Ein Sondergebiet in Lindenberg soll in der neuen Fassung des Buchloer Flächennutzungsplans ausgewiesen werden - das wünscht sich der Lindenberger Stadtrat Sebastian Schweighofer (CSU). Seiner Auffassung nach könnte dort eines Tages ein kleiner Supermarkt eröffnen, „und die Leute brauchen nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit nach Buchloe fahren“. Wie aber steht es um die Realisierungschancen für einen Mini-Markt in Lindenberg? Und wie verfahren andere Gemeinden im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft? Die Redaktion der Buchloer Zeitung hat nachgefragt.
Seit in Jengen das Unternehmen REWE einen Supermarkt eröffnet hat, hat sich der Nahversorgungsengpass dort erledigt. Als Nachbarschafts-Supermärkte betreibt REWE zudem kleinere „Nahkauf Märkte“ für die Versorgung in Stadtrandlagen und dem ländlichen Raum. Diese werden nach Angaben von Bianca Mittrach (Referentin Unternehmenskommunikation) von selbstständigen Kaufleuten betrieben.
Lindenberg liegt im Jengener Einzugsgebiet
Daneben gibt es die „Nahkauf Box“ als modernes 24/7-Nahversorger-Konzept. Auf einer Fläche von rund 40 Quadratmetern finden Kundinnen und Kunden dort bis zu 700 Artikel für den täglichen Bedarf – und das rund um die Uhr. Das Besondere: Die „Nahkauf Box“ kommt ganz ohne Personal aus. Sie schließe Versorgungslücken in ländlichen Gebieten, wo bisher kein Nahversorger vorhanden war.
„Hier sind wir aber immer noch in einer Pilotphase, mit vereinzelten Testmärkten deutschlandweit“, so die REWE-Unternehmenssprecherin. Was bedeutet dies nun für Lindenberg? „Derzeit gibt es von unserer Seite keine Überlegungen, in Lindenberg einen REWE-Markt in einem kleineren Format zu realisieren. Der nächstgelegene REWE-Markt befindet sich in Jengen, Lindenberg befindet sich damit im direkten Einzugsgebiet von Jengen“, lässt Bianca Mittrach wissen.
V-Markt Minis werden gut angenommen
Sehr positiv angenommen werden laut Martin Glöckner, Sprecher der Georg Jos. Kaes GmbH (V-Markt) die sogenannten V-Markt Minis. Fünf davon betreibt das Unternehmen in der Region; unter anderem in Irsee und Oberostendorf. „Wir werden das Ganze in den nächsten zwei bis vier Jahren weiter beobachten“, berichtet Glöckner. Werden die Geschäfte gut angenommen, könne man „weiter in die Fläche gehen“.
So funktioniert der Mini-Markt in Lamerdingen
In Lamerdingen hat im März 2024 das Geschäft "Reinspaziert" eröffnet, ein Selbstbedienungsladen (fast) ohne Personal. Die ganze Woche können Kunden dort einkaufen, ihre Waren selbst scannen und per Karte bezahlen.
Nach der Schließung des Raiffeisen-Marktes fehlte dem Dorf ein Nahversorger. Doch seit der Neueröffnung in den alten Raiffeisen-Räumen, können die Bewohner des Ortes schnell zum SB-Laden laufen. Wer eine Runde durch das Geschäft dreht, entdeckt Gewürze, Kekse, Nudeln, Molkereiprodukte, Putzmittel. Kurzum: alles, was man für den täglichen Bedarf braucht. Betreiber ist Florian Hienle aus Widergeltingen, wo er bereits seit Oktober 2022 einen SB-Laden betreibt. Insgesamt zeigt sich Hienle sehr zufrieden: „Die Lamerdinger nehmen es gut an."
"Reinspaziert" hat täglich von 6 bis 22 Uhr geöffnet, bei Problemen ist eine Telefonnummer im Laden zu finden.
Via Telefon und einer Kamera, die über dem Bezahlpunkt angebracht ist, kann der Betreiber bei Problemen auch „aus der Ferne“ weiterhelfen.Schwierige Lage im Dorfladen in Waal
Derweil befindet sich der Dorfladen Waal derzeit in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Ein Konkurs konnte aufgrund einer weiteren Erhöhung der Anteilscheine durch die Gemeinde gerade noch abgewendet werden. Laut Hartmut Gieringer, geschäftsführender Gesellschafter des Dorfladens, schlagen sich vor allem die enorm gestiegenen Lebensmittelpreise, die nicht zu 100 Prozent an die Kunden weitergegeben werden können, enorm in der Bilanz nieder.
Hinzu kommen steigende Personal- und Betriebskosten. Sicherlich sei der Dorfladen meist nicht billiger aber oft auch nicht wesentlich teurer als die großen Discounter, berichtete er in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats.
Trotz des enormen Engagements der Mitarbeitenden und der überwiegend im ehrenamtlichen Helfer und Unterstützer des Dorfladen, bleibt es mittel- und langfristig schwierig, den Dorfladen zu erhalten, mutmaßte Bürgermeister Robert Protschka.
Die Waaler müssen mehr im Dorfladen einkaufen
Um diesen wichtigen Baustein der Nahversorgung zu sichern, brauche es vermehrt die Einkäufe der Bürgerinnen und Bürger. Allein über Bürgschaften und Zuschüsse aus der Gemeinde könne die Liquiditätsproblematik nicht gelöst werden, sagte Protschka und forderte: Es müsse sich das Bewusstsein in der Bevölkerung ändern, um den Dorfladen langfristig zu erhalten.
Um die finanzielle Situation kurzfristig abzufedern, beschloss der Marktgemeinderat kürzlich, sich mit einer weiteren Einlage von 5.000 Euro als stiller Gesellschafter an der Dorfladen Waal UG zu beteiligen.
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