Was macht den Schnee so magisch?
Für eine tiefenpsychologische Analyse hat Marcel Beaufils vom Rheingold-Institut zahlreiche Interviews mit Schneesportlern und Urlaubern ausgewertet. „Schnee zaubert unsere Alltagsprobleme weg“, sagt er. Im Schnee erlebe der Wintersportler die „fließende Leichtigkeit“. Diese überaus positive emotionale Wirkung gelte es zu nutzen. Beaufils: „Schnee macht alles hell und wie neu. Es ist wie eine Art Wiedergeburt.“ Auch Professor Hubert Siller (Innsbruck) schwärmt: „Sport, Landschaft, Spaß, das ist Wintersport.“ Und die Allgäuer Junioren-Weltmeisterin im Telemarken, Johanna Holzmann, sagt: „Wenn es – wie jetzt – oben in den Bergen allmählich weiß wird, weiß ich, dass es bald losgeht.“ Da komme dann Vorfreude auf die Wintersaison auf.
Was ist, wenn der Schnee ausbleibt?
Schnee sei ein „Jahrhundertglück“, sagt Florian Phleps von der Tirol Werbung und weist auf die große wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus hin. Maschinenschnee, also künstlich hergestellter, dürfe „nicht verteufelt werden“, meint Peter Lorenz vom Verband Deutscher Seilbahnen. Selbstbewusst behauptet er für die Bergbahnen: „Wir arbeiten nachhaltig.“ Wintersportlern versichert er: „Man braucht kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man Ski fährt.“
Es liegt in unserem eigenen Interesse, die Auswirkungen auf die Umwelt durch den Wintersport zu reduzieren. Walter Vogel, Deutscher Skiverband
Welches Verkehrsmittel ist am umweltfreundlichsten?
Auch diese Frage zog sich wie ein roter Faden durch den Kongress. Denn klar ist: Berg- und Wintersportler sind oft auch Motorsportler – weil sie häufig mit dem Auto unterwegs sind. Wobei der nur von einer Person benutzte Pkw der Umwelt am meisten schadet. Professor Hanns Michael Hölz vom Snowboardverband spricht sich dafür aus, „alle Reisen unserer Spitzensportler klimaneutral zu stellen“, also eine Ausgleichsabgabe zu zahlen. Am wenigsten klimaschädlich ist übrigens die Anreise im voll besetzten Reisebus.
Wie ist zu erreichen, dass mehr Gäste auf der Schiene anreisen?
Einig waren sich die Experten, dass Wintersport-Urlauber nur dann vom Auto auf die Bahn umsteigen, wenn die An- und Abfahrt schon im Vorfeld – möglichst zu einem attraktiven Preis – mitgebucht werden kann. Jörg Peter Krebs, Tourismus-Direktor aus der Schweiz, hob hervor, dass die Eidgenossen schon seit jeher „ferrosexuell“ seien: „Das Eisenbahnfahren liegt in unserer DNA.“ Wichtig sei die letzte Meile zum Hotel – und die müsse für den Reisenden möglichst bequem sein. Die Hoteliers in Tirol, berichtete Florian Phleps von der Tirol-Werbung, würden jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag in neue Mobilitätskonzepte investierten. Sybille Wiedenmann als Geschäftsführerin der „Allgäu Top Hotels“ bemängelte vor allem die schlechten Zugverbindungen ins Allgäu: „Wir können das unseren Gästen momentan nicht guten Gewissens anbieten.“ Dr. Matthias Feil von der Deutschen Bahn versprach: „Wir werden im Zuge des Klimaschutzpaketes ganz stark daran arbeiten, die Qualität auf der Schiene zu heben.“
Es hilft nichts, wenn wir den Klimawandel leugnen. Das Thema müssen wir gemeinsam angehen.Professor Ralf Roth (Dt. Sporthochschule)
Wie nachhaltig sind die Investitionen für die Nordische Ski-WM 2021?
39 Millionen Euro werden in die Sportstätten Oberstdorfs für die Nordische Ski-WM investiert. 14 Millionen fließen ins Skisprung-Stadion, über 25 Millionen ins Langlauf-Zentrum im Ried, das nach der WM vor allem dem Tourismus dienen soll. Bei einer Baustellen-Begehung machte Projektleiter Florian Speigl darauf aufmerksam, dass das Funktionsgebäude künftig mit einer Gastronomie, Verleihstationen und Umkleidemöglichkeiten ausgestattet sein wird. Selbst bei Langlauf-Veranstaltungen im Ried können Touristen über eine neue Röhre das Loipennetz bis zur Skiflugschanze nutzen und kommen den Leistungssportlern nicht in die Quere. Speigl und DSV-Umweltbeirat Ralf Roth hoben hervor, dass bei allen Vorgaben, die Loipen immer noch breiter anzulegen und für neue anspruchsvolle Anstiege auch 4.000 Quadratmeter Wald zu roden, der Umweltaspekt berücksichtigt und Ausgleichsflächen geschaffen wurden.
Was prognostiziert der Meteorologe?
Ohne konsequente Anstrengungen im Klimaschutz wird der Schneefall bis zur Jahrhundertwende in Hochlagen um 20 Prozent abnehmen, in tieferen Lagen sogar um 80 Prozent. Bis Ende des Jahrhunderts würden 90 Prozent der Gletscher in den Alpen verschwunden sein, prognostiziert Meteorologe Dr. Sven Kotlarski von MeteoSwiss.
Was steht in der Resolution?
In einer Resolution zum Klimaschutz haben sich Skiverband, Skilehrerverband und Snowboard-Verband verpflichtet, alles für die Einhaltung der UN-Klimaziele von Paris zu tun. „Das muss in den Köpfen beginnen und da gibt es noch einiges zu tun“, sagt Wolfgang Pohl, Präsident des Skilehrer-Verbandes. Snowboardverbands-Präsident Hanns Michael Hölz fragt kritisch: „Muss die FIS einen Weltkongress in Thailand abhalten?“