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Goldschatz: Goldschatz-Diebstahl in Manching: Aus Münzen wurden Klumpen

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Goldschatz-Diebstahl in Manching: Aus Münzen wurden Klumpen

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    So sehen die sichergestellten Goldklumpen aus, die einst Münzen waren.
    So sehen die sichergestellten Goldklumpen aus, die einst Münzen waren. Foto: Dorothee Pfaffel

    Ein Fernmeldetechniker, ein Buchhalter, ein Filialleiter im Einzelhandel und ein Angestellter einer Abbruchfima – diese vier Männer sollen für den spektakulären Einbruchdiebstahl verantwortlich sein, der sich vergangenes Jahr im oberbayerischen Manching abgespielt hat. Die Männer im Alter zwischen 42 und 50 Jahren wurden am Dienstag in der Nähe von Schwerin festgenommen. Sie sind dringend tatverdächtig, in der Nacht vom 22. auf den 23. November 2022 den größten im 20. Jahrhundert gefundenen keltischen Goldschatz aus dem Kelten Römer Museum gestohlen zu haben. Von der Festnahme der "Profi-Einbrecherbande" berichteten am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) Innenminister Joachim Herrmann, Kunstminister Markus Blume (beide CSU), Polizeivizepräsident Guido Limmer und der Leitende Oberstaatsanwalt Nicolas Kaczynski. Doch was ist mit dem Schatz? Wurden die 3,7 Kilogramm Gold, wie befürchtet, eingeschmolzen? 

    Zumindest ein Teil, so viel steht nun fest. Wer das Foyer des LKA betrat, kam schon nach wenigen Schritten an einer Vitrine vorbei, in dem die Goldklumpen lagen, von denen nur noch vage zu erkennen ist, dass sie einmal Münzen waren. Die 18 Klumpen zu je 29 Gramm sollen einmal circa 70 Münzen gewesen sein, die jeweils 7 bis 7,5 Gramm wogen, erklärte Limmer. Jeweils vier Goldmünzen seien zu einem Klumpen verschmolzen worden. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei um den Schatz aus Manching handelt, sei sehr hoch, da die Legierung mit der besonderen Legierung des Flussgolds aus dem Manchinger Museum übereinstimmt, fuhr der Polizeivizepräsident fort. Auf die Spur gekommen sei man den mutmaßlichen Tätern durch eine DNA-Spur an einem Gegenstand, den die Ermittler mit dem Einbruch in Verbindung bringen, der allerdings außerhalb des Museums gefunden wurde. Genaueres wollte Limmer dazu nicht verraten. 

    Goldschatz-Diebstahl: Tatverdächtige agierten als professionelle Bande

    Diese DNA-Spur brachte die Ermittler voran, denn sie tauchte in der Datenbank der Polizei auf – und zwar in Zusammenhang mit mehreren anderen Einbruchdiebstählen, bei denen die Täter nie gefasst wurden, unter anderem in Casinos, einer Kfz-Zulassungsstelle und einen Supermarkt. Die Tatorte sind über das gesamte Bundesgebiet verstreut, einer liegt sogar in Österreich. Was all diese Fälle gemeinsam haben? Die Täter gingen immer nach demselben Schema vor: Sie trennten Kabel- und Telefonleitungen, um die Alarmsysteme lahmzulegen. Sie trugen immer dieselben schwarzen Overalls und auffälligen Rucksäcke. Und sie benutzten immer das gleiche blaue Werkzeug. Sowohl diese spezifische Kleidung als auch die Brecheisen, der Seitenschneider und die Astschere lagen am Donnerstag im LKA aus.

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    Im Goldschatz-Diebstahl wurden Tatverdächtige festgenommen und ein Teil des Goldes sichergestellt. Der Ermittlungserfolg in Bildern.

    Als Nächstes stellten die Ermittler fest, dass diese Overalls und die Rucksäcke von zwei bestimmten Menschen besonders häufig bestellt wurden. Indem die Beamten noch tiefer in die Finanzen dieser beiden Männer eintauchten, fanden sie heraus, dass sie auch immer wieder Fahrzeuge anmieteten, mit denen sie Objekte in anderen Städten ausspähten, zum Beispiel in Frankfurt, Trier und Pforzheim. Dadurch konnten die Polizisten ihre Kollegen an diesen Orten vor der Einbrecherbande warnen.

    Doch wer sind diese Männer? Zwei von ihnen stammen aus Schwerin, einer aus dem Umland und einer aus Berlin. Alle vier seien deutsche Staatsangehörige und hätten keinen Migrationshintergund, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Kaczynski. Zwei von ihnen seien einschlägig vorbestraft. Die drei Männer aus Mecklenburg-Vorpommern sollen auch in die anderen Einbruchdiebstähle verwickelt sein. Wie die Ermittlungen ergaben, sollen sie schon seit Ende der 1990er Jahre als Bande aktiv sein. Doch sie fielen nie auf und gerieten deshalb bisher nicht ins Visier der Polizei. 

    Die Beweislast gegen die Diebe des Manchinger Goldschatzes soll erdrückend sein

    Festgenommen wurden die Männer am Dienstag. Die Polizei wusste, dass an diesem Tag eine Übergabe oder Veräußerung der Beute beziehungsweise eines Teils davon stattfinden sollte. Dabei erfolgte der Zugriff. Einer der Männer trug die Goldklumpen in einer Plastiktüte bei sich. Ob der 43-jährige Berliner ein Käufer sei oder ein Bandenmitglied, das seinen Beuteteil in Empfang nehmen wollte, steht noch nicht fest, erläuterte der Leitende Oberstaatsanwalt. Keiner der Verdächtigen hat sich bislang zur Tat geäußert.

    Diesen Overall sollen die Täter beim Einbruch in Manching getragen haben.
    Diesen Overall sollen die Täter beim Einbruch in Manching getragen haben. Foto: Dorothee Pfaffel

    Sollten die Tatverdächtigen schuldig sein – die Beweislast soll erdrückend sein –, erwartet sie wegen schweren Bandendiebstahls eine Freiheitstrafe von ein bis zehn Jahren, sagte Kaczynski. 

    Innenminister Herrmann lobte die länderübergreifende Arbeit aller Beteiligten, insbesondere der Soko "Oppidum", und bezeichnete den Ermittlungserfolg als "herausragend". Er versprach, dass die Ermittlungen hinsichtlich der restlichen, weiterhin verschwundenen Beute – mehr als 400 Goldmünzen sowie ein Goldgusskuchen – "mit Nachdruck fortgeführt werden". Kunstminister Blume nannte den Raub des Goldschatzes einen "Anschlag auf unser kulturelles Gedächtnis" – belegen die Münzen doch, dass bereits um das zweite oder erste Jahrhundert vor Christus in dieser Gegend Handel getrieben wurde. Der reine Materialwert des Schatzes wird auf rund eine Viertelmillion Euro geschätzt, der Handelswert liegt Experten zufolge bei 1,6 Millionen Euro.

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