Es schneit und schneit in diesem Dezember. Zumindest in den Bergen. Dort liegen nach Angaben von Meteogroup-Chefmeteorologe Joachim Schug 50 Prozent mehr Schnee als im langjährigen Mittel – ganz anders als in den vergangenen drei Jahren, als die Liftbetreiber über einen mühsamen Start in die Saison klagten.
Am Donnerstagmorgen hatte der Schneesturm mit Wintergewitter für ein gehöriges Durcheinander gesorgt. Die Polizei sei im Bereich des Präsidiums Schwaben Süd/West zwischen 7 und 13 Uhr zu 60 Unfällen gerufen worden, zog Pressesprecher Sven Hornfischer gestern Nachmittag eine Bilanz. Im Durchschnitt ereigneten sich im Präsidiumsbereich in 24 Stunden 70 Karambolagen. 13 Menschen wurden verletzt, einer davon schwer. Manche Autofahrer seien bei schlechten Straßen- und Sichtverhältnissen zu schnell unterwegs gewesen, hieß es von der Polizei. Wer dadurch einen Unfall verursacht, muss mit mindestens 145 Euro Bußgeld und einem Punkt in Flensburg rechnen.

Auch in tieferen Lagen des Allgäus soll es in den kommenden Tagen immer wieder schneien. Ob es aber unterhalb von 600 bis 700 Metern auch an Weihnachten weiß sein wird, ist laut Meteorologe Schug noch unsicher. Westwind und Regen könnten dort auch quasi über Nacht für grüne Feiertage sorgen.
Nach einem nasskalten Wochenende mit neuem Schnee werde sich das Wetter nächste Woche beruhigen und vor allem in den Bergen sei ab Dienstag mit Sonne zu rechnen – bestes Skiwetter also.
Während weiße Weihnachten ganz früher wohl häufiger waren, ist seit zwei Jahrhunderten eine Tendenz zum sogenannten Weihnachtstauwetter zu beobachten. Mittlerweile tritt es in der Zeit zwischen dem 20. und 31. Dezember mit einer 80-prozentigen Wahrscheinlichkeit auf.
Kulturwissenschaftler haben herausgefunden, dass eine gewisse Sehnsucht nach weißer Weihnacht in Deutschland erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts festzustellen ist. Bis dahin prägte die sogenannte kleine Eiszeit das Klima und strenge Winter waren ebenso wenig erwähnenswert wie gewünscht. Das änderte sich ab etwa 1860, als Weihnachtskarten mit Motiven im Schnee aus den Winterferien im Schweizer Davos oder von Aussiedlern aus Neuengland bei den Deutschen ankamen. Es entwickelte sich eine Weiß-Weihnachts-Kultur und die Menschen singen: „Leise rieselt der Schnee.“ Bis heute.

Und wenn angesichts der Klimaerwärmung immer seltener in der Weihnachtszeit Schnee liegt, dann kann jedermann mit Heim-Schneekanonen dagegen angehen – ab 2000 Euro gibt es solche Maschinen für den Reihenhaus-Garten. Woher die Sehnsucht nach weißer Weihnacht kommt? Diese Frage ist auch für Psychologen nur schwer zu beantworten. Erwachsene könnten sich wohl eher an Weihnachten im Schnee erinnern als an mildes Regenwetter an den Feiertagen, so ein Erklärungsmuster. Und in den Fotoalben aus den Kindertagen fänden sich wohl mehr Bilder mit Weihnachten im Schnee als von Feiertagen im Schmuddelgrau. Verstärkt werden diese Bilder von der perfekten Weihnacht durch Bilder in Werbung und Medien: Der Weihnachtsbaum gehört eben verschneit, der Nikolaus kommt auf dem Schlitten. Oder: Zum Geburtstag gibt es Luftballons und zum Sommerurlaub Strand und Sonne auf dem Urlaubsbildern.