Der seit einigen Jahren in Füssen zu beobachtende Baby-Boom hält weiter an: 434 Geburten hat der Standesamtsbezirk, zu dem auch Lechbruck und Schwangau gehören, im vergangenen Jahr registriert – dazu kam „leider“ auch die Beurkundung einer Totgeburt, wie Leiter Andreas Rösel sagt. Wieder deutlich angestiegen sind die Sterbefälle, während es bei den Hochzeiten eine kleine Delle gab (siehe Grafiken).
Der gute Ruf der Geburtshilfe am Füssener Krankenhaus, den sich die Abteilung erarbeitet hat, zieht immer weitere Kreise: Nicht nur aus dem Füssener Land kommen werdende Mütter in die Klinik, sondern vor allem aus dem mittleren Ostallgäu, hat Rösel beobachtet. Aber auch aus dem Gebiet um Kempten und dem angrenzenden Oberbayern suchen Frauen die Geburtshilfe in Füssen auf – dafür sorgt wohl der Ruf einer sehr familiären und individuellen Betreuung der Abteilung. Sogar aus Lindau kam eine Hochschwangere eigens nach Füssen, um hier ihr Kind auf die Welt zu bringen. Insgesamt wurden in der Statistik des Standesamtes 427 Geburten im Füssener Krankenhaus und drei Hausgeburten erfasst. Auffällig: Der Anteil der Buben unter den Neugeborenen nimmt immer mehr zu. Nur 46 Prozent der Babys sind Mädchen.
Zusätzlich musste das Standesamt fünf Nachbeurkundungen aus dem Ausland vollziehen. „Da geht’s dann richtig ans Eingemachte“, sagt Rösel. Das sind Fälle, in denen deutsche, aber im Ausland lebende Eltern für ihr Kind eine Urkunde und damit die deutsche Staatsbürgerschaft wollen. In einem aufwendigen Verfahren gilt es dann, eine Reihe von Fragen zu klären. Zum Beispiel: Entspricht die Vaterschafts-Anerkennung dem deutschen Recht? Oder die Eheschließung der Eltern?
Während der Baby-Boom anhält, gab es bei der Hochzeitsstatistik eine kleine Delle: 229 Trauungen, darunter fünf gleichgeschlechtliche Ehen, vermeldet das Standesamt. Das sei „kein schlechter Wert“, sagt Rösel, aber man liege unter dem Ergebnis von 2018 (244). Zwei Gründe führt er für den Rückgang an: „Es gibt immer mehr Standesämter, die ihr Angebot erweitern“ – auch in der Region. Das spüre man. Zudem sei das Standesamt nach einer Umstrukturierung in der Stadtverwaltung auch für das Bürgerbüro und das Friedhofswesen zuständig. In Sachen Friedhof müsse einiges getan werden auf der rechtlichen Seite, sagt Rösel. Auch schweben ihm einige Veränderungen vor, die er aber zunächst den Stadträten vorstellen will. Durch die zusätzlichen Aufgaben habe das Standesamt-Team nicht wie bislang die Werbetrommel für Hochzeiten rühren können, man habe auch die Zeit für Trauungen etwas einschränken müssen. Unverändert ist aber: Nur knapp ein Drittel der Hochzeitspaare stammt aus dem Standesamtsbezirk, der Rest kommt vorrangig aus den Großräumen München und Stuttgart, aber auch immer mehr Hessen zieht’s zur Hochzeit nach Füssen. Dazu kommen internationale Ehepartner: Schweden, Ungarn, Brasilianer und Menschen aus vielen weiteren Ländern gaben sich in der Lechstadt das Ja-Wort. Auch über eine Premiere kann Rösel berichten: Zu einer Trauung im April im Colloquium erschien der Bräutigam barfuß. „Wir haben schon viel gehabt, aber das noch nicht“, sagt er. Der Bräutigam sorgte so für den inoffiziellen Slogan des Standesamtsleiters für die vergangene Saison: „Barfuß oder Lackschuh, in Füssen wird geheiratet!“
„Exorbitant mehr Todesfälle“ in 2018 vermeldet Rösel für das Vorjahr: 323 entsprechende Beurkundungen gab es. Damit erreichte man wieder den Rekordwert aus dem Jahr 2017.
Eine ungewöhnlich hohe Zahl gibt es auch bei den Kirchenaustritten. 195 Menschen kehrten 2019 ihren Gemeinden den Rücken – in früheren Jahren waren es zwischen 90 und 120. „Gefühlt waren davon 70 Prozent Katholiken“, sagt Rösel. Auch wenn Bürger keinen Grund für den Kirchenaustritt angeben müssen, tun dies dennoch viele. Einer der Gründe seien die Missbrauchsfälle und wie die Kirchen damit umgingen, sagt Rösel.