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Vermisstensuche in den Bergen: So funktioniert das Recco-Hubschrauber-System

Allgäuer Alpen

Modernste Technik bei Vermisstensuche in den Bergen: So funktioniert das Recco-Hubschrauber-System

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    So genannte Recco-Streifen erleichern die Hubschrauber-Suche von Vermissten im alpinen Gelände.
    So genannte Recco-Streifen erleichern die Hubschrauber-Suche von Vermissten im alpinen Gelände. Foto: Matthias Becker (Symbolbild)

    Wochenlang galt er als vermisst, jetzt hat man einen 24-jährigen Bergwanderer aus Niedersachsen in den Berchtesgadener Alpen am Hochkalter tot geborgen. Trotz intensiver, tagelanger Suche fanden die Bergretter zuvor nur seinen Rucksack in den Schneemassen. Dieser wurde mit Hilfe des sogenannten SAR Recco-Systems vom Hubschrauber aus geortet. Vermutlich reagierte der Detektor auf ein Signal vom Handy im Rucksack. Bei dem System handelt es sich um einen äußerst leistungsstarken Such-Detektor, der mit einem Tau am Helikopter befestigt ist.

    Wie das Recco-Hubschrauber-System funktioniert

    So ist es möglich, ein Gebiet aus der Luft nach einem Vermissten schnell abzusuchen. Große Flächen werden in 100 Meter breiten Korridoren aus einer Höhe von etwa 100 Metern mit einer Geschwindigkeit von bis zu 140 km/h überflogen. Bei einer herkömmlichen Suche wird ein Vielfaches an Zeit und Hilfskräften benötigt. Damit das System optimal funktioniert, sollte der Gesuchte einen Recco-Reflektor bei sich haben. Diese sind laut Hersteller mittlerweile in viele Produkte eingearbeitet, zum Beispiel in Jacken, Helme oder Klettergurte. Bernd Zehetleitner, Bergführer und Bergwachtler aus dem Oberallgäuer Burgberg, war an der Entwicklung des SAR Recco-Systems beteiligt.

    Stimmt es, dass auch vom Handy oder einem Laptop das Signal eines Gesuchten gesendet wird und dieses so von einem Recco-Detektor empfangen werden kann?

    Bernd Zehetleitner: Das System ist passiv. Das heißt, es gibt keinen aktiven Sender, wie beispielsweise bei einem Lawinen-Verschüttetensuchgerät (LVS). Der kleine Recco-Streifen in oder an der Kleidung reflektiert den Radar-Suchstrahl und dieses Signal wird vom Detektor empfangen. Da in einem Handy oder in anderen elektronischen Geräten Bauteile integriert sind, die das Radarsignal minimal zurückstrahlen können, kann dies in seltenen Fällen auch zu einer Ortung führen. Darauf sollte man sich aber keinesfalls verlassen.

    So wird die Ortung mit dem Recco-Hubschraubersystem durchgeführt

    Man braucht also doch Recco-Streifen, wie sie in vielen Kleidungsstücken bereits eingenäht oder auch im Sportfachhandel für etwa 25 Euro erhältlich sind?

    Zehetleitner: Ja, grundsätzlich ist das System ausschließlich für die Ortung solcher Recco-Reflektoren konzipiert. Während bei einem Recco-Reflektor die Ortungs-Reichweite über 100 Meter beträgt, sind es zum Beispiel bei einem Handy meist nur wenige Meter.

    Welche Rettungshubschrauber im deutschen Alpenraum verfügen über Recco-Detektoren?

    Zehetleitner: Für die Suche nach Vermissten und Verschütteten werden in aller Regel Maschinen der Polizei-Hubschrauberstaffel eingesetzt. Diese nehmen bei Bedarf die Recco SAR-Suchgeräte, welche bei den Bergwachten Sonthofen und Bad Reichenhall stationiert sind, an Bord. Das Suchgerät wird im Hubschrauber von einem speziell ausgebildeten Operator bedient, der bei einer Ortung aus dem Hubschrauber abgeseilt wird, um Hilfe zu leisten.

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    Zehetleitner: Durch das Recco-System "steigen die Überlebenschancen deutlich"

    Welche Chancen ermöglicht diese Technik und wo sind die Grenzen?

    Zehetleitner: Suchaktionen im Gebirge sind in jeder Hinsicht aufwendig und kostenintensiv. Es gibt immer wieder Suchen nach Vermissten, die sich über Wochen und Monate hinziehen. Teilweise werden Personen gar nicht mehr oder nur durch Zufall gefunden. Mit Recco können Vermisste, die irgendwo in der Bekleidung einen entsprechenden Reflektor mitführen, schnell gefunden werden. Für einen Betroffenen steigen dadurch die Überlebenschancen deutlich. Wären die Reflektoren ein Standard in der Outdoor-Bekleidung, könnten definitiv wesentlich mehr Menschen schnell und direkt mit dem System gefunden werden.

    Welche Erfahrungen hat man mit dem Recco-SAR-Detektor gemacht und gibt es auch Berichte über geglückte Rettungen?

    Zehetleitner: Im Alpenraum und weltweit gibt es mittlerweile diverse Einsatzerfolge, bei denen Vermisste ausschließlich durch das Recco SAR-System geortet werden konnten. Am Hochkalter wurde ja zumindest der Rucksack des Vermissten, der wohl keinen Reflektor bei sich trug, schnell lokalisiert. In einem solchen Fall kann so das Suchareal eingegrenzt werden, was ein großer Vorteil sein kann.

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