Alle Themen rund um Schule - das wissen Politiker ganz genau - werden vom Wahlvolk sehr bewusst wahrgenommen: Allein die 1,67 Millionen Schülerinnen und Schüler im Freistaat haben mehr als drei Millionen Eltern und ein Vielfaches an sonstigen wahlberechtigten Verwandten und Nachbarn. Wenn dann der Unterricht ausfällt oder die Schule am Ort geschlossen wird, verbreitet sich der Unmut schnell. Die meisten Parteien betonen deshalb in ihren Wahlprogrammen den Stellenwert qualitativ hochwertiger Schulbildung. Doch während die einen im Grunde mit dem Status quo ganz zufrieden sind, wollen die anderen grundlegende Änderungen. Die Deutsche Presse-Agentur fasst die wichtigsten Punkte der Parteien zusammen:
CSU:
Die CSU setzt auf "Ruhe und Planungssicherheit im Bildungssystem". Sie will am gegliederten Schulsystem ebenso festhalten wie an den Schulfächern, dem Lernen in Klassen und dem Prinzip der Leistungsbewertung durch Noten. Bis 2028 sollen alle Schülerinnen und Schüler mit Tablets ausgestattet werden. Zudem soll es 8000 neue Stellen für Lehrkräfte, Verwaltungskräfte, Sozialpädagogen und Schulpsychologen geben. Die Schulleitungen und Verwaltungen sollen von Bürokratie befreit werden. Jede rechtlich selbstständige Grundschule in Bayern soll bestehen bleiben, wo die Eltern dies wünschen. In den ersten vier Jahren wollen die Christsozialen ein besonderes Augenmerk auf die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen legen.
Grüne:
Die Grünen wollen grundlegende Änderungen: Sie streben an, dass der Nachwuchs länger gemeinsam lernt und an derselben Schule unterschiedliche Abschlüsse machen kann. Außerdem wollen die Grünen die bindenden Notendurchschnitte für den Übertritt in die weiterführende Schule abschaffen. Schulen sollen auf die Vergabe von Ziffernnoten verzichten und stattdessen alternative Formen der Leistungsbeurteilung verwenden können. Schrittweise soll es in den Klassen eine zweite pädagogische Fachkraft geben und jede Schule soll genug pädagogische, sonderpädagogische und psychologische Fachkräfte (sogenannte multiprofessionelle Teams) bekommen. Ganztagsbildung soll es auch an den weiterführenden Schulen geben, alle Kinder sollen ein digitales Endgerät bekommen, Inklusion und Integration gestärkt und regionales Bio-Essen durch Zuschüsse für alle erschwinglich werden.
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Freie Wähler:
Die Freien Wähler wollen das dreigliedrige Schulsystem ebenso beibehalten wie sämtliche Schulstandorte. Lehrpläne hingegen seien kritisch zu überprüfen, etwaige Kürzungen sollten für Wiederholungen in den Kernfächern und praxisnahe Unterrichtsfächer genutzt werden. Multiprofessionelle Teams sollen die Schüler an allen Schularten unterstützen und die Schulsozialarbeit ausgeweitet werden. Die Mittelschulen als Wegbereiter der dualen Ausbildung sollen besonders gestärkt werden. Außerdem soll es Wirtschaftsschulen ab der fünften Klasse und Zuschüsse für eine frische Verpflegung geben.
AfD:
Die AfD will das System aus Mittelschule, Realschule, Gymnasium und Förderschule erhalten. In allen Schultypen soll das Leistungsprinzip gelten. Die Schüler sollen zum Aufbau einer breiten Allgemeinbildung das gesamte Bildungsspektrum kennenlernen, wobei der Schwerpunkt in der Grundschule auf gegenständlichem Begreifen und Textverständnis liegen soll. Die Mittelschulen sollen gestärkt werden, um die Grundlagen für eine erfolgreiche Ausbildung zu vermitteln, der Anteil der Gymnasiasten hingegen gesenkt werden. Die AfD will alternative Schul- und Lernformen auch außerhalb des etablierten Schulsystems bei Nachweis des entsprechenden Leistungsfortschritts ermöglichen.
SPD:
Die SPD will zusätzlich zu den bisherigen Schularten die Gemeinschaftsschule einführen. Bis dahin soll die Entscheidung über die Schullaufbahn in die Hände von Eltern und Lehrkräften gegeben und das Übertrittszeugnis abgeschafft werden. In einer Klasse sollen mittelfristig höchstens 20 Kinder sitzen, die von multiprofessionellen Teams begleitet werden. Die Bewertung der Lernfortschritte soll auch auf alternativen Wegen möglich sein. Es soll einen Rechtsanspruch auf einen gebundenen Ganztag auch an den weiterführenden Schulen geben, und Bildung von der Kita bis zum Meister inklusive aller Lernmittel kostenlos sein - auch bei digitalen Endgeräten. Frühstück und Mittagessen soll es ebenfalls gratis geben. Das Ziel der Sozialdemokraten: Kein junger Mensch soll das Bildungssystem ohne einen Abschluss verlassen.
- Zum Thema:
FDP:
Die FDP will weniger Zentralismus, mehr Vergleichbarkeit und mehr Wahlmöglichkeiten. Die Liberalen setzen auf Bildungsgutscheine, wodurch Schulen je Schüler einen Pauschalbetrag bekommen sollen, um passgenaue Bildungsangebote zu schaffen. Staatliche Vorschriften sollen mindestens halbiert, die Lehrpläne entschlackt werden. Der klar definierte Kernbestandteil soll dann jedoch zentral abgeprüft werden - auch als Teil der Übertrittsnote. Es soll einen Rechtsanspruch auf ein hochwertiges Ganztagsangebot bis zur sechsten Klasse und für jeden ein digitales Endgerät geben. Auch die FDP will mehr Lehrkräfte, multiprofessionelle Teams, Inklusion und: Statt Religions- und Ethikunterricht soll es einen gemeinsamen Dialogunterricht zu Religions- und Weltanschauungsfragen geben. Außerdem soll der Unterrichtsstart auf 9.00 Uhr verschoben werden.