vier Kontingentspieler auf dem Feld auf die Tribüne. Genauso ist es möglich, dass Höneckl mal zuschauen muss, sofern sich die Personallage im Tor beim ESVK entspannt. Gegen Kassel, beim 7:1-Sieg der Joker, hat Höneckl einen „gelungenen Einstand“ gefeiert, wie er selbst sagt. „Es gab zwar ein paar Situationen, die ich wohl hätte besser lösen können. Aber ich habe mich wohlgefühlt“, berichtet der 32-Jährige.
Power beim ESVK beeindruckt
Von seinen Teamkameraden zeigt er sich schon nach wenigen gemeinsamen Tagen angetan. „Das ist eine interessante Kombination aus jungen Spielern und erfahrenen Kontingentspielern. Es hat mich überrascht, als ich auf dem Eis die volle Power dieses Teams gesehen habe“, gibt der Österreicher zu. „Wir haben gute Skills und eine hohe Scoringqualität. Auch defensiv waren wir im Spiel am Samstag sehr effektiv“, lobte er. Entsprechend ist er auch optimistisch, in den ausstehenden sechs Hauptrundenspielen Platz zehn einzutüten, und schielt sogar in Richtung Platz acht, der Heimrecht in der Pre-Play-off-Runde garantieren würde. „Das ist drin“, sagt Höneckl.
Die Generation 1
Groß umgewöhnen musste er sich übrigens nicht. „Natürlich ist es eine bisschen andere Liga. Aber hier sprechen auch alle deutsch“, sagt der Keeper, der seit seiner Profizeit nur in Österreich gespielt hat. Alles begann für ihn beim EC Salzburg. Im dortigen Nachwuchs wurde er ausgebildet, bis 2012 blieb er dort. „Wir waren quasi Generation 1“, erinnert er sich. Heißt: Höneckl und seine damaligen Kollegen erlebten den Anfang der heute so bekannten Red-Bull-Eishockey-Akademie mit, die vor über zehn Jahren aber noch anders aufgebaut war als inzwischen. „Da gab es damals noch keine Fancy-Akademie, gewohnt habe ich in einem privaten Internat“, sagt er – denkt aber in jedem Fall gerne an seine Zeit als Nachwuchsspieler zurück. „Das ist einfach meine Heimat, da besteht immer eine Verbindung“, erklärt er.
Es geht nach Linz zurück
Aber: Die Zeit in Salzburg sei eben auch lange her. „Da verläuft sich alles ein wenig“, sagt Höneckl, der ab 2012 die Trikots von Villach, Graz, Dornbirn und eben Linz überstreifte. Im kommenden Herbst geht es für ihn dann zurück nach Linz, „mit aufgeladenen Akkus“, wie er sich vorgenommen hat. Ob er dort zurück mit einem Song von Andreas Gabalier empfangen wird?