"Ein Sommer im Allgäu" erzählt von der jungen Kletterin Bärbel Leitner, die nach einem Bergunfall im Rollstuhl sitzt; von einem schweigsamen, aber eigentlich liebenden Vater (gespielt vom gebürtigen Sonthofer und deshalb dialektfesten Herbert Knaup); und von einer aufkeimenden Liebe zum Nachbarn Pirmin, schließlich lief der Film unter dem Motto „Herzkino“.

Eigentlich müssten wir uns freuen, wenn Millionen Menschen 90 Minuten lang das Allgäu und die Allgäuer auf diese Weise kennenlernen können. Aber was uns Drehbuchautor Wolfgang Limmer (übrigens nach einem Treppensturz selbst gelähmt) und Regisseurin Jeanette Wagner vorsetzen, ist nicht viel mehr als ein Abziehbild, eine Ansammlung von Klischees, eine harmlose Herz-Schmerz-Geschichte um Leid und Liebe, Abstürze und Neuanfänge mit glänzendem Beiwerk. Als Werbefilm für die landschaftlichen Schönheiten unserer Region mag das ja vielleicht funktionieren, nicht aber als abendfüllender Spielfilm.
Ein Abziehbild, eine Ansammlung von Klischees, eine harmlose Herz-Schmerz-Geschichte
Vermutlich geht es dem ZDF mit dem „Sommer im Allgäu“ nur darum, seinen Zuschauern auf den Wohnzimmer-Sofas eine ziemlich einfache Liebes- und Krankengeschichte mit – zugegeben – prächtigen Bildern zu versüßen. Da laufen die Allgäuerinnen ständig im Landhaus-Dirndl herum, essen die Bauern Kässpatzen, fährt der ökologisch besorgte Aussteiger-Künstler wahlweise mit einem Hanomag-Traktor oder einem Land Rover durch die sattgrünen Wiesen, treiben die Bauern ihre glockenbehängten Kühe hinauf zur einsamen Alm – wobei man beim ZDF offenbar nicht weiß, dass wir Allgäuer Alp dazu sagen. Schöne heile Welt! Ja, so ist das bei uns im Allgäu. Oder nicht?
Nein, natürlich nicht. Deshalb ist es so ärgerlich, wenn die Fernsehleute solch klischeehafte Bilder vom Allgäu servieren. Ein bisschen facettenreicher dürfte unsere Region schon gezeichnet werden, mit mehr Zwischentönen und Kontrasten. Sonst kann das ZDF seine Geschichten lieber gleich in Köln, Berlin oder im Spessart spielen lassen.