Jahrhunderte lang waren es in erster Linie überlieferte Bauernregeln, die den Menschen in gewisser Weise als Instrument für ihre Wetterprognosen dienten – und die Beobachtungen der Abläufe am Himmel. Doch in Zeiten des rapide voranschreitenden Klimawandels seien Bauernregeln nicht mehr hilfreich, sagt der aus Sonthofen stammende Meteorologe Joachim Schug.
Nachdem die Meteorologie sich in den vergangenen Jahrzehnten dank immer leistungsstärkerer Computer enorm weiterentwickelt habe, halte jetzt „die Künstliche Intelligenz (KI) ganz massiv Einzug in der Meteorologie“.
KI in der Meteorologie: Das sind die Aussichten
Was passiert oben in der Atmosphäre, wie sind die Abläufe? Vereinfacht gesagt ist das die Frage, die Meteorologen zu beantworten versuchen. Leistungsstarke Super-Computer können immer kompliziertere physikalische Prozesse in der Atmosphäre berechnen. Das aber kostet Zeit; schnelle Updates von Wettervorhersagen sind oft nicht möglich. KI könnte die Wettervorhersagen spürbar verbessern, heißt es auch beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Hier sieht man die KI nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung der klassischen Wettermodelle.
Denn KI bildet keine physikalischen Abläufe ab, sondern nutzt bisherige Daten für eine Prognose. So wurde ein KI-Modell des DWD mit Wetterdaten der vergangenen 15 Jahre „gefüttert“ und erstellt auf der Basis dieser alten Wetterdaten die Vorhersagen. Diese wiederum vergleicht die KI mit den tatsächlichen Wetterverhältnissen, „lernt“ und entwickelt so neue Muster.
Bei Extremwetter-Ereignissen und langfristigen Klimaentwicklungen sei die KI noch unzuverlässig, sagt Schug. Doch es zeichnet sich ab: Die Zukunft könne in der Kombination beider Systeme liegen, schätzt auch der DWD die Lage ein.
Werden Meteorologen ersetzt? Diese Stellen sind wegen KI in Gefahr
In einem anderen Bereich kann KI heute schon den Meteorologen komplett ersetzen: Für die Präsentation des Wetterberichts – egal ob in Schriftform oder beispielsweise im Fernsehen als Moderator werden Meteorologen bereits heute nicht mehr überall gebraucht. „In ein paar Jahren wird das alles die KI übernehmen“, ist sich Schug sicher. „Den Meteorologen, der den Wetterbericht schreibt, gibt es dann nicht mehr.“
Das sind die Aussichten für den Sommer im Allgäu
Aktuell sieht Schug eine mehr als 70-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass heuer Juli, August und September im Allgäu ungewöhnlich warm ausfallen. Eine der Ursachen: Das Mittelmeer sei um sechs bis acht Grad zu warm.
Eine der Folgen: Gewitter und Unwetter würden immer stärker, Hagelschlag nehme zu und Korngrößen mit fünf Zentimetern seien keine Seltenheit mehr. Im gesamten Alpenraum sei durch die Erwärmung „viel zu viel Energie im System“. Es sei durchaus wahrscheinlich, dass es künftig auch in Mitteleuropa Tornados geben werde.
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