Der in den 1920er Jahren im gesamten Alpenraum ausgestorbene Bartgeier hat im Tiroler Lechtal offensichtlich ein neues Zuhause. In einem Horst, der nur einige Kilometer von den Allgäuer Alpen entfernt ist, werde momentan wieder gebrütet, berichtet Biologe Henning Werth aus Sonthofen. Den genauen Standort verrät er nicht, um Schaulustige fern zu halten.
Auch vergangenes Jahr hatte es in dem Lechtaler Bartgeier-Horst Nachwuchs gegeben. Biologe Werth hat das genau beobachtet und notiert: "Am 18. Januar 2019 war es zur Eiablage gekommen, am 19. März schlüpfte der Jungvogel", schildert er.
In den Allgäuer Alpen gibt es bislang (noch) keinen Bartgeier-Horst
Bis zum 17. Juni betreuten die Altvögel das Jungtier im Nest, dann flog der junge Bartgeier aus. Im gesamten Alpenraum gebe es inzwischen wieder 280 Bartgeier, sagt Werth. Vergangenen Herbst seien über dem Trettachtal in den Oberstdorfer Bergen sogar an einem Tag fünf Individuen gesichtet worden. Einen Bartgeier-Horst gebe es bisher in den Allgäuer Alpen aber nicht.
Verschiedene Gründe führten im vergangenen Jahrhundert zur Bejagung und Ausrottung des Vogels, der eine Spannweite von fast drei Metern haben kann. So vermuteten die Menschen, dass Bartgeier auch Lämmer töten könnten - daher stammt der ebenfalls verwendete Namen Lämmergeier. In Wahrheit aber sei der große Vogel ein wahrer "Gesundheitspolizist", berichtet Biologe Werth.
Im Winter und Frühjahr ernähre er sich überwiegend von Knochen. Er sucht die Lawinenkegel in den Bergen nach all dem ab, was andere Aasfresser wie Fuchs oder Kolkrabe übrig gelassen haben. Es könnte durchaus sein, dass der Bartgeier auch in den Allgäuer Alpen wieder heimisch wird.