Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Wasserkraft im Allgäu: Wie groß ist das Potenzial?

Serie "Der Klima-Check"

Wasserkraft im Allgäu: Geht da noch was?

    • |
    • |
    Das Wasserkraftwerk des Allgäuer Überlandwerks in der Keselstraße in Kempten erzeugt 10,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Erbaut wurde es erstmals 1958, im Jahr 2010 wurde es neu errichtet.
    Das Wasserkraftwerk des Allgäuer Überlandwerks in der Keselstraße in Kempten erzeugt 10,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Erbaut wurde es erstmals 1958, im Jahr 2010 wurde es neu errichtet. Foto: Felix Ebert

    Bayern will bis 2040 klimaneutral werden. Manche Allgäuer Kommune hat sich sogar noch ehrgeizigere Ziele gesetzt. Um diese zu erreichen und in der Region nachhaltig etwas zu verändern, sind viele Aspekte wichtig. Vom Bau neuer Windräder über den Umgang mit Abfall bis zum Pflanzen von Bäumen. In unserer Serie „Der Klima-Check“ greifen wir jeden Samstag einen Gesichtspunkt auf, informieren über den Stand der Dinge – und zeigen auf, was noch getan werden muss. Heute geht es um die Frage: Wie viel Potenzial hat die Wasserkraft im Allgäu noch und wie funktioniert sie eigentlich?

    Sie ist Teil der Erneuerbaren Energien und wird seit Jahrzehnten genutzt, um Strom zu erzeugen: die Wasserkraft. Die Flüsse Iller, Lech und Wertach sind dabei wichtige Energielieferanten in der Region. Allein im Oberallgäu gibt es laut des Allgäuer Überlandwerks (AÜW) 97 Wasserkraftanlagen. Etwa 48.000 Haushalte können beispielsweise von fünf Wasserkraftwerken versorgt werden, die von den Lechwerken (LEW) im Allgäu betrieben werden. Der Stromerzeuger unterhält Anlagen an der Iller, die jährlich etwa 120 Millionen Kilowattstunden Strom ins Netz einspeisen. Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht 2500 Kilowattstunden pro Jahr. Bayern ist deutschlandweit sogar führend bei der Wasserkraft. 14 Prozent der gesamten Stromerzeugung im Freistaat fällt auf sie zurück.

    Lesen Sie auch: Woher kommt der Strom, den wir im Allgäu verbrauchen?

    Die Wasserkraft im Allgäu ist nahezu erschöpft

    Hat die Region noch mehr Potenzial? „Die Wasserkraft im Allgäu ist nahezu erschöpft“, sagt Stefan Nitschke, Sprecher des AÜW. Und auch vom LEW heißt es: Weitere Ausbaupotenziale sind im Allgäu begrenzt, die Flüsse in der Region seien bereits in hohem Maße ausgebaut. Ohne Wasserkraft als Teil der Erneuerbaren Energien wird es aber auch in Zukunft nicht gehen, erklärt Ralf Klocke von LEW Wasserkraft. Sie werde sogar „unverzichtbar“ bleiben. Vor dem Hintergrund des Klimawandels werden Wasser- und Sonnenenergie sich weiter ergänzen müssen: „Während niederschlagsreiche Winter zu einer hohen Wasserkrafterzeugung führen, gibt es in trockenen Sommern viel Sonnenstrom aus PV-Anlagen“, sagt Klocke.

    Was also tun? Bestehende Anlagen können weiterhin modernisiert und nachgerüstet werden, sagt Ingo Butters, Sprecher der Lechwerke. Sie werden so effizienter. 2015 erneuerte der Stromerzeuger beispielsweise drei Turbinen in einem Kraftwerk am Lechkanal. Sie waren 90 Jahre lang im Dienst. Dadurch habe man die Leistung um etwa zehn Prozent steigern können. In den vergangenen Jahren sei insgesamt viel investiert worden, um die maximale Kraft aus den Werken zu holen, sagt auch Nitschke.

    Naturschützer gegen neue Wasserkraftwerke

    Natürlich könnten einige Kraftwerke noch mehr Wasser aufstauen und so mehr Strom erzeugen. Doch die Fischerei brauche fließende Gewässer, betont Nitschke. Generell sei die Wasserkraft eine gesamtgesellschaftliche Thematik: „Kompromisse sind da notwendig“. Im Gespräch mit unserer Redaktion klagte Thomas Frey, Regionalreferent Schwaben beim Bund Naturschutz, im Sommer beispielsweise darüber, dass der Lech mittlerweile kein Fluss mehr sei, sondern eine Reihe von Staustufen. Fische hätten keinen echten Lebensraum mehr. Der Bund Naturschutz Deutschland fordert sogar, „keinerlei neue Wasserkraftwerke mehr zu bauen“.

    Die Allgäuer Anlagen sind meist sogenannte Laufwasserkraftwerke (siehe Grafik). Beispielsweise in Kempten in der Keselstraße betreibt das AÜW ein solches an der Iller. Dort wird die Energie des Flusses genutzt. Eine sogenannte Wehranlage, als Teil der Stauanlage, staut dabei Wasser künstlich auf. So entsteht ein Höhenunterschied zwischen Ober- und Unterwasser. Im Kraftwerk selbst befinden sich Turbine und Generator. Das Wasser strömt von oben nach unten und bewegt laut Allgäuer Überlandwerk so die Turbine. Dadurch entsteht Bewegungsenergie, die auf den Generator übertragen wird – der Strom ist erzeugt. Dieser wird dann in öffentliche Stromnetze gespeist.

    Lesen Sie auch: Fünf Mythen zu Energiesparen und Stromversorgung - und was Experten dazu sagen

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden