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Hüttenwirte in den Allgäuer Hochalpen: Schneeschaufeln für die Wandersaison

Weiße Pfingsten

Hüttenwirte in den Allgäuer Hochalpen: Schneeschaufeln für die Wandersaison

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    Trotz des warmen Aprils: In den Allgäuer Hochalpen liegt noch Schnee. Hier packen Hüttenwirt Martin Braxmair und seine Helfer auf der Kemptner Hütte (1846 Meter) an.
    Trotz des warmen Aprils: In den Allgäuer Hochalpen liegt noch Schnee. Hier packen Hüttenwirt Martin Braxmair und seine Helfer auf der Kemptner Hütte (1846 Meter) an. Foto: Michael Munkler

    Noch ist der Sperrbachtobel in den Oberstdorfer Bergen mit meterhohem Lawinenschnee gefüllt. Auf dem am Rand der Schlucht verlaufenden Weg zur Kemptner Hütte liegt im oberen Bereich noch viel Schnee. Nur vereinzelte Bergwanderer sind in diesen Tagen dort unterwegs. Das von den steilen Felswänden herunter laufende Wasser sorgt für ein permanentes Rauschen.

    Ab und zu ist das schrille Pfeifen der Murmeltiere zu hören. Vor wenigen Wochen haben die niedlichen Nager ihren Winterschlaf beendet und jetzt huschen sie über den Schnee und suchen Nahrung dort, wo das erste Grün wächst oder Sträucher aus der Schneedecke kommen.

    Die Murmeltiere sind aus dem Winterschlaf erwacht.
    Die Murmeltiere sind aus dem Winterschlaf erwacht. Foto: Michael Munkler

    Pfingstsonntag, 6 Uhr morgens: Martin Braxmair, seit 18 Jahren Wirt auf der Kemptener Hütte, steigt mit vier Freunden zu dem 1846 Meter hoch gelegenen Unterkunftshaus auf, um alles für die neue Saison vorzubereiten. Früher, sagt Braxmaier, lag um diese Zeit viel mehr Schnee im Sperrbachtobel. Doch die Winter seien nun mal immer schneeärmer geworden. Heuer war im Vergleich zu den Vorjahren eigentlich viel gefallen, aber im ungewöhnlich warmen April schmolz der Schnee so schnell dahin, dass selbst Alpinexperten erstaunt waren. Kein Wunder: Es war in Südbayern der wärmste April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

    Nach zweieinhalb Stunden ist die Kemptner Hütte erreicht. Noch liegt sie im Winterschlaf. Die Fensterläden sind zu, die Terrassengeländer abgebaut - damit die meterhohen Schneemassen sie im Winter nicht beschädigen konnten. Cornel Becherer, einer der freiwilligen Helfer, schraubt die Geländer wieder an. Derweil sind der Oberstdorfer Alpinberater Moritz Zobel und Peter Litjens in einem steilen Schneefeld auf der gegenüberliegenden Hangseite zu Gange. Dort befindet sich in schwindelnder Höhe der Einlauf zum Wasserkraftwerk. Nur wenn hier oben in einen Schacht das Wasser läuft, kann weiter unten die Turbine angetrieben werden und Strom für die Hütte erzeugen. Einige Meter Schnee schaufeln sie aus dem Schacht.

    Elektrotechniker Stefan Buhmann und Hüttenwirt Braxmair stehen zu dieser Zeit im Technikraum der Hütte mit über 300 Übernachtungsplätzen. "Turbine läuft", sagt Elektriker Stefan Buhmann aus Hindelang. Er ist eigens mitgekommen, um nach der langen Winterpause die Technik zu checken. Dazu gehört auch die Solaranlage. Die Kollektoren auf dem Dach müssen wieder montiert werden. Um den Gästen etwas Komfort bieten zu können.

    Die Kemptner Hütte ist die größte Alpenvereins-Unterkunft in den Allgäuer Bergen. Offiziell öffnet das Unterkunftshaus am 8. Juni.
    Die Kemptner Hütte ist die größte Alpenvereins-Unterkunft in den Allgäuer Bergen. Offiziell öffnet das Unterkunftshaus am 8. Juni. Foto: Michael Munkler

    Die Ansprüche seien in den vergangenen genauso gestiegen wie die Zahl der Übernachtungen, sagt Braxmair. Da müsse man die Gäste manchmal daran erinnern, dass sie auf einer Hütte sind. Deshalb habe der Arbeitskreis der Allgäuer Hüttenwirte jetzt auch einen "Leitfaden für Alpinisten" veröffentlicht - eine Art Hütten-Knigge mit Bitten und Anmerkungen, die für einen Bergwanderer eigentlich selbstverständlich sein sollten.

    Leitfaden der Allgäuer Hütten:

    Alpenvereinshütten sind Schutzhäuser - keine Alpenhotels. Sie bieten einfache Schlafmöglichkeiten, Waschgelegenheiten und WC‘s sowie Speisen und Getränke.

    Ein Hüttenschlafsack wird vom Alpenverein vorgeschrieben.

    Alpenvereinshütten haben eine aufwendige Strom- und Wasserversorgung. Strom wird meistens selbst produziert und steht nur begrenzt zur Verfügung. Lebensmittel und Gertränke müssen per Matzerialseilbahn oder Hubschrauber transportiert werden.

    Die Hütten legen viel Wert auf ein respektvolles Miteinander.

    Handy-Empfang und WLAN sind oft nicht vorhanden. Gespräche am Tisch mit Bergkameraden sind ein echtes Erlebnis.

    Gute Vorbereitung und Ausrüstung für Touren sind das A und O.

    Jeder Gast ist für die Vermeidung und Entsorgung seines Mülls verantwortlich. Er gehört ins Tal.

    Berge sind keine Vergnügungsparks und keine Ware für Freizeitjunkies.

    Mit über 20 000 Übernachtungen pro Saison ist die Kemptner Hütte die größte Alpenvereins-Unterkunft in den Allgäuer Alpen, gefolgt von der Rappenseehütte auf der anderen Seite des Heilbronner Wegs. Viele Wanderer auf dem Weg von Oberstdorf nach Meran verbringen auf der Kemptner Hütte ebenfalls ihre erste Nacht. Offiziell öffnet das Unterkunftshaus am Freitag, 8. Juni.

    Bis dahin müssen sich Hüttenmannschaft und die Alpenvereinssektion Kempten noch um den Zugangsweg kümmern. Brücken und Stege über Wildbäche müssen wieder eingehangen werden. Sie waren im Herbst wegen der Schneelast und der Lawinengefahr abgebaut worden.

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