
Vor 50 Jahren ist der Verband Deutscher Bergführer gegründet worden. Seitdem hat sich das Berufsbild stark geändert – wie in anderen Branchen. Und in jüngster Zeit spielt zudem das Themenfeld Umwelt- und Klimaschutz eine immer größere Rolle. Denn: Alpinisten sind meist viel unterwegs. Peter Schmid (62) arbeitet seit 30 Jahren als Profibergführer und veranstaltet auch Bergreisen.
Sie haben vor 20 Jahren die ersten kombinierten Bergreisen nach Norwegen angeboten, bei denen Skitourengeher mit Segelbooten unterwegs sind, dort übernachten und dann praktisch vom Schiff aus auf Tour gehen. Das war damals in der Branche etwas ganz Neues. Macht Ihr das heute noch?
Schmid: Nur noch auf Anfrage für Sondergruppen. Wir haben bei unseren Recherchen ein wunderbares Hotel entdeckt, von dem aus man herrliche Skitouren, meist mit Tiefblick auf die Fjorde, unternehmen kann. Das einzigartige Gefühl wie die Berge und das Meer verschmelzen sind, bekommen wir trotzdem zu spüren.
Aber nach Norwegen fliegt ihr dann auch immer - oder? Habt Ihr wegen der allgemeinen Klimadiskussion ein schlechtes Gewissen?
Schmid: Ja – vor allem ich persönlich. Mir schweben Pläne vor, die Reise künftig ohne Fliegerei durchzuführen. Im kommenden Frühling reisen die ersten Gäste komplett mit der Bahn an. Lediglich für die letzten vierzig Kilometer bekommen sie eine Mitfahrgelegenheit im Auto. Man sieht, es ist möglich. Man muss sich jedoch für die An- und Abreise mehr Zeit nehmen.
Gletscher schmelzen, Schnee zum Skifahren wird immer seltener, das Klima ändert sich. Und wir Bergsteiger mittendrin. Wir fahren mit dem Auto zum Klettern oder Fliegen zum Trekken nach Nepal. Und tragen so dazu bei, dass das zerstört wird, was wir ja eigentlich so lieben. Gibt es Alternativen, so etwas wie „sanftes Bergsteigen“ im Einklang mit der Natur?
Schmid: Die Relation zwischen Aufenthaltsdauer in den Bergen und der Anreise muss deutlich verschoben werden. Wegen eines Gipfels zum Beispiel 500 Kilometer als Tagestour mit dem Auto zu fahren, ist absolut inakzeptabel. Im November war ich mit einer Gruppe per TGV, also dem französischen ICE, in der Provence zum Klettern. Die Anreise verlief schneller und kostengünstiger als mit dem Auto. Vor Ort nutzten wir dann einen Leihwagen.
Wie reagieren denn Gäste Ihrer Bergschule, wenn die Anreise per Zug stattfindet?
Schmid: Bei der Kletterreise waren alle begeistert. Aber sonst muss erst ein Umdenken stattfinden - auch bei uns Veranstaltern. Allerdings kommt es vor allem im Winter mittlerweile häufiger vor, dass Gäste mit der Bahn anreisen – genauso wie bei Wanderwochen ab Oberstdorf.
Umweltfreundlich in die Berge mit Bus und Bahn - geht das auch bei uns im Allgäu und wo sind die Grenzen?
Schmid: Bei uns geht es gut, wenn man nicht allzu früh starten muss oder möchte. Bergtouren mit öffentlichen Verkehrsmitteln benötigen aber mehr Zeit. Wenn man sich mehr Zeit nimmt, kann auch Genuss und Erholungsfaktor größer sein.
Was ist Ihr nächstes Ziel?
Schmid: Ich mache mit einer Gruppe Skitouren im Prättigau. Das ist im Schweizer Kanton Graubünden.
Und wie kommen Sie dahin?
Schmid: Mit dem Auto. Es sind etwa 100 Kilometer einfache Fahrt und ich bleibe dort für acht Tage. Außerdem nehme ich Ski für bahnanreisende Gäste mit.
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