"Wir haben hier unsere Heimat gefunden", erzählt Lukas Zeman, der das Staufner Haus (1.634 Meter) bei Oberstaufen/Steibis bewirtschaftet. Wenn er "Wir" sagt, spricht er von seiner fünfköpfigen Familie: Gemeinsam mit seiner 32-jährigen Frau Katka, der vierjährigen Sara, den zweijährigen Zwillingen Karolina und David und Hüttenhund "Mammut" wohnt und arbeitet der 34-Jährige auf der DAV-Hütte unterhalb des Hochgrat-Gipfels.

Geboren und aufgewachsen ist das Wirtepaar in Tschechien. Die Wurzeln können sie beim Gespräch nicht verheimlichen - eine sympathische Mischung aus Oberstaufner Dialekt und tschechischem Akzent. Verbunden hat die Zemans schon immer die Liebe zu den Bergen und zum Reisen. "Ich wollte immer so lange reisen, bis es mir irgendwo gefällt", erzählt der Familienvater.
Wirtsfamilie des Staufner Hauses: Durch Zufall im Allgäu gelandet
Diesen Ort habe er in Oberstaufen eher durch Zufall entdeckt. Eigentlich wollte er in die Pyrenäen: ein bisschen arbeiten, viel klettern. Auf dem Weg dorthin habe er einen Oberstaufner kennengelernt, der ihn spontan für sein Hostel anheuerte. "Ich konnte damals kein Wort Deutsch", erinnert er sich. Doch er fühlte sich wohl und verliebte sich in die Gegend. Nach zwei Jahren übernahm er die Leitung der Unterkunft. Als er dann erfuhr, dass das Staufner Haus einen neuen Pächter sucht, habe er sich beworben und Glück gehabt. Inzwischen arbeiten die Zemans den dritten Sommer als Hüttenwirte.
Doch wie lebt es sich mit drei kleinen Kindern auf 1.634 Metern? "Die Kinder haben den Jackpot geknackt", sagt der Vater und lacht. Die Familie habe zusätzlich zu ihrem Zimmer auf dem Staufner Haus noch eine kleine Mietwohnung im Tal. Von Montag bis Mittwoch besuchen Sara, Karolina und David dort eine Kindertagesstätte. So lange bleiben Katka oder Lukas Zeman mit ihnen in der Wohnung. Die restliche Woche verbringt die Familie gemeinsam auf dem Staufner Haus. (Lesen Sie auch: Arbeiten auf einer Hütte im Allgäu: "Die Leute wissen nicht, worauf sie sich einlassen")

Kleiner Spielplatz sorgt bei Kindern auf dem Staufner Haus für Unterhaltung
Dort werde den Dreien mit Sicherheit nicht langweilig. Hat der Wirt doch einen kleinen Spielplatz vor der Terrasse gebaut, der auch bei den jüngeren Hüttengästen gut ankomme. Und auch Hüttenhund "Mammut", ein gutmütiger Riese mit dichtem hellbraunem Fell, sorgt für gute Unterhaltung, wenn er durch das Areal rund um das Staufner Haus flitzt.

Doch am Staufner Haus, das zur DAV-Sektion Oberstaufen/Steibis gehört, sind nicht nur die Bewohner besonders. Ein Highlight sei das Freiluft-Kino, das die Zemans im Sommer einmal monatlich veranstalten. "Das hängen wir als Kino-Leinwand an der Fassade auf" , sagt Lukas Zeman und zeigt auf ein riesiges weißes Tuch aus dickem Stoff. Dann werde ein Beamer aufgebaut und - sobald es dunkel ist - ein Film gezeigt. Meistens sind es kleinere Filmproduktionen, bei denen es sich - wie soll es anders sein - um Bergsport dreht. Dazu gebe es dann selbstgemachte Pizza aus dem Steinofen vor der Hütte. (Lesen Sie auch: Harte Arbeit statt romantischer Auszeit: Zwei Allgäuer Hüttenwirtinnen erzählen)
Staufner Haus beteiligt sich bei "So schmecken die Berge"
Neben der Pizza seien die Spinatknödel mit Feta ein kulinarisches Highlight und das selbsternannte "Signature Dish" der Hütte. Das Staufner Haus beteiligt sich bei der Aktion "So schmecken die Berge", weshalb die Zutaten größtenteils aus der Region stammen. "Den Käse für die Kässpatzen zum Beispiel hol ich beim Nachbarn ab", sagt der Hüttenwirt.

Wer den Blick über die Speisekarte schweifen lässt, entdeckt herzhafte Hüttenklassiker und selbstgemachte Kuchen. Aber auch ein Curry mit Reis hat sich zwischen Kässpatzen und Gulasch geschmuggelt - als "glutenfreies und veganes Gericht", wie der 34-Jährige erklärt. Bei der Zusammenstellung der Karte wollte sich das Wirtepaar an ihrem eigenen Geschmack und dem Zeitgeist orientieren - da dürfe es auch gerne mal etwas Vegetarisches sein.
Auf die Frage, wie die Zutaten für Spätzle und Co. nach oben kommen, marschiert Lukas Zeman einmal quer durch die Hütte, um die Material-Seilbahn zu zeigen.

"Einmal die Woche werden wir mit der Seilbahn beliefert und einmal die Woche kaufe ich im Tal ein und fahre mit dem Pick-up rauf", erklärt er und zeigt auf einen großen schwarzen Geländewagen, den er geübt an den Hang vor der Hütte geparkt hat.
Handyempfang könnte noch etwas schlechter sein
Das 1908 erbaute Staufner Haus ist "nicht zu groß und nicht zu klein", wie es der Wirt beschreibt. Dazu habe es alles, was man brauche: Eine eigene Wasserquelle, einen Kanal für das Abwasser, ein Stromkabel und sogar ein wenig Handyempfang. Wenn es nach dem Hüttenwirt ginge, dürfte der jedoch ruhig etwas schlechter sein. "Die Leute sollen lieber das Handy weglegen und miteinander reden oder ein Spiel aus dem Schrank holen", sagt er klipp und klar. (Lesen Sie auch: "Alles hängt am Berg zusammen" - Ausgezeichneter Allgäuer Älpler über das Geheimnis des perfekten Bergkäs)
Öffnungszeiten und Übernachtungen auf dem Staufner Haus
- In der Hauptsaison habe das Staufner Haus von Anfang Mai bis Ende Oktober täglich geöffnet. Warme Küche gebe es von 10 bis 20 Uhr. Dann sei bis Weihnachten geschlossen. Von Weihnachten bis Mitte März werden Gäste von Donnerstag bis Sonntag bewirtet. Dann sei wieder bis zum Beginn der Hauptsaison geschlossen.
- 80 Übernachtungsplätze in Doppelzimmern, Drei-Bett-Zimmern, Vier-Bett-Zimmern, Sechs-Bett-Zimmern und Schlaflager hat die Hütte. Wobei coronabedingt, so erklärt Lukas Zeman, nicht voll belegt werden dürfe. Darüber hinaus müssten Übernachtungsgäste wegen des Hygieneschutzes aktuell einen eigenen Schlafsack mitnehmen. An den Wochenenden seien die Übernachtungsplätze oft ausgebucht. Unter der Woche jedoch können auch Kurzentschlossene noch freie Betten buchen, sagt der Wirt.
Wege zum Staufner Haus
- Vom Parkplatz der Hochgratbahn Talstation (Tagesticket: 4 Euro) geht ein breiter Weg über die Untere und Obere Lauchalpe in etwa zwei Stunden auf das Staufner Haus. Der Weg ist auch für Familien mit Kindern geeignet und mit dem Mountainbike befahrbar.
- Der längere und anspruchsvollere Weg geht vom Parkplatz der Hochgratbahn Talstation über die Alpe Simatsgund und die Brunnenauscharte. Es gibt ein paar steile Kletter-Stellen, die jedoch mit Drahtseilen gesichert sind. Von der Brunnenauscharte geht es nach rechts über den Panoramaweg am Grat entlang bis zum Hochgratgipfel auf 1.834 Metern. Von dort geht es abwärts vorbei an der Bergstation der Hochgratbahn bis zum Staufner Haus. Die Wanderung ist mit vier Stunden angeschrieben.

- Eine noch längere Tour ist die berühmte Nagelfluh-Gratwanderung. Über insgesamt sieben Gipfel geht es über den Grat bis zum Mittag in Immenstadt. Die Wanderung dauert zwischen sechs und acht Stunden und wird nur geübten Wanderern empfohlen.
- Wer es eher gemütlich angehen möchte, kann mit der Hochgratbahn in etwa 15 Minuten zur Bergstation fahren. Dort angekommen sind es noch etwa 100 Höhenmeter aufwärts zum Gipfel oder fünf Minuten bergab zum Staufner Haus.
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