Zugefrorene Eispfützen im Wald. Von oben aus kurzer Distanz fotografiert. Beim näheren Betrachten erkennt man die dynamische Linien- und Lichtführung, hier und da auch Tierköpfe, Fische, Fratzen. Ja, man muss schon genau hinschauen bei den Fotografien von Wilfried Edelmann – denn seine Fotoserien in schwarz-weiß erscheinen wie gemalte Bilder.
Was den Buchloer Künstler Wilfried Edelmann antreibt
Genau das ist es, was den gebürtigen Buchloer antreibt. „Ich will, dass sich die Leute auf die Exponate einlassen, dass sie das Tiefere erfassen“, sagt er. Aktuell können die Betrachter die Fotografien Edelmanns bei einer Ausstellung in der Galerie Epple in Türkheim sehen. Noch bis Mitte November stellt der 63-Jährige dort eine Auswahl seiner Eis-Serie und Panoramabilder aus.

Entstanden sind sie bei Winterspaziergängen. Besondere klimatische Bedingungen, Frostnächte und Tauwetter haben unscheinbare Pfützen am Wegesrand zu kleinen Kunstwerken werden lassen. Entdeckt und quasi zum Leben erweckt hat sie Edelmann mit seiner Kamera, einer wuchtigen und schweren Pentax, mit 6 x 7-Rollfilmen.
Stets auf der Suche nach dem Einfachen
„Meine Motive finde ich meistens direkt vor der Haustür, in der Region“, erklärt Edelmann. Dort sei er stets auf der Suche nach dem Einfachen, in dem er das Besondere entdeckt. Damit ist der Fotograf ganz auf einer Linie mit dem Galeristen Franz Epple (76). Er bot Edelmann und vielen anderen Künstlern schon mehrfach Gelegenheit, im Obergeschoss seines schönen Bauernhauses auszustellen.
Seelenverwandt mit dem Galeristen
Mit Edelmann verbindet Epple nicht nur eine Seelenverwandtschaft, sondern seit 40 Jahren auch eine echte Freundschaft. „Er ist mein Mentor und Förderer, hat mich immer wieder bestärkt“, erklärt der Fotograf. Auch jetzt wieder, denn Wilfried Edelmann gönnte sich zuletzt eine 15-jährige „Schaffenspause“.

Angefangen hat alles mit der alten Agfa-Kamera des Onkels. Da war Edelmann 18 Jahre alt und steckte noch mitten in der Ausbildung. Erste Auszeichnungen ermutigten ihn, weiterzumachen und sein Hobby immer mehr auszubauen. Heute arbeitet er im Qualitätsmanagement eines Automobil-Zulieferers in Schwabmünchen. „Zum Glück“, sagt er, „muss ich nicht von der Fotografie leben“. Die war und ist für ihn stets eine „Herzensangelegenheit“.
Mit einer alten Kamera fing für den Buchloer Künstler alles an
Es sind die ambitionierten Autodidakten, denen Franz Epple in seiner Galerie neben hochdekorierten Profis immer wieder eine Plattform bietet. Wichtig ist für ihn: „Es darf nicht gekünstelt sein. So was kommt mir hier nicht rein.“ Mit Bedacht wählt er deshalb seit nunmehr 25 Jahren die Grafiker und Grafikerinnen, die Fotografen und Keramiker aus, die sich in der Galerie ein Stelldichein geben.
Wichtig ist es dem 76-Jährigen auch, dass die Exponate miteinander korrespondieren. „Bilder und Keramik müssen sich immer wieder aufeinander beziehen.“ Besonders gut gelungen scheint dies bei der Jubiläumsschau. Neben Edelmanns Eisbildern und Panoramen sind auf der anderen Seite des Raumes knorrige Wurzel-, Baum- und Naturfotografien von Helmut Hien zu entdecken. Dazwischen: Keramik von Romina Ried, Peter Bell und anderen renommierten Keramikern aus der Region.
„Bilder und Keramik müssen sich immer wieder aufeinander beziehen.“
Franz Epple, Galerist aus Türkheim
„Wir machen das hier, weil es uns Freude und Spaß macht“, sagt der Galerist über die Motivation von sich selbst und seiner Frau. Dabeizusein und mitzuwirken, dass Menschen miteinander ins Gespräch kommen, sich austauschen, das sei ihm ein Anliegen. Und wenn die Kunst dafür die Basis bildet – umso besser. Schon Epples Vater Otto war als Kunstmaler tätig. Er selbst hat Grafik studiert, später aber im öffentlichen Dienst – unter anderem als stellvertretender Kulturamtsleiter der Stadt Mindelheim – seinen Lebensunterhalt verdient.
Warum die Region eine wichtige Rolle spielt
Für beide, für Epple und für Edelmann, spielt die Region eine wichtige Rolle. „Ich brauche keinen spektakulären Grand Canyon. Die richtig guten Dinge findet man auch direkt vor der Haustür“, lautet Epples Credo. Das mache es auch vielen seiner Besucher leichter, sich mit den Exponaten auseinanderzusetzen, sich wiederzufinden. Das wird besonders deutlich, wenn konkrete Motive, wie etwa eine scheinbar einfache Eispfütze, sich unter Wilfried Edelmanns Linse zu einem abstrakten Bild verwandeln, das für den Betrachter viele Rätsel bereithält.
Ausstellung in der Galerie Epple
Zu sehen ist die Ausstellung in der Galerie Epple, Frühlingstraße 6 in Türkheim, noch bis zum 16. November, sonn- und feiertags von 15 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 08245-1531, Mobil 0157 53695281 oder per E-Mail: galerie-epple@t-online.de
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