Vor fünf Jahren ist das Gründerzentrum „Allgäu Digital“ in Kempten gestartet. Die scheidende Leiterin Antonia Widmer zieht nun eine positive Zwischenbilanz. Dennoch sieht sie Punkte, die verbesserungswürdig sind.
Numbat und Packair: Diese StartUps betreute "Allgäu Digital"
33 StartUps, also Firmengründungen mit neuen Ideen, betreute „Allgäu Digital“ seit dem Start – 23 gibt es immer noch. „Eine gute Quote“, sagt Widmer. Ihre Beobachtung: „Teams sind erfolgreicher als Einzelgründer.“ Weil dann die Last auf mehrere Schultern verteilt werde, unterm Strich mehr Arbeitsstunden geleistet würden und auch mehr Wissen und Erfahrung zur Verfügung stehe. Insgesamt seien etwa 180 Arbeitsplätze von den bisherigen StartUps geschaffen worden – davon allein etwa 70 von der Numbat GmbH, die Schnellladestationen für E-Autos baut. Deutschlandweit sollen heuer 600 errichtet werden.

Ihre erste Heimat hatten die beiden Gründer Martin Schall und Maximilian Wegener bei „Allgäu Digital“. Anfang dieses Jahres zogen sie aus den Räumen in der ehemaligen Weberei in Kempten aus. Auch andere Neugründer sind erfolgreich, erzählt Widmer. Als Beispiel nennt sie „Packair“, das von der Bundesregierung mit dem Gründungspreis für digitale Innovationen ausgezeichnet wurde. Das Unternehmen hat eine aufblasbare Mehrweg-Verpackungslösung mit Rücknahmesystem für den Versandhandel entwickelt, um CO2 und Müll einzusparen. Oder die „Kohlekumpels“: Sie helfen Landwirten beim Umstellen auf eine kohlenstoffspeichernde Bodenbewirtschaftung, damit den Verbrauchern „klimapositive Lebensmittel“ angeboten werden können. Auch andere Allgäuer Firmen sind bei der Stromerzeugung innovativ.
Wie viele StartUps arbeiten bei Allgäu Digital?
Aktuell sind sechs Teams in der alten Weberei kostengünstig eingemietet, zwei direkt nebenan im sogenannten Ölturm und zwölf beteiligen sich im Netzwerk. Das Gründerzentrum berät sie. „Zum Beispiel bekommen sie alle drei Wochen ein kostenloses Coaching zur Finanzierung“, sagt Widmer. „Zudem vernetzen wir sie mit anderen StartUps und Unternehmen sowie Investoren.“ Dazu dienen auch Veranstaltungen: Zum Beispiel zwei Mal im Jahr der „Allgäu Innovation Talk“ – nächster Termin ist am 20. April, dann geht es um „Führungskompetenz für Innovationskraft“. Heuer wird auch wieder die „Allgäuer Gründerbühne“ präsentiert, bei dem sich ausgewählte StartUps am 16. November vor großem Publikum in der Kultbox Kempten zeigen und dabei insgesamt 12.000 Euro gewinnen können.

Mehr Unterstützung wünscht sich Widmer von den Allgäuer Landkreisen und kreisfreien Städten. Sie würden zwar von der Einrichtung profitieren, aber nur die Stadt Kempten sei bisher bei „Allgäu Digital“ engagiert. „Eine Investition in eine florierende Start-up-Landschaft ist eine Investition in die Zukunft der Region.“ Aus einer ernst gemeinten Standort- und Wirtschaftsförderung sei die Unterstützung von Innovation und Unternehmertum nicht wegzudenken, sagt Widmer: „Ein wichtiger Teil davon sind StartUps und ihre Mitarbeitenden, denn sie bringen neben ihrer fachlichen Kompetenz auch Gestaltungswille, unternehmerisches Denken und Agilität mit und bereichern so die Region auf ganz vielen Ebenen.“
Wer folgt auf Antonia Widmer?
Um noch mehr StartUps unterstützen zu können, wünscht sie sich mehr Platz. Bisher stehen rund 400 Quadratmeter in der ehemaligen Weberei zur Verfügung – wovon ein Großteil nur für Veranstaltungen genutzt werden kann. Immerhin kämen voraussichtlich Mitte April noch 160 Quadratmeter im benachbarten „Ölturm“ hinzu. „Wir bräuchten auch mehr Technik wie beispielsweise 3D-Drucker, die sich alle teilen könnten.“
Widmer wechselt nach dreieinhalb Jahren bei „Allgäu Digital“ in die freie Wirtschaft. Nachfolger der 52-Jährigen ist Sebastian Kehr. Er war bisher Leiter Marketing und Unternehmenskommunikation beim Allgäuer Zeitungsverlag. „Allgäu Digital“ ist ein Projekt der Allgäu GmbH und der Stadt Kempten in Kooperation mit der Hochschule Kempten und der IT-Gründerzentrum GmbH in Augsburg.
