Manchmal ist der Weg das Ziel. Die beiden Bodolzer August Krenkel und Hans Schneider haben sich einen lang gehegten Traum erfüllt und mit ihren Traktoren die Alpen überquert, um bei einem Oldtimertreffen in Südtirol dabei zu sein.
Mit einem Auto fährt der moderne Reisende bequem in vier Stunden von Bodolz ins südtirolische Kuens, ein kleines Dörfchen in der Nähe von Meran. Nicht so August Krenkel und sein Nachbar Hans Schneider. Die beiden Bodolzer brauchten für die knapp 300 Kilometer ganze drei Tage.
Allerdings waren sie auch mit Fahrzeugen unterwegs, die gemeinhin für die Feldarbeit konstruiert und weniger als Reisegefährt gedacht sind. Mit zwei Traktoren nämlich, die obendrein auch schon etwas in die Jahre gekommen sind. Höchstgeschwindigkeit 18 Stundenkilometer. Wenn es bergab geht.
Wenn es bergauf geht, entsprechend langsamer. Und mit einer Zuglast hinten dran noch langsamer. Aber, so erklären die beiden einmütig, genau darin liege der Reiz einer solchen Fahrt. Statt Landschaften, die in Sekundenschnelle vorüberziehen, sei die immer gleiche Landschaft fünf Minuten lang zu sehen. „Und das ist toll“, findet Krenkel.
Mit einem Pokal zurück nach Hause
Krenkl, der im normalen Leben Obstbauer ist, hat für den Ausflug nach Südtirol seinen Hela D40 benutzt, dessen Baujahr er auf das Jahr 1950 schätzt. „Ein Familienstück. Der erste Traktor auf dem Hof“, sagt er nicht ohne Stolz.
Hans Schneider dagegen war mit einem Kramer K20 unterwegs. Ein Traktor von 1940, der mit einer Verdampfungskühlung, also mit Diesel und Wasser, fährt. Schneider, der einmal Landmaschinenmechaniker gelernt hat und auch sonst ein Faible für Oldtimerfahrzeuge aller Art hegt, hat seinen Kramer schmuck restauriert.
Krenkel hat dagegen den Hela bewusst in seinem Urzustand belassen. „Damit man ihm die Zeit und was er schon alles geleistet hat, ansieht.“ Dafür sollten die beiden Bodolzer vom Oldtimertreffen sogar einen Pokal mit nach Hause bringen.
Gestartet sind die beiden Bodolzer also frühmorgens, um drei Tage später am späten Nachmittag an dem kleinen Gasthaus in Kuens anzukommen. Dessen Besitzer lädt Jahr für Jahr zu einem kleinen Oldtimertreffen ein. „Rund 60 Traktoren von überall aus der Schweiz, Österreich, Deutschland und Südtirol waren da. Sein Hof war voll“, sagt Schneider.
Täglich zehn Stunden mit maximal 18 km/h
Bis die beiden Bodolzer jedoch dort ankamen, hatten sie ein tägliches Fahrpensum von zehn Stunden hinter sich. Durch den Bregenzer Wald, über den Hochtannbergpass, den Flexenpass, den Rücken des Arlbergpasses hinunter und den Reschenpass Richtung Meran wieder hinauf und dann noch weiter bis Kuens.
An die Traktoren hatten sie einen Anhänger mit Ausrüstung angehängt und einen Wohnwagen, selbstverständlich auch ein Oldtimer, zum Übernachten. Gefahren wurde ausschließlich auf Nebenstraßen und durch Dörfer und Ortschaften. „Damit wir den Verkehr nicht behindern“, erklärt August Krenkel.
„Manchmal war es aber unvermeidlich“, gibt Hans Schneider zu. Die Reaktionen der flotteren Verkehrsteilnehmer fielen jedoch stets positiv aus. „Die Leute waren alle begeistert. Manche haben sogar gefilmt oder Fotos gemacht. Einer hat uns sogar dreimal überholt“, erinnert sich Krenkel und Schneider ergänzt: „Nur die Lkw-Fahrer waren nicht so begeistert.“
Überhaupt waren es die Begegnungen mit den Menschen, die die beiden Männer als „das Schöne“ an ihrer Reise empfanden.
Lange Unterhose im Gepäck
„Bei jedem Stopp sind wir mit Leuten ins Gespräch gekommen. Die Leute wollten wissen, was wir machen.“ Ab und an sei es sogar vorgekommen, dass sie von Landwirten zu einem Achtele eingeladen wurden. Krenkel führte dabei das ein oder andere Fachgespräch über Obst im Allgemeinen und über das Vinschgau im Besonderen.
Und als der Kramer eine Panne in Form eines kaputten hinteren Radlagers hatte, war auch dies, dank der Freundlichkeit der Menschen, kein Problem. Wettermäßig machten die beiden allerdings fast alles durch, was die Natur zu bieten hat: Hitze, Platzregen, Kälte, Wind. „Beim Zurückfahren war es am Reschenpass eiskalt. Da war ich grad froh, dass mir meine Frau die lange Unterhose eingepackt hat“, sagt Krenkel.
In Kuens wurden die schönen Begegnungen mit denkwürdigen Erlebnissen ergänzt. Ausfahrten etwa in hochgelegene Weindörfer und Berghütten. „Da ging es ganz brutal steil hinauf, dass wir gesagt haben, die sind verrückt. Ein Himmelfahrtskommando. Aber für die Leute dort ist das normal“, fasst Krenkel zusammen und Schneider erzählt, dass die Herausforderung beim Traktorfahren die „Schalterei den Berg rauf“ sei. Insbesondere auf Passstraßen sei das das Anstrengende.