Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat am Mittwoch (19. Oktober) den Bericht der externen Kommission zur Prüfung der Vorgänge im DOSB zwischen Mai und Dezember 2021 veröffentlicht. Demnach sei der damaligen Führungsspitze des DOSB um Präsident Alfons Hörmann aus Sulzberg (Oberallgäu) "kein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten" nachzuweisen. Der Führungsstil sei aber nach den Good-Governance-Regeln "fragwürdig" gewesen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Kommission unter Führung der früheren DOSB-Vizepräsidentin Christa Thiel und des ehemaligen Richters am Bundesgerichtshof, Clemens Basdorf.
Hörmann wurde im Dezember 2021 von Thomas Weikert als DOSB-Chef abgelöst. Der 61-Jährige hatte die Konsequenz aus der Affäre um einen anonymen Brief von Mitarbeitern gezogen und verzichtete nach acht Jahren im Amt auf eine Kandidatur. In dem Schreiben war auch ihm vorgeworfen worden, eine "Kultur der Angst" in der DOSB-Zentrale geschaffen zu haben. In der Untersuchung ging es auch um das Verhalten der ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Veronika Rücker.
Ein anonymer Brief brachte alles ins Rollen
Im Zentrum steht dabei der Umgang mit dem anonymen Brief, der im Namen der DOSB-Mitarbeiterschaft Hörmanns Führungsstil kritisierte und eine "Kultur der Angst" im Verband konstatierte. Nach der Publikation dieses Schreibens ließ die DOSB-Spitze zwei Sprachgutachten erstellen, um den Urheber ausfindig zu machen. Dabei tauchte der Verdacht auf, dass das frühere DOSB-Vorstandsmitglied Karin Fehres die Autorin sei. Diese wurde daraufhin unter Druck gesetzt, die Autorenschaft zuzugeben - andernfalls drohten rechtliche Schritte. Fehres bestritt den Vorwurf und machte den Vorgang öffentlich.
- Lesen Sie auch: Hörmann vermisst Fairplay und Respekt
In dem Gutachten heißt es wörtlich: "Der Führungsstil des Präsidenten Hörmann (...) war im Sinne nach Satzung und Good-Governance-Regeln gebotenen respektvollen Umgangs fragwürdig. Gleiches gilt für das Verhalten der Führungsgremien, namentlich des maßgeblich führend agierenden Tandems Präsident/Vorstandsvorsitzende, bei der Krisenbewältigung insgesamt: Angemessene Selbstkritik und Reformbereitschaft wurden nicht hinreichend kommuniziert."
Alfons Hörmann äußert in Teilen sein Bedauern
Hörmann hatte vom DOSB die Gelegenheit bekommen, sich zum Prüfbericht zu äußern. In einer einseitigen Stellungnahme schreibt Hörmann unter anderem: "Wenn meine Art von Fordern und Fördern an manchen Stellen als zu klar und teilweise als unangemessen empfunden wurde, dann bedauere ich das." Der 61-jährige Allgäuer schreibt aber auch: "Auch mit etwas Abstand bin ich der Meinung, dass wir als ehemaliges Führungsteam des DOSB einen organisatorisch gut aufgestellten und wirtschaftlich kerngesunden Verband übergeben haben. Gemeinsam konnten wir in den vergangenen acht Jahren viel Positives für Sportdeutschland bewegen. Dass einige unserer Entscheidungen in diesen schwierigen Zeiten nicht immer angenehm und ohne entsprechende Hintergrundinformationen manchmal nur schwer nachvollziehbar waren, kann ich verstehen. Es sei ihm aber immer um die Sache gegangen."
- Lesen Sie auch: Hörmann belastet seinen Nachfolger Thomas Weikert