Gleich zwei Einsätze der Bergwacht am Schrecksee, bei denen die Retter Wanderer bergen mussten, sorgten in den vergangenen Wochen für Aufsehen in der Region.
"Alle Wanderer, die wir bei den vergangenen Einsätzen dort angetroffen haben, waren nicht annähernd in der Lage, die Gefahren einzuschätzen und haben sich völlig ahnungslos in Lebensgefahr gebracht. Bitte kommt doch im Sommer wieder", schreibt die Bergwacht Hinterstein auf Facebook. Doch heißt das im Umkehrschluss, Wandern in den schneebedeckten Allgäuer Bergen ist im Winter ganz tabu? Wir haben bei der Bergwacht Hinterstein und der Alpininfo Oberstdorf nachgefragt.
Winterwandern im Allgäu: Für Unerfahrene ist das Hochgebirge laut Bergwacht tabu
Für das Bergsteigen bei den aktuellen Bedingungen im Hochgebirge - etwa am Schrecksee - gebe es keine Richtlinien und Tipps, macht Raphael Müller, Bereitschaftsleiter der Hintersteiner Bergwacht, deutlich. Für solche Wanderungen müsse man ein erfahrener Bergsteiger mit Ausbildung sein und eine eigenständige Einschätzung zu den Verhältnissen treffen können. Für alle anderen sei das Hochgebirge derzeit tabu.

Auch ein Mitarbeiter der Alpininfo in Oberstdorf rät Wanderern davon ab, ohne spezielle Ausrüstung und Ortskenntnisse im freien Gelände oberhalb der Schneegrenze bergzusteigen. Skitourengeher und Schneeschuhwanderer sollten eine Sicherheitsausrüstung dabei haben. Dazu zählen etwa Piepser, Lawinensonde und Schaufel, die im Falle eines Lawinenunglücks helfen, den Verunglückten zu bergen.
Tobelwege können im Allgäu im Winter nicht für Bergsteiger gesichert werden
Grundvoraussetzungen für alle Unternehmungen im alpinen, nicht gesicherten Gelände seien laut des Mitarbeiters: entsprechende Erfahrung, die Lawinengefahr fachlich beurteilen zu können und eine Sicherheitsausrüstung dabeizuhaben, mit der man umzugehen weiß. Tobelwege und einige andere Sommerwanderwege könnten im Winter nicht präpariert und gesichert werden.
Eine Möglichkeit, bei der auch durchschnittliche Wanderer in höheren Lagen unterwegs sein können, sind spezielle Winterwanderwege an Bergbahnen. Von der Alpininfo Oberstdorf werden beispielsweise die Wanderungen am Nebelhorn ab der Bergstation oder Seealpe genannt, ebenfalls der Höhenpanoramaweg, der an der Bergstation der Söllereckbahn beginnt. Die Empfehlungen unserer Redaktion für die schönsten Winterwanderwege im Allgäu finden Sie hier. Sieben Tipps für für Schneeschuh-Wanderungen im Allgäu lesen Sie hier.
Wo Menschen derzeit im Allgäu Bergwanderungen machen können
Wer im Winter in den Bergen wandern will und kein erfahrener Bergsteiger mit Ausbildung und Ausrüstung ist, bleibt also lieber auf den Wegen unterhalb der Schneegrenze oder ist auf präparierten und gesicherten Winterwanderwegen bei Bergbahnen unterwegs. Bei der Tourenplanung kann auch ein Blick auf die zahlreichen Webcams auf den Allgäuer Bergen nicht schaden. So erkennt man schnell, wo und wieviel Schnee liegt.
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