Mit einem Nationalen Radverkehrsplan 3.0 möchte die Bundesregierung den Radverkehr in Deutschland vorantreiben. Die Stadt Buchloe will mit ihrem kommunalen Radwegekonzept für ein fahrradfreundliches Klima sorgen. Klimaschutz, neue Nahverkehrskonzepte, Gesundheit und Sport? Wo kann die Fortbewegung mit Muskelkraft helfen? Und rollen wir mit den vielen Ideen rund ums Velo auf dem richtigen Weg? In unserer Sommer-Serie kommen Menschen zu Wort, die sich ein Leben ohne Fahrrad nicht mehr vorstellen können - und Antworten auf diese Fragen haben.
Jede Tour wird aufgeschrieben
Radfahren ist seine Passion. Das merkt man im Gespräch mit Hermann Göster bei jedem Satz – und das sieht man schwarz auf weiß in seinem Garagenkalender. Dort notiert der 77-Jährige akribisch Tag für Tag die Wegstrecke, die er mit einem Elektrofahrrad zurückgelegt hat: 45,1 Kilometer, 38,4 Kilometer, 60,2 Kilometer. Kaum ein Tag, an dem er sich nicht nachmittags aufs Rad schwingt und die Gegend rund um Buchloe erkundet. Auf gut 12.000 Kilometer hat er es seit April 2022 mit seinem neuen E-Bike gebracht; mit seinem alten legte er seit 2017 schon 29.500 Kilometer zurück. „Da bleibt man jung“, sagt er und lächelt verschmitzt.
Positiv fällt sein Urteil zum Radwegnetz rund um Buchloe aus. „Das ist eigentlich recht gut ausgebaut.“ Richtig brenzlige Situationen kennt er kaum, obwohl es durchaus auch vorkomme, „dass einen ein Autofahrer schneidet“. Doch seit 1,50 Meter Abstand gesetzlich gefordert sind, laufe es meist „hervorragend“. Denn die meisten Autofahrer hielten sich daran. Besonderes Lob hat Göster in puncto Sicherheit für die Gemeinden Türkheim und Amberg. Dort sind die Schutzstreifen sogar farblich markiert.
„Das sollte man hier in Buchloe nachmachen, da ist noch Luft nach oben“, meint er. Vor allem an einer Gefahrenstelle: an der Ecke Langwiesenweg/Rudolf-Diesel-Straße. Die Büsche am Lärmschutzwall verdecken den Autofahrern im Langwiesenweg die Sicht, sodass sie von rechts nahende Radler nicht oder zu spät erkennen können. Göster hat sein Anliegen schon im Rathaus vorgetragen. „Passiert ist seitdem nichts.“ Abmähen oder ein Spiegel, wären ein Lösung, glaubt er.
Alle haben "Vorfahrt achten"
Kurios ist in seinen Augen auch eine Kreuzung wenige hundert Meter südlich: an der Ecke Rudolf-Hörmann-Straße/Rudolf-Diesel-Straße. Dort gilt für beide Verkehrsteilnehmer – für die Radler auf dem Radweg an der Rudolf-Diesel-Straße, als auch für diejenigen, die aus der Rudolf-Hörmann-Straße kommen – „Vorfahrt achten“.
In der Stadt Buchloe selbst hat Göster am Radwegnetz ansonsten wenig auszusetzen. „In den Westen komme ich immer gut“, sagt er. Auch zum Wertstoffhof führt ihn sein Weg regelmäßig mit dem Rad. Den Müll transportiert er in einer eigens gezimmerten Kiste, die er in einem alten Kinderanhänger hinter seinem Zweirad herzieht.
„Eine Katastrophe“ sei jedoch die Bahnhofstraße. Vor allem wegen der Radler, die den Gehweg benutzten. Weil die Straßenteiler die Bahnhofstraße verengen, fährt Hermann Göster in diesen Bereichen meisten „mittig“. „Ich fahre immer auf der Straße“, betont der rüstige Rentner. Dabei achte er vor allem auf die Rücklichter der ausparkenden Autos. „Dann kann ich noch rechtzeitig einen Schlenker machen.“ Dass es an der Münchener Straße demnächst Schutzstreifen geben soll, gefällt dem 77-Jährigen. „Ich weiß aber noch nicht genau, wie sie das machen wollen“, meint er. Vor allem ab Höhe Alpina werde es seiner Ansicht nach zu schmal dafür.