Startseite
Icon Pfeil nach unten
Berge
Icon Pfeil nach unten

Ifen: Seilbahn-Sessel auf Facebook verscherbelt

Abriss der alten Lifte

Ifen: Seilbahn-Sessel auf Facebook verscherbelt

    • |
    • |
    Im Ifen-Skigebiet werden heuer zwei neue Kabinenbahnen gebaut, die die Wintersportler nach oben bringen. Die beiden alten Sessellifte werden demontiert. Für den Neubau werden 23 Millionen Euro werden investiert.
    Im Ifen-Skigebiet werden heuer zwei neue Kabinenbahnen gebaut, die die Wintersportler nach oben bringen. Die beiden alten Sessellifte werden demontiert. Für den Neubau werden 23 Millionen Euro werden investiert. Foto: Michael Munkler

    Dank der Kunstschnee-Reste können die Skitourengeher am Hohen Ifen in den Kleinwalsertaler Bergen noch bis ins Tal abfahren. Doch vor einigen Tagen ist der Skibetrieb eingestellt worden und Mitarbeiter der Bahn haben gestern mit den vorbereitenden Arbeiten für den Abriss der Bergstation Hahnenköpfle und der Mittelstation begonnen. In vier Wochen, schätzt Geschäftsführer Augustin Kröll von der Liftgesellschaft links der Breitach, wird von den beiden alten Bahnen und den Betriebsgebäuden nicht mehr viel stehen.

    Skifahrer Benjamin Koch entdeckte im Skigebiet Chunkurchak bei Bishkek/Kirgistan Ticketscanner und Drehkreuze, die einst in Oberstdorf an den Bergbahnen "Das Höchste" standen - inklusive Werbetafeln in deutscher Sprache.
    Skifahrer Benjamin Koch entdeckte im Skigebiet Chunkurchak bei Bishkek/Kirgistan Ticketscanner und Drehkreuze, die einst in Oberstdorf an den Bergbahnen "Das Höchste" standen - inklusive Werbetafeln in deutscher Sprache. Foto: Benjamin Koch

    Dann soll alles Schlag auf Schlag gehen. Genau 255 Tage sind es noch bis zum 23. Dezember. Vor Weihnachten sollen die beiden neuen Kabinenbahnen Ifen I und II in Betrieb gehen, wünscht sich Kröll - wie auch ein neu gebautes Bergrestaurant Hahnenköpfle. Vergangenes Jahr hatte die Liftgesellschaft die Olympia-Sesselbahn neu gebaut und dafür Schlepplifte abmontiert. Dass ein komplettes Skigebiet samt Beschneiung in zwei Jahren total erneuert wird, dürfte im Alpenraum wohl einzigartig sein.

    Verkauf an andere Skigebiete gescheitert

    Der Versuch, die beiden Bahnen vom Ifen an andere Skigebiete zu verkaufen, ist gescheitert. „Wir haben keine Interessenten gefunden“, sagt Geschäftsführer Kröll. Dabei habe man sogar mit einem Interessenten in Südamerika verhandelt. Letztlich aber sei der Verkauf nicht zustande gekommen. Und so sollen jetzt die Sessel der beiden Bahnen an private Liebhaber verkauft werden - beispielsweise zum Aufstellen als Gartenbank. 149 Euro kostet ein Sessel, für alle sind bei Facebook Interessenten gefunden worden.

    Das Ifen-Projekt

    Kosten:

    Insgesamt 40 Millionen Euro investiert die Skiliftgesellschaft links der Breitach in zwei Jahren in die komplette Modernisierung des Ifen-Skigebiets einschließlich Beschneiungsanlage. Im Vorjahr wurden 17 Millionen Euro investiert, heuer sollen es 23 Millionen sein.

    Bahnen:

    Zwei Kabinenbahnen werden so zusammengebaut, dass man von der Talstation bis zur Bergstation durchfahren oder an der Mittelstation aussteigen kann.

    Pisten:

    Neben der schweren (schwarzen) Olympiaabfahrt gibt es mehrere leichte und mittelschwere Abfahrten. Im oberen Gebiet gibt es auch in Zukunft einige Naturschnee-Abfahrten.

    Als vor Jahren im Fellhorn-Skigebiet Schlepplifte abgebaut und Sesselbahnen montiert wurden, hat es immer wieder Verkäufe der Altanlagen gegeben. Ein Schlepper vom Fellhorn ging an eine andere Gesellschaft im Oberallgäu, ein weiterer läuft jetzt als Anfängerlift an der Station Seealpe der Nebelhornbahn. Auch nach Nordschweden sei eine Anlage vom Fellhorn verkauft worden, berichtet Kröll.

    Doch ein Verkauf von alten Sesselbahnen sei innerhalb der EU heute fast nicht mehr möglich. Die Behörden erteilten dafür keine Genehmigungen mehr, sagt auch Peter Schöttl von der Nebelhornbahn, zugleich Vorsitzender des Verbandes Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte. Falls ein Geschäft zustande kommt, liegen die Preise ohnehin nicht besonders hoch: „Man erzielt etwas mehr als den Schrottpreis“, sagt Kröll. Und die Demontage eines Lifts, der wieder aufgestellt werden soll, dauert weitaus länger. Da müsse praktisch jede Schraube aufgehoben und beschriftet werden, erklärt Kröll.

    Scanner und Drehkreuze vom Fellhorn für Kirgistan

    Icon Galerie
    21 Bilder

    Nicht schlecht gestaunt hat der aus dem Allgäu stammende Benjamin Koch, als er im vergangenen Winter in Kirgistan (Mittelasien) beim Skifahren war. „Beim Scannen meiner Liftkarte ist mir ein Schriftzug in deutscher Sprache aufgefallen“, schildert er. Beim genauen Hinschauen erkannte er dann das Logo der Bergbahnen Oberstdorf/Kleinwalsertal.

    Vor Jahren habe man einmal Scanner und Drehkreuze vom Fellhorn nach Kirgistan verkauft, bestätigt Kröll. Damals sei ein neues, allgäuweit gültiges Ticket- und Kassensystem eingeführt worden. Koch berichtet, dass er im kirgisischen Skigebiet Chunkurchak auch Liftmasten gefunden habe, die offenbar in Europa gekauft wurden. Auf weitere Spuren aus dem Allgäu sei er in dem mittelasiatischen Wintersportgebiet aber nicht gestoßen.

    Die anstehenden Bauarbeiten am Ifen können Wanderer in diesem Sommer mit einem lachenden oder weinenden Auge sehen: Die Bergbahn läuft heuer nicht im Sommerbetrieb. Mithin dürfte es am Gipfel wohl weniger Andrang geben.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden