14- und 15-Jährige sollen künftig in Gaststätten keinen Alkohol mehr bekommen, auch wenn die Eltern dabei sind. Das so genannte begleitete Trinken, das seit den 1950er Jahren im Jugendschutzgesetz steht, soll abgeschafft werden. Das hat der Bundesrat am Freitag auf Antrag des Länder Bayern und Mecklenburg-Vorpommern beschlossen.
Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach bezeichnete die Bestimmung als veraltet und gefährlich. „Sie verharmlost, was Alkohol bei jungen Menschen anrichten kann.“ Befürworter des begleiteten Trinkens argumentieren, dass die Jugendlichen unter Aufsicht der Eltern einen verantwortungsvollen Umgang mit der Droge erlernen. Gerlach hält das für Quatsch. „Das kann die Problematik sogar verschärfen. Denn dadurch wird den Kindern signalisiert, dass das Trinken von den Eltern unterstützt wird.“ Die bayerische Bundesratsinitiative gegen das begleitete Trinken verfügt über breite Rückendeckung. Bereits vor einem Monat hatten die Gesundheitsminister der Länder eine Änderung des Jugendschutzgesetzes gefordert. Der damalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte schon vor einem Jahr ein Verbot des begleiteten Trinkens verlangt.
Ein Land im Rausch: Weltgesundheitsorganisation kritisiert Deutschlands Alkohol-Gesetze
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Deutschland wegen seiner laschen Alkoholgesetze zuletzt kritisiert. Kern der Vorwürfe: Bier, Schnaps und Wein sind zu billig, die Werbung ist zu leicht möglich und die Altersbeschränkungen für den Erwerb sind zu niedrig. In Deutschland dürfen Jugendliche Bier, Wein und Sekt ab 16 kaufen, in Frankreich oder Großbritannien beispielsweise erst ab 18. Auch dort sieht das Gesetz „begleitetes Trinken“ vor, allerdings erst ab 16 Jahren. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene empfindlicher als Ältere auf Alkohol reagieren, weil sich Organe und Gehirn noch entwickeln.
So viel trinken Jugendliche in Deutschland
Ungeachtet dessen ist der Gebrauch von Alkohol bei Jugendlichen in Deutschland weit verbreitet. Das belegt eine Studie des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (früher Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) aus dem Jahr 2023. Danach haben 65,1 Prozent der männlichen und 60,8 Prozent der weiblichen 12- bis 17-Jährigen schon einmal Alkohol getrunken. Regelmäßig einen Rausch trinken sich 17 Prozent der männlichen Jugendlichen an sowie 13 Prozent der Mädchen. Nach Angaben der Techniker Krankenkasse sind Mädchen und Jungen durchschnittlich 13 Jahre alt, wenn sie das erste Mal Alkohol trinken und viele haben mit 14 ihren ersten Rausch. Die Zahl der alkoholbedingten Klinikaufenthalte bei Kindern und Jugendlichen sei seit 2004 sogar um mehr als 80 Prozent gestiegen.
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