Jeder siebte bis zehnte Corona-Patient in Deutschland hat laut Studien mit Langzeitfolgen der Erkrankung zu kämpfen. Viele werden in Reha-Kliniken behandelt, manche müssen lernen, wieder selbst zu atmen. Anlässlich des bundesweiten Reha-Tages, dessen zentrale Veranstaltung an den Waldburg-Zeil-Kliniken in Wangen stattfand, berichteten deren Chefärzte aus ihrem Alltag. Das Wichtigste im Überblick:
Ab wann spricht man von Long-Covid?
Zeigen sich die Symptome länger als vier Wochen, werde dies als Long-Covid bezeichnet, sagte Josef Rosenecker, Chefarzt der Klinik für Kinder-Lungenheilkunde. Ab einer Krankheitsdauer von zwölf Wochen spreche man von Post-Covid. Bei den Symptomen gebe es ein breites Spektrum, bislang seien etwa 200 verschiedene bekannt.
Vor welchen Herausforderungen stehen die Patienten in der Reha?
Das können auch einfachste Dinge sein. Covid-Patienten in der Klinik für Neurologie kämen oft von Intensivstationen, wo sie künstlich beatmet wurden. Sie müssten dann das selbstständige Atmen und Schlucken wieder lernen, sagte Chefarzt Paul-Jürgen Hülser. Das Entwöhnen von der Beatmung sei als großes neues Feld im Klinik-Alltag hinzugekommen, sagte der Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Dominik Harzheim.
Was soll man nach einer Corona-Infektion tun, wenn man sich auch längere Zeit danach nicht fit fühlt?
Wer befürchtet, unter Post- oder Long-Covid zu leiden, sollte auf Symptome achten und diese mit dem Hausarzt abklären, empfahl Harzheim. Gegebenenfalls könne man sich auch in einer Spezialambulanz beraten lassen.
Welche Probleme drohen im Umgang mit Long-Covid?
Hier besteht Harzheim zufolge die Gefahr, dass betroffene Patienten nicht ernst genommen werden – oder die Symptome nicht zugeordnet werden können und Patienten dadurch erst zeitverzögert in der Reha auftauchen.
Sind auch Kinder und Jugendliche betroffen?
Ja, Long-Covid kommt laut Nora Volmer-Berthele, Chefärztin der Reha-Klinik für Kinder und Jugendliche, bei etwa sechs Prozent der infizierten Kinder und Jugendlichen vor. Bei stationär behandelten Kindern sei die Zahl doppelt so hoch. Atemwegsbeschwerden treten Volmer-Berthele zufolge bei zwei Prozent der Fälle auf, bei weiteren zwei Prozent allgemeine körperliche Beschwerden wie Müdigkeit und Fieber. Neurologische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Krampfanfälle oder einen anhaltenden Verlust des Geschmacks- oder Geruchssinns stelle man bei einem Prozent der Fälle fest. Psychische Belastungen wie die Entwicklung einer Depression oder Angsterkrankung treten demnach ebenfalls bei einem Prozent der Fälle auf.

Werden in den Wangener Fachkliniken vorwiegend ungeimpfte Patienten mit Post- oder Long-Covid behandelt?
Laut Studien betrage das Verhältnis von ungeimpft zu geimpft 9 zu 1, sagte Pneumologe Harzheim. In den Wangener Fachkliniken habe es bisher keine schweren Fälle bei geimpften Personen gegeben.
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