Die neue Altersbeschränkung für den Impfstoff von Astrazeneca hat auch Folgen für die Impfkampagne in Bayern.
Bild: Jens Büttner, dpa (Symbolbild)
Die neue Altersbeschränkung für den Impfstoff von Astrazeneca hat auch Folgen für die Impfkampagne in Bayern.
Bild: Jens Büttner, dpa (Symbolbild)
Die neue Altersbeschränkung für den Impfstoff von Astrazeneca hat auch Folgen für die Impfkampagne in Bayern. Antworten auf viele Fragen sind aber am Mittwoch noch offen.
Unter 60-Jährige sollen grundsätzlich nicht mehr mit Astrazeneca geimpft werden - allenfalls "nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung". Konkret bedeutet das beispielsweise, dass aktuelle Impftermine von Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern vielerorts abgesagt wurden. In einigen Regionen finden die Termine mit anderen Impfstoffen statt.
Eine automatische Umbuchung auf einen anderen Impfstoff erfolgt grundsätzlich nicht, zumindest nicht zentral, sagt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. "Voraussetzung dafür wäre ein ausreichender Vorrat des anderen Impfstoffs. Dies kann nicht zentral, sondern muss durch jedes Impfzentrum individuell beurteilt werden." Die Impfwilligen behielten aber auch nach der Stornierung des Impftermins ihren Einladungsstatus und könnten sich bei vorhandenen Terminangeboten einen neuen Termin auswählen. Aber: Die Änderung des Programms nach der Astrazeneca-Änderung sei noch "in Umsetzung". In München beispielsweise sollen die ausgesetzten Impfungen des Schul- und Kita-Personals nach Ostern mit dem Impfstoff Biontech wieder aufgenommen werden, sofern die Lieferungen wie angekündigt ankommen.
In den Sonderimpfzentren der Polizei wurden bisher knapp 17.000 Impfungen durchgeführt, gut 16.000 davon bei unter 60-Jährigen (und darunter 4000 Frauen). "Gerade in den nächsten Tagen waren große Impfdurchgänge angesetzt", berichtet der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Jürgen Köhnlein. Ohne die neuen Regelungen hätten sämtliche impfwilligen Beamten ihre erste Spritze bis Mitte April erhalten. Wie es nun mit den Impfungen der Polizeikräfte weitergeht, bleibt am Mittwoch zunächst offen.
Über 60-Jährige können auch die zweite Dosis von Astrazeneca bekommen, heißt es vom Bundesgesundheitsministerium. Auch Jüngere, die schon die erste Dosis bekommen haben, können das nach Rücksprache mit dem impfenden Arzt "und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung" tun. Die zweite Möglichkeit: Warten auf eine Expertenempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Da die Astrazeneca-Impfung in Deutschland im Februar begonnen hat und zwölf Wochen Abstand zur zweiten Dosis empfohlen werden, steht für die meisten der zweite Piks ab Mai im Kalender. Die Stiko will vorher eine Stellungnahme zur Zweitimpfung vorlegen, auch ob es eventuell möglich ist, für die Zweitimpfung ein anderes Präparat zu verwenden.
Momentan sind in der Impfreihenfolge nach den über 80-Jährigen eigentlich erst einmal die über 70-Jährigen an der Reihe. Die Bundesländer können bei Astrazeneca nun aber davon abweichen und auch schon für Menschen ab 60 aktuelle Impftermine vergeben. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat am Mittwoch auch schon angekündigt: "Wir setzen das um." Ab wann genau sich die 60- bis 69-Jährigen mit Astrazeneca impfen lassen können und wo - in den Impfzentren und/oder beim Hausarzt - konnte das Ministerium aber zunächst nicht sagen. Offen blieb auch, ob und wann über 60-Jährige, die sich online bereits für eine Impfung registriert haben, nun eine Einladung zur Astrazeneca-Impfung in ein Impfzentrum bekommen.
Von der Stadt München hieß es, es müsse zunächst das bayerische Registrierungsportal BayIMCO angepasst werden. Bisher nämlich sei dort die nun notwendige Differenzierung nach Alter nicht möglich.
Das sind rund 1,6 Millionen Menschen. Mindestens 112.800 davon haben laut Ministerium schon eine Erstimpfung erhalten, etwa aufgrund ihres Berufs, einer medizinischen Indikation oder ihrer Wohnsituation.
Die ersten Hausärzte in Bayern sollen vor Ostern wie geplant den Impfstoff Astrazeneca verabreichen. Den 1635 Praxen stehen dafür mehr als 33 000 Impfdosen zur Verfügung. "Wir haben alles dafür getan, um noch vor Ostern mit den Impfungen bei den Hausärzten durchzustarten. Das ist ein wichtiges Signal", sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Mittwoch in München. Die allermeisten Patienten mit Impftermin sind laut Kassenärztlichen Vereinigung ohnehin über 60 Jahre alt und damit nicht vom Impfstopp betroffen.
Schon vor dem Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz hätten Patienten aller Altersgruppen viele Fragen zu dem Impfstoff gehabt, sagt Wolfgang Ritter vom Vorstand des Bayerischen Hausärzteverbandes. "Da war schon sehr viel Aufklärung gefordert." Nach dem Teil-Impfstopp sei die Verunsicherung noch ein bisschen größer. Der Mediziner betont: "Wenn ich Ihnen als Hausarzt sage: Ich bin mir sicher nach den Daten, Sie können in Ihrer Altersgruppe diesen Impfstoff gut nehmen, der schützt Sie vor Tod oder schwerer Krankheit, dann haben wir die beste Chance, diesen Impfstoff auch an die Patienten zu bekommen. Und das muss ja das Ziel sein."
Es gebe keine Rückmeldung aus den Praxen, dass Impftermine vermehrt ausfallen, erklärt eine Sprecherin des Bayerischen Hausärzteverbands am Mittwoch. Sollte ein Termin abgesagt werden, könnten die Ärzte schnell den nächsten Patienten kontaktieren. Dafür hätten sie extra Listen mit Patienten erstellt, die dringend gegen das Coronavirus geimpft werden müssen. "Dass Impfstoff nicht rechtzeitig verimpft und entsorgt werden muss, ist aktuell nicht zu befürchten", betonte sie.
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