
Martin Folgmann (34), Sänger der Allgäuer Mundart-Reggae-Band LOSAMOL fährt am liebsten einen echter Klassiker: den Jochpass (eigentlich: Oberjochpass) bei Bad Hindelang. Den fährt er mit seiner zum Bobber umgebauten 800er Suzuki Intruder. Ist nicht das klassische Kurvenräuber-Fahrzeug, macht aber Spaß zu fahren, vor allem wenns gemütlich vorwärts geht. "Erstmal langsam den Pass rauf, schauen ob Polizei oben steht. Falls nicht, darfs auch ein bisschen zügiger sein. Aber immer anständig, das ist wichtig", sagt er. Seine Maschine hat er selbst umgebaut über den letzten Winter. Kumpel und LOSAMOL-Bassist Daniel hat geholfen. Motorrad fährt er seit seinem 18. Geburtstag. Wenn man schon im Allgäu lebt, muss man die Kurven schließlich auch entsprechend nutzen.
Neun Serpentinen, weit über 100 Kurven und Kehren. Zweithöchste Bundesstraße Deutschlands. Der Jochpass gehört zur "Hausstrecke" vieler Allgäuer. Jedes Jahr versammeln sich die Oldtimer-Fans beim Jochpass Memorial, heuer übrigens vom 05. bis 08. Oktober. Da sieht man unter anderem auch viele schöne alte Motorräder.
Der Pass selbst ist - je nach Fahrweise - eine Sache von 15 bis 20 Minuten (Streckenrekorde nicht mitgerechnet). Man kann ihn also durchaus an einem Tag öfters hoch und runter fahren. Allerdings ist der Jochpass nicht ganz ungefährlich. Er gilt wegen der vielen Kurven und Kehren als relativ anspruchsvolle Strecke. Körperliche Fitness ist kein Fehler. Moderne Maschinen können zwar viel, aber die Hauptarbeit liegt immer noch beim Fahrer. Und den Jochpass zu fahren, ist schon eher anstrengend. (Obacht! Am Jochpass sind zur Zeit einige Baustellen.)

Ralf Müller-Wiesenfarth (56), Leiter des ADAC-Fahrsicherheitszentrums Kempten, ist selbst begeisterter Motorradfahrer. Seine Lieblingsstrecke beginnt am Riedbergpass und führt dann über Hittisau, Oberstaufen und Immenstadt nach Rettenberg. Die Route kommt seiner Fahrweise (dynamisch) natürlich entgegen. Seine BMW R1200S ist für ihn eine gute Kombination aus sportlich und alltagstauglich. Genügend Hubraum, genügend Leistung.
Der Riedbergpass ist eine der schönsten und beliebtesten Motorradstrecken. Tipp von allgaeu.life: Bei schönem Wetter am Wochenende und an Feiertagen sollte man vielleicht eher woanders fahren. Jede Menge Tages-Ausflügler sorgen an solchen Tagen dafür, dass dann - naja, sagen wir mal: echt viel los ist am Riedbergpass. Die Strecke gilt auch als gefährlich, besonders für Motorradfahrer. Auch deshalb ist es schöner, den Pass zu fahren, wenn nicht so viele sportlich-ambitionierte Kollegen unterwegs sind.
Der Rest der Tour ist eine schöne Strecke durchs südliche Oberallgäu mit langen Kurven. Genau richtig, um sich vom Passfahren wieder zu erholen.
Die reine Fahrzeit der Tour von Ralf Müller-Wiesenfahrt beträgt ca. 1,5 Stunden. Wer nicht zwischendurch anhält, die Landschaft und ein kühles Spezi genießt und dadurch das Ganze zumindest zur Halbtagestour ausweitet, ist selbst schuld. (Der Riedbergpass ist ab dem 31. Juli für fünf Tage komplett gesperrt.)

Arno Zengerle (60), Bürgermeister von Wildpoldsried, fährt gerne am Hahntennjoch, den Gebirgspass, der das Lechtal mit dem oberen Inntal verbindet. Schöne Strecke, Ausblick ins Thannheimer Tal, genau das Richtige für Genießer. Sein Motorrad, eine 1200er BMW GS, bezeichnet er als "klassische Altherrenmaschine". Andere nennen die Reiseenduro das beste Straßenmotorrad, das BMW je gebaut hat.
Zengerle fährt nicht besonders sportlich, eher zurückhaltend. Gerne in der Gruppe, und dann ist er der, der "die Gruppe eher ausbremst, wenn die anderen vielleicht lieber schneller fahren würden", sagt er. Zum sportlich-schnell Fahren fehlt die Routine.
Sein Lieblingspass, das Hahntennjoch, ist eine äußerst beliebte Motorradstrecke. Erbaut wurde sie in den 50er und 60er Jahren von gerade einmal 10 (!) Bauarbeitern. Kann passieren, dass man auch im Sommer am höchsten Punkt (knapp 1.900 Meter) noch Schneefelder sieht.
Vom Thannheimer Tal aus fährt man über den Pass nach Imst. Reine Fahrzeit ca. 40 Minuten, je nachdem wieviel am Pass los ist. Ist man in Imst, sollte man nicht gleich zurückfahren. Sehenswertes Städtchen, dieses Imst.

Andreas Fleischer (46) aus Marktoberdorf, ehemals 2. Vorstand beim Toy Run MOD e.V., hat seine spezielle Ostallgäu-Lieblingstour: Marktoberdorf - Bertoldshofen - Stötten am Auerberg - Bernbeuren - Lechbruck - Halblech - Roßhaupten - Rückholz - Görisried - Marktoberdorf. Ihm gefallen der schöne Panoramablick auf die Allgäuer Alpen und die Badeseen auf dem Weg. Mit seiner aktuellen Maschine (das Foto zeigt ihn mit der Vorgängerin), einer BMW RT 1150 wäre er gerne öfter unterwegs. Die Zeit fehlt. Seine Fahrweise: "dynamisch".
Dafür ist seine Lieblingsstrecke natürlich höchst geeignet. Keine Pass-Straßen, eher "normale" bis langgezogene Kurven und zwischendurch immer wieder die Möglichkeit, anzuhalten und die Landschaft zu genießen. 85 Kilometer hat seine kleine Ostallgäu-Tour. Bei normaler Fahrweise ist man ca. 1,5 Stunden unterwegs, "dynamisch" geht es sicherlich etwas zügiger.
Die Tour ist kurz genug, um einfach mal zwischendurch abzuschalten, und sie ist lang genug, um unterwegs ein Päuschen zu machen für ein Eis.

Zu guter Letzt noch die Lieblingsstrecke des Autors: keine weitere Pass-Strecke,
. Es geht von Kempten "obenrum" (über Altusried) nach Leutkirch und "untenrum" zurück. Auf der Strecke gibt es jede Menge Möglichkeiten, abzubiegen und auf Nebenstraßen mit Kurven, Wald- und Hügelstücken gemütlich durch die Landschaft zu pötteln. Der Riesenvorteil: Die Nebenstrecken sind meist nicht besonders stark befahren, oft sogar so gut wie menschenleer. Das mögen alle, die das Motorradfahren zum Abschalten nutzen, ohne dass es in Stress ausartet. Zwischendurch an Aussichtsbänkchen anhalten, Richtung Berge schauen, Sonne genießen und weiter gehts.In Leutkirch kleiner Stadtbummel, eine Kleinigkeit essen... herrlich. Die reine Fahrzeit auf der Hauptstrecke beträgt eine gute Stunde. Wer die Nebenstraßen nutzt, kommt schnell auf das Doppelte. Wer Zeit hat, macht auf der Rückfahrt noch den Abstecher nach Isny.