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Migrationsquote in der Schule: Bayern will sie für Grundschulen prüfen

Schule in Bayern

Obergrenze im Klassenzimmer? CSU will Vorschlag für Migrationsquote prüfen

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    In Bayern gibt es mehr als 6000 Schulen. Die Zahl der Kinder mit Zuwanderungsgeschichte ist dort sehr unterschiedlich hoch.
    In Bayern gibt es mehr als 6000 Schulen. Die Zahl der Kinder mit Zuwanderungsgeschichte ist dort sehr unterschiedlich hoch. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Zwei von drei Grundschulkindern in Augsburg haben einen Migrationshintergrund. Auch an manchen Schulen in anderen Regionen Bayerns lernen Schülerinnen und Schüler aus mehr als 30 Nationen zusammen. Dass Kinder mit einer nicht-deutschen Muttersprache überdurchschnittlich oft Probleme im Deutschen haben und sich beim Lernen schwerer tun, ist keine Neuigkeit. Nun zeigt sich Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) offen für eine Idee, die etwa in Dänemark schon angewandt wird: eine Deckelung von Kindern mit Zuwanderungshintergrund pro Klassenzimmer.

    „Das ist ein denkbares Modell“, hatte Prien kürzlich bei einer Sendung von Welt TV gesagt. Zur Höhe einer möglichen Obergrenze meinte die CDU-Politikerin: „Ich finde, da macht es immer Sinn, sich die Erfahrungen aus anderen Ländern anzugucken, ob das 30 Prozent oder 40 Prozent dann am Ende sind.“ Sie schränkte aber ein, dass es entscheidend sei, dass Kinder, wenn sie in die Schule kämen, Deutsch könnten – unabhängig von ihrer Herkunft.

    CSU will Migrationsquote für Bayern mit Kommunen prüfen

    Weil Bildung Ländersache ist, kann Karin Prien den Bundesländern nur Empfehlungen geben. Doch in Bayern wird die Idee einer Migrationsquote offen aufgenommen, wie Peter Tomaschko, schwäbischer Bildungsexperte der CSU im Landtag, betont: „Wir werden den Vorschlag offen diskutieren und prüfen“, sagte der Schulpolitiker am Sonntag auf Anfrage unserer Redaktion. Man müsse nun sehen, ob eine solche Maßnahme organisatorisch machbar wäre. Der Landtagsabgeordnete aus dem Kreis Aichach-Friedberg lenkt den Blick auf die jüngsten Schülerinnen und Schüler. Er kann sich vorstellen, dass eine Migrationsquote in Städten mit mehreren Grundschulen und einer je nach Stadtteil sehr unterschiedlichen Bevölkerungsstruktur durchaus umsetzbar wäre. Eine Klassenzusammensetzung, in der eine Lehrkraft ohne Schwierigkeiten unterrichten könne, sei schließlich „eine Chance für alle Kinder dieser Klasse“. Der Grundsatz müsse immer sein, „dass jedes Kind gut genug Deutsch spricht, um sinnvoll am Unterricht teilnehmen zu können“. Bislang entscheidet in Bayern die Wohnadresse danach, welcher Schule ein Kind zugewiesen wird – das sogenannte Sprengelprinzip.

    Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, sieht eine Migrationsquote eher skeptisch und ist überzeugt davon, dass sie in der Umsetzung scheitern würde: „In Augsburg zum Beispiel ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund so hoch, dass man sie mindestens bis hinter Schwabmünchen oder Fischach verteilen müsste, um eine Quote einhalten zu können – und im Gegenzug deutsche Kinder nach Augsburg fahren.“ Dieser Befürchtung eines quotentechnisch bedingten Busverkehrs durch Schwaben und Oberbayern widerspricht der CSU-Bildungsexperte Tomaschko: „In Bayern wird es keine Bustouren von der Stadt aufs Land und andersherum geben.“ Vielmehr müsse man zusammen mit den Kommunen prüfen, was möglich sei.

    Bayern setzt auf Sprachförderung in der Kita

    Düll, selbst Schulleiter des Justus-von-Liebig-Gymnasiums in Neusäß (Kreis Augsburg) sieht im Fall einer Migrationsquote noch eine andere Konsequenz voraus: „Das Ausweichverhalten deutscher Eltern raus aus dem staatlichen System und hin zu Privatschulen ginge radikal nach oben.“ Der Lehrerpräsident schlägt etwas anderes vor: „Man darf nicht nur vom Migrationshintergrund ausgehen, sondern muss den Sprachstand eines Kindes zugrunde legen. Es gibt schließlich auch Kinder mit Migrationshintergrund, die schon in Deutschland geboren sind und auch die Sprache beherrschen.“ Bei den anderen müsse man Sprachschwierigkeiten schon im Kindergarten auffangen.

    Damit wird in Bayern gerade systematisch begonnen. Erstmals mussten dieses Jahr Kinder, die im Herbst 2026 eingeschult werden, an verpflichtenden Sprachtests teilnehmen – sofern ihnen nicht ihre Erzieherinnen in der Kita eine problemlose Sprachbeherrschung bescheinigten. Die Ergebnisse der Sprachstandserhebungen zeigen, dass jedes fünfte Vorschulkind nicht gut genug Deutsch kann, um dem Unterricht einmal folgen zu können. Die betroffenen Kinder sollen in der Kita jetzt eine extra Sprachförderung bekommen, um fit für die erste Klasse zu werden. „Der Weg, den Bayern mit den neuen Sprachstandserhebungen bei Vorschulkindern einschlägt, ist der richtige“, findet Düll. Zwar befürchten Kritikerinnen und Kritiker etwa von der Opposition, dass es bei Weitem nicht genügend Personal für diese Kurse gibt. Düll sieht dieses Ressourcenproblem: „Aber wir müssen jetzt handeln, nach und nach Strukturen auf- und ausbauen, dann wird die Förderung im Kindergarten funktionieren.“

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