Viele hundert Jahre ist es schon her, da lebten die vielleicht mächtigsten Schwaben aller Zeiten: Die Staufer, wie etwa Kaiser Friedrich Barbarossa, stellten mehrere deutsche Herrscher – aber mit dem Schwaben, wie wir es heute als bayerischen Regierungsbezirk kennen, hatte die Herkunft der Staufer nur am Rande zu tun. Die Burg Hohenstaufen, im heutigen Baden-Württemberg auf der Schwäbischen Alb gelegen, ist ohnehin inzwischen nur noch eine Ruine, und den Beruf des Politikers nach heutiger Definition gab es zur Hochzeit der Staufer auch nicht.
Aber auch das bayerische Schwaben hat in den vergangenen Jahrzehnten einige bekannte Politiker hervorgebracht. Manche haben ihren Ruhm weniger ihrem Amt als anderen Eigenschaften zu verdanken, und nicht in jedem Fall bleibt ihr Wirken in guter Erinnerung – im Gegenteil, auch eine der zentralen Figuren der Nazi-Diktatur stammt aus dem Südwesten Bayerns. Viele Frauen aus Schwaben haben es indes noch nicht zu größerer Bekanntheit in der Politik gebracht.
- Theo Waigel
Der 86-Jährige aus der Nähe von Günzburg gehört zweifelsohne zu den Granden der Politik – nicht nur in Schwaben, sondern auch in Bayern und Deutschland. Rund ein Jahrzehnt lang Vorsitzender der CSU und Bundesfinanzminister, bestimmte Theo Waigel die Geschicke des Landes lange mit. Als Ehrenvorsitzender der CSU ist er auch heute noch präsent, sein Blick von der Seitenlinie auf das aktuelle politische Geschehen ist weiter gefragt.
Diese Politiker aus Schwaben waren Minister in Berlin
- Gerd Müller
Wie Waigel kommt auch der Krumbacher Gerd Müller aus dem Landkreis Günzburg. Zwar ist er nicht einmal der berühmteste Gerd Müller aus Schwaben, mit seiner achtjährigen Amtszeit als Bundesentwicklungsminister hinterließ er jedoch ebenfalls seine Spuren weit über den Regierungsbezirk hinaus. Der 70-Jährige ist CSU-Mitglied und inzwischen UN-Kommissar.
- Walter Riester
Noch ein ehemaliger schwäbischer Bundesminister, allerdings keiner aus der CSU, sondern der SPD. Walter Riester kam in Kaufbeuren auf die Welt, seine Wirkungsstätte lag aber überwiegend im württembergischen Teil Schwabens. Von 1998 bis 2002 war er unter Bundeskanzler Gerhard Schröder Arbeitsminister, als sein politisches Vermächtnis bleibt die Riester-Rente, eine staatliche bezuschusste private Altersvorsorge. 2009 verließ der heute 82-Jährige den Bundestag.
- Ignaz Kiechle
Der Kemptener Iganz Kiechle saß für die CSU 25 Jahre lang im Bundestag und prägte in dieser Zeit nicht nur seine Partei, sondern auch die Agrarpolitik eines ganzen Kontinents. Unter Helmut Kohl war er von 1983 bis 1993 Bundeslandwirtschaftsminister und maßgeblich dafür verantwortlich, dass europaweit die Milchproduktion reglementiert wurde. Sein Wirken passte zu seiner Herkunft: Er nannte sich selbst überzeugten Europäer und Landwirt, wuchs auf einem Bauernhof auf. In seiner Heimatstadt starb er 2003 im Alter von 73 Jahren.
- Jürgen Möllemann
Wie Riester war auch Jürgen Möllemann Bundesminister, Anfang der Neunziger sogar zeitweise Vizekanzler hinter Helmut Kohl, und wie Riester wirkte Möllemann auch vorwiegend außerhalb Schwabens. 1945 in Augsburg geboren, wuchs er in Nordrhein-Westfalen auf und kam 1972 für die FDP in den Bundestag.

Nicht nur sein Aufstieg in hohe Ämter als Bildungs- und Wirtschaftsminister oder Parteichef in NRW bleiben von ihm Erinnerung, sondern auch einige Skandale. 2003 starb er beim Ausüben seiner Leidenschaft, einem Fallschirmsprung. Die Vermutung, er könnte den Freitod gewählt haben, ist bis heute unbestätigt.



Wie Richter Alexander Hold vom Fernsehstar zum Politiker wurde
- Alexander Hold
Der Vizepräsident des Bayerischen Landtags ist der Einzige in dieser Liste, der seine Bekanntheit nicht der Politik zu verdanken hat – sondern dem Nachmittagsprogramm des Privatfernsehens. Von 2001 bis 2013 amtierte der Kemptener als Fernsehrichter in der nach ihm benannten Gerichtssendung von Sat1, bevor er seinen Weg in die Politik fand. Über Stadtrat und Bezirkstag wurde er zum Kandidat der Freien Wähler für die Bundespräsidentenwahl 2017, 2018 zog der 63-Jährige schließlich in den Landtag ein.
- Klaus Holetschek
Der wohl aktuell bedeutendste schwäbische Politiker ist der Allgäuer Klaus Holetschek. Der 60-jährige CSU-Politiker gehört zum engsten Kreis der Machtzentrale in der Partei, ist Fraktionschef im Landtag und gilt als stärkster Mann hinter Ministerpräsident und Parteichef Markus Söder. Zuvor verdiente er sich seine Sporen als Manager der Corona-Krise im Freistaat, um die er sich von 2021 bis 2023 als Gesundheitsminister kümmern musste.
- Claudia Roth
So männlich dominiert diese Liste bislang ist – an die Bekanntheit dieser Frau aus Augsburg kommen die meisten schwäbischen Politiker nicht heran. Claudia Roth war schon Vorsitzende der Grünen, Bundestagsvizepräsidentin und Kulturstaatsministerin, aber auch Managerin der ikonischen Band Ton Steine Scherben. Nicht nur dieses Engagement, auch ihr polarisierendes Auftreten verschafften der 70-Jährigen auffällig große Bekannheit: Als Vertreterin des linken Fügels der Grünen gilt sie in konservativen und rechten Kreisen oft als rotes Tuch, ihre Anhänger schätzen jedoch ihre laute, schlagfertige und offene Art.

- Heike Heubach
Die SPD-Abgeordnete Heike Heubach ist die zweite Frau auf dieser Liste – und eine Politikerin, die Geschichte schrieb. Kurze Zeit nach Beginn ihres politischen Engagements im Stadtrat von Stadtbergen im Augsburger Land zog sie in den Bundestag ein. Das Besondere daran: Heubach ist die erste gehörlose Abgeordnete dort. 2025 gelang der 45-Jährigen der Wiedereinzug ins Parlament.
- Alfred Sauter
Alfred Sauter war jahrelang eines der Urgesteine der schwäbischen CSU. Der 75-Jährige saß sowohl im Bundes- als auch im Landtag, war bayerischer Vorsitzender der Jungen Union und bayerischer Justizminister. Auch als Anwalt gefragt und respektiert, erregte er zudem Aufsehen mit seinem trockenen Konter auf Ministerpräsident Edmund Stoiber: „Schafscheiß!“, rief Sauter während einer Rede Stoibers in einer Kabinettssitzung aus, als dieser vortrug, warum er Sauter als Justizminister entlassen würde. In Erinnerung wird Sauter jedoch vor allem als zentrale Figur des Maskenskandals bleiben. 2021 kam ans Licht, dass er wie der Bundestagsabgeordnete Georg Nüsslein – wie Sauter aus dem CSU-Kreisverband Günzburg – viel Geld mit der Vermittlung von Produktionsausfträgen von Schutzmasken verdient hatte. Gerichtlich wurden zwar alle Vorwürfe fallen gelassen, politisch waren jedoch beide erledigt.
- Julius Streicher
Den unrühmlichen Tiefpunkt dieser Liste setzt Julius Streicher aus Dinkelscherben im Landkreis Augsburg. Als hoher Kader der NSDAP schaffte er mit dem antisemitischen Hetzblatt „Der Stürmer“ sein Lebenswerk. Weil er darin die Vernichtung der Juden propagierte, wurde er 1946 in den Nürnberger Prozessen zum Tode verurteilt und gehängt.
Anmerkung der Redaktion: Diese Auflistung ist lediglich eine Auswahl bekannter Namen, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Nach einigen Hinweisen von Leserinnen und Lesern haben wir die Liste noch ausgebaut. Fortsetzung folgt.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden