Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Valie Export im Kunsthaus Bregenz: Die Angst klingt mit

Bregenz

Valie Export im Kunsthaus Bregenz: Die Angst klingt mit

    • |
    • |
    Valie Export mit ihrer „Tonskulptur“. Bis 10. April ist nur diese Installation im Kunsthaus zu sehen.
    Valie Export mit ihrer „Tonskulptur“. Bis 10. April ist nur diese Installation im Kunsthaus zu sehen. Foto: Roland Rasemann

    Neuerdings wächst die Angst vor Atombomben, Russland droht ja unverhohlen damit. Im Kalten Krieg nach dem Zweiten Weltkrieg war die Furcht vor die Waffen schon einmal da. Aus dieser Sorge heraus schrieb der Jazzmusiker Charles Mingus 1961 ein Stück mit dem flehenden Titel „Oh Lord, Don’t let Them Drop That Atomic Bomb on Me“. Die Wiener Künstlerin Valie Export hat den Song 1989 für eine Arbeit benutzt. Nun greift die 82-Jährige erneut darauf zurück – für eine Installation im Kunsthaus Bregenz.

    Im Erdgeschoss hängen riesige Orgelpfeifen hängen von der Decke, durch die man hindurchwandeln kann. An einer Stelle sind sie zu einer Stalinorgel gebündelt, der gefürchteten Raketenwerfer aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Rohre richten sich schussbereit nach oben. Dazu tönt aus Lautsprechern ein klagender Blues: Charles Mingus Anti-Atombomben-Lied, neu eingespielt von einer Band um den Vorarlberger Jazzpianisten Peter Madsen und gesungen von George Nussbaumer.

    Das klingt nicht nach Trost und Heil, sondern nach Tod und Zerstörung

    Alles zusammengenommen wirkt diese „Tonskulptur“ nicht wie eine harmlose Klanginstallation, sondern wie ein Raketen-Regen. Die Pfeifen mit ihren nach unten gerichteten Spitzen, die Export bei einer Kirchenrenovierung in ihrer Geburtsstadt Linz erstanden hat, sind keine sakralen Klangkörper mehr, die von Trost und Heil künden, sondern Tod und Zerstörung bringende Geschosse.

    Mit ihrer Unterschrift unter das "Manifest für Frieden" ist Valie Export nicht mehr glücklich

    Valie Export legt wieder einmal den Finger an den Puls der Zeit, greift ein brennendes Thema der Gegenwart auf, wie sie es schon früher getan hat. Diesmal ist es die Angst vor den Verheerungen des Krieges. Wie sehr sie selbst davon eingenommen ist, zeigt eine Unterschrift: Die feministische Künstlerin gehört zu den Erstunterzeichnerinnen des „Manifests für Frieden“ ihrer Freundin Alice Schwarzer. Nun bereue sie dies, ließ Export jetzt in Bregenz durchblicken. Sie zeigte sie unglücklich darüber, wie das Manifest „politisch ausgewertet“ worden sei.

    Mehr als die Installation ist im Kunsthaus derzeit nicht zu sehen: Das Gebäude erhält in den nächsten Wochen eine neue Beleuchtung in den Obergeschossen. Valie Export hilft also, eine Art Notbetrieb aufrecht zu erhalten. Dazu gehören auch öffentliche Diskussionsrunden, die Direktor Thomas D. Trummer jeden Donnerstagabend um 18.30 Uhr in einem von der Künstlerin Christine Lederer gestalteten „Gesprächsraum“ anbietet. Debattiert wird über Mut, Angst, Armut und Frieden.

    Valie Exports Installation ist bis 10. April 2023 zu sehen (geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 uhr, Donnerstag bis 20 Uhr; Eintritt frei).

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden