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Ein Leben zwischen München und dem Ostallgäu

BR-Moderator aus Pfronten

Ein Leben zwischen München und dem Ostallgäu

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    Johannes Hitzelberger spricht die Nachrichten auf Bayern 2 und BR-Klassik und führt durchs Programm von Klassik- und Volksmusiksendungen.
    Johannes Hitzelberger spricht die Nachrichten auf Bayern 2 und BR-Klassik und führt durchs Programm von Klassik- und Volksmusiksendungen. Foto: Matthias Becker

    Es gibt nicht viele Allgäuer, die als Moderatoren und Sprecher beim Bayerischen Rundfunk in München arbeiten. Einer von ihnen ist Johannes Hitzelberger aus Pfronten. Er spricht die Nachrichten auf Bayern 2 und BR-Klassik, er führt durchs Programm von Klassik- und Volksmusiksendungen, stellt seine Stimme für Radio-Features und Sendungen im Fernsehen zur Verfügung. Aber wie schaut Johannes Hitzelberger aus? Was macht der Mann mit der sonoren Bassstimme, wenn er nicht im Radio moderiert?

    Für ein Treffen schlägt er ein gemütliches Wirtshaus in der Ortsmitte von Pfronten vor. Hitzelberger kommt gerade aus München, wo er die eine Hälfte seines Lebens verbringt. Er hat sich eine 35-Quadratmeter-Wohnung gemietet, um dem Bayerischen Rundfunk nahe zu sein, wo er als Sprecher arbeitet.

    Die andere Hälfte seines Lebens verbringt er im Ostallgäu. Mit seiner Lebensgefährtin lebt er in Füssen. Aufgewachsen ist er aber in Pfronten, genauer gesagt in Gschön am Fuße des Breitenbergs, einem kalten Ort mit wenig Sonne, wie Hitzelberger erklärt. Hier hat er Kindheit und Jugend verbracht, hier hat er von klein auf Volksmusik gemacht. In Pfronten organisiert er seit einigen Jahren in der Vorweihnachtszeit ein alpenländisches Adventssingen in der Kirche; seine Mutter hat es bis zu ihrem Tod fast 40 Jahre geleitet. Er zieht nicht nur die Strippen im Hintergrund, sondern ist auch auf der Bühne präsent: als Gitarrist im Duo Hitzelberger-Sauerwein und als Geiger in der Pfrontener Stubenmusik.

    Bei der Volksmusik sei er Traditionalist, sagt er. Ein liberaler Traditionalist allerdings, der auch Veränderungen gelten lässt. Sein Credo: „Das Alte braucht keine Angst zu haben vor dem Neuen.“

    „Das Alte braucht keine Angst zu haben vor dem Neuen.“Johannes Hitzelbergers Credo

    Wer sich mit Johannes Hitzelberger in besagtem Pfrontener Wirtshaus unterhält, hört wenig vom gediegenen Hochdeutsch, das er im Radio sprechen muss. Der Mann mit der schicken schwarzen Brille, dem beigefarbenen Trachtenjanker und dem Dreitagebart bestellt sich eine Halbe Bier und fängt an, über Mundart zu philosophieren – im „Pfrontar“ Dialekt. Den hat er immer gesprochen, selbst noch als er nach dem Abitur an der Münchener Universität Französisch und Latein fürs Lehramt studierte. Ein Zettel am Schwarzen Brett des Instituts aber brachte ihn auf einen anderen Lebensweg. Der Bayerische Rundfunk suchte Sprecher. Hitzelberger bewarb sich, wurde genommen. Und musste dann ein „neutrales Hochdeutsch“ lernen – wie es eben beim Rundfunk üblich ist.

    Manchmal darf er im "Pfrontar" Dialekt moderieren

    Neuerdings gibt es eine Ausnahme. Auf dem neuen Digitalsender BR Heimat darf er manchmal abends um 19 Uhr eine Stunde lang zum „Feierabend“ im Dialekt plaudern. Freilich in einer abgespeckten Version, damit auch die Franken und Bayern den Allgäuer verstehen. Während sein Chef bisweilen klagt, er übertreibe es mit der Mundart, seien seine Pfrontener Freunde gegenteiliger Meinung. „Die rügen mich, dass der Dialekt zu verwässert sei“, sagt Hitzelberger lächelnd.

    Als Kind mied er Bühnen. Er sei zu schüchtern gewesen, sagt er. Deshalb wollte er nicht Ministrant werden. Das hat sich inzwischen geändert. Hitzelberger sitzt nicht nur hinter Mikrofonen. Seine Stimme und seine Erfahrung als Sprecher sind überall gefragt – bei Moderationen in der Philharmonie im Münchner Gasteig ebenso wie bei Volksmusikveranstaltungen. Oder als Sprecher bei „Advent im Allgäu“ am Samstag im Kemptener Stadttheater. „Es hat lange gedauert, bis ich souverän vor Publikum moderieren konnte“, sagt er. Lampenfieber kennt er zwar immer noch, aber das gehört ja irgendwie dazu.

    Hitzelberger der Grenzgänger – zwischen Mundart und Hochdeutsch, zwischen Bierzelt und Konzertsaal, zwischen München und dem Allgäu. „Das ist sehr spannend, sehr schön“, sagt er, „aber auch ein bisschen traurig.“ Nirgendwo sei er so richtig zuhause. München liebe er zwar – aber da ist und bleibt er der Allgäuer. Und so lautet das Fazit des Sinnierens: „’S Herz schlägt in Pfronta.“ Dennoch hat er mit einer alten Familientradition gebrochen. Seit 400 Jahren haben die männlichen Hitzelbergers den Mesner von St. Nikolaus in Pfronten gestellt. Auch sein Vater versah dieses Amt. Für ihn, einen Bildhauer, sei es aber eher eine Bürde gewesen, sagt Hitzelberger. Er selbst konnte, als Halb-Münchner, die Tradition nicht fortsetzen.

    Auftritte: Zu hören und zu sehen ist Johannes Hitzelberger als Erzähler am Samstag, 3. Dezember, beim „Advent im Allgäu“ im Stadttheater Kempten um 15 Uhr (ausverkauft) und um 20 Uhr sowie als Musiker beim „Alpenländischen Singen und Musizieren zum Advent“ am Sonntag, 4. Dezember, um 16 Uhr in der Pfrontener Pfarrkirche.

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