Zwölf Grad am Mittag und grüne Wiesen: Winter in den Allgäuer Alpen sieht eigentlich anders aus. Auch im Touristen-Ort Bad Hindelang. Einheimische und Gäste suchen Wege, sich mit dem milden Wetter zu arrangieren.
Cafés und Geschäfte sind gut besucht, Menschen bummeln durch den Ort. Auf manchem Autodach mit auswärtigem Kennzeichen ist neben dem Träger für Skier noch einer für Fahrräder installiert. Den Winter im Wandel spürt auch Bad Hindelangs Tourismusdirektor Max Hillmeier. Zwar sei die Auslastung von Hotels und Ferienwohnungen für die Zeit der Schulferien gut. Nach Drei König gebe es aber noch Kapazitäten: „Da wird eher kurzfristig je nach Schneelage gebucht.“

Auf mehr weiße Pracht hofft auch Christoph Waibel. Der Inhaber eines Sportgeschäfts registriert vor allem einen Rückgang im Bereich Langlauf; beim alpinen Bereich sei man noch "mit einem blauen Auge davon gekommen". Aktuell gibt es in Bad Hindelang nur noch 500 Meter Loipe an der Hornbahn - was laut Hillmeier aber immerhin für die dortige Skischule noch reicht.
Alternativen zum Skilaufen: Wandern, Schlittenhunde und Kässpatzenkochkurs
Aktuell seien viele Familien im Ort, sagt Tourismusdirektor Hillmeier. Für sie wurde das Programm erweitert – mit geführten Wanderungen in die Natur, Kässpatzenkochkurs, Besuchen beim Alphornbauer oder den Schlittenhunden. Nahezu alle Angebote seien ausgebucht, sagt Hillmeier. Als Alternative zum Wintersport sieht er gerade das Wandern: Die Wege seien trocken – und viele Alpen hätten geöffnet.
Weniger Gäste auf den Skipisten, mehr im Ort: Das macht sich auch beim Emmi-Mobil bemerkbar, dem Kleinbus in Bad Hindelang, der Menschen mit Gästekarte kostenlos von A nach B bringt: „Die Nachfrage ist groß, weil die Leute bei schönem Wetter einen größeren Radius haben, als wenn sie nur auf der Skipiste sind“, sagt Hillmeier.
Zu den Gewinnern des milden Wetters gehört in Bad Hindelang auch Christoph Brutscher. Der 71-Jährige bietet sommers wie winters Kutschfahrten an – derzeit hilft ihm sein Enkel Korbinian (12). „Die Nachfrage ist jetzt riesig“, freut sich Brutscher. Gerade fährt er Manuela Bister und Wolfgang Weitz durch den Ort. Die beiden kommen aus Mönchengladbach in Nordrhein-Westfalen und sind seit zehn Jahren regelmäßig im Allgäu –eigentlich auch zum Skilaufen. „Für Anfänger wie mich reicht der Schnee noch“, lacht Bister. Nun werde eben mehr gewandert.
Wegen zu warmen Wetters - Wohnmobilfahrer reisen vorzeitig ab
Das sieht auch ein Paar aus München so. Es ist im Hotel Wiesengrund von Alexander Kullmann abgestiegen. Der Chef gibt ihnen Touren-Tipps: „Geht doch mal die alte Jochstraße hoch“, sagt er. Doch nicht alle Gäste nehmen den fehlenden Schnee so entspannt zur Kenntnis: „Gerade Wohnmobilfahrer, die eigentlich für zehn Tage einen Stellplatz gemietet hatten, reisen nach ein paar Tagen wieder ab – die sind wie die Zugvögel“, sagt Kullmann. Aktuell seien wegen des Wetters zehn Wohnmobilfahrer wieder frühzeitig gefahren – bei Kullmanns 40 Stellplätzen ein Viertel. Wenn es Stammgäste sind, stelle er die Fehltage nicht in Rechnung, sagt der Gastronom. Andere müssten die gesamte Buchung zahlen.
Dennoch ist Kullmann mit der Lage zufrieden: Insgesamt sei die Auslastung bei den Stellplätzen, aber auch im Hotel und im Restaurant gut. Im Winter sei es ohnehin ruhiger als im Sommer. Aber wie Kurdirektor Hillmeier hofft er auf Schnee. Weil’s einfach besser in die Jahreszeit und die winterliche Stimmung passt. Es gibt aber auch im Allgäu derzeit noch laufende Lifte.