Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Zecken Im Allgäu auf dem Vormarsch: Immer früher, immer häufiger

Wo Risikogebiete sind

Immer früher, immer häufiger: Zecken Im Allgäu auf dem Vormarsch

    • |
    • |
    Eine Zecke krabbelt über eine Hand - sie können eine Boreliose auslösen und FSME übertragen.
    Eine Zecke krabbelt über eine Hand - sie können eine Boreliose auslösen und FSME übertragen. Foto: Patrick Pleul/dpa

    Da staunte ein Oberallgäuer Bergsportler nicht schlecht: Bei einer Überschreitung des Kienbergs bei Pfronten hatte er sich heuer bereits im Februar eine Zecke eingefangen – genauer gesagt am 24. Februar, also noch im Winter. Bereits vergangenes Jahr hatte es in Schwaben einen Höchststand an Fällen von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gegeben – so wie in ganz Deutschland. Bei der FSME handelt es sich um eine Hirnhaut- oder Gehirnentzündung, die durch ein von Zecken übertragenes Virus ausgelöst wird. Ebenso können Zecken Bakterien auf den Menschen übertragen, die dann Borreliose – eine bakterielle Infektion – verursachen. Gegen FSME gibt es eine Schutzimpfung. In Zusammenarbeit mit Medizinern und Behörden beantworten wir die wichtigsten Fragen zum Thema.

    Wie haben sich die Fallzahlen von Komplikationen nach einem Zeckenstich entwickelt?

    2020 war nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) im Freistaat ein Rekordjahr im Bezug auf FSME (280 Fälle) und Borreliose (6259 gemeldete Erkrankungen). In Schwaben wurden 36 FSME-Erkrankungen gemeldet – nahezu doppelt so viele wie in den beiden Jahren zuvor. In den vergangenen Jahren lag die Zahl der gemeldeten FSME-Erkrankungen in ganz Deutschland zwischen 200 und 704 jährlich. 2020 wurde mit 704 FSME-Erkrankungen die bislang höchste Anzahl von Erkrankungen seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001 gemeldet. In Deutschland erkranken laut Statistik am ehesten Menschen über 40 Jahre an FSME.

    Wie ist die Häufung zu erklären?

    Wegen des Lockdowns ab Mitte März vergangenen Jahres hatten sich bei vielfach schönem Wetter vermutlich mehr Menschen in der Natur aufgehalten – beispielsweise beim Radeln oder Wandern. Zudem wird angenommen, dass die allgemein steigenden Temperaturen die Zecken-Population ansteigen lassen.

    Wo sind FSME-Risikogebiete?

    Laut Robert-Koch-Institut (RKI) gilt mittlerweile das gesamte Allgäu als FSME- Risikogebiet – wie übrigens auch der weitaus größte Teil des restlichen Bayern. In der Mitte und der Nord-Hälfte Deutschlands ist das Risiko deutlich geringer.

    Wie hoch ist die FSME-Ansteckungsgefahr in einem Risikogebiet?

    Experten schätzen die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach einem Stich bei eins zu 50 bis eins zu 100.

    Wo lauern Zecken?

    Zecken halten sich meist im Gras oder Gebüsch bis ein Meter Höhe auf. Dort lauern sie auf Beute. Ab etwa acht Grad Temperatur werden die spinnenartigen Tiere aktiv.

    Wie kann man vorbeugen?

    Der Deutsche Jagdverband (DJV) empfiehlt für Spaziergänge durch ungemähte Wiesen oder entlang von Gebüschen lange Kleidung und geschlossene Schuhe. Zu Hause sollte man den Körper gründlich nach Zecken absuchen. Bevorzugt saugen Zecken an Bauch, Brust und Kniekehlen.

    Was soll man machen, wenn man eine Zecke entdeckt?

    Gerade herausziehen und nicht drehen. Es gibt beispielsweise in Drogerien und Apotheken spezielle Zeckenzangen und -karten aus Kunststoff, mit denen sich die Plagegeister gut entfernen lassen. Greifen sollte man eine Zecke nahe der menschlichen Hautoberfläche, also an ihren Mundwerkzeugen. Niemals am mit Blut vollgesogenen Körper. Nach dem Entfernen der Zecke sollte die Bissstelle sorgfältig desinfiziert werden. Tritt in der Folge ein roter Ring um die kleine Wunde auf, herrscht Borreliose-Gefahr. Dann sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Borreliose kann – rechtzeitig erkannt – gut mit Antibiotika behandelt werden.

    Wie kann man sich vor einer Erkrankung schützen?

    Laut Bayerischem Roten Kreuz (BRK), Kreisverband Oberallgäu, ist eine FSME-Impfung der einzig sichere Schutz vor einer Erkrankung. Die ständige Impfkommission empfiehlt allen Menschen, die sich in FSME-Risikogebieten aufhalten, eine Impfung. Das gilt vor allem für Menschen, die sich viel in der Natur bewegen. Wer sich impfen lassen will, sollte sich an seinen Hausarzt wenden. „Aufgrund des Klimawandels kommt es vermehrt zu einem Anstieg der einheimischen Zecken und der Verbreitung neuer Arten“, sagt der Oberallgäuer BRK-Chefarzt Dr. Andreas Baumgarten. Gegen Borreliose gibt es keinen wirksamen Impfschutz.

    Wie läuft die Immunisierung ab?

    Für die Grundimmunisierung sind drei Impfungen erforderlich. Meist wird ein bis drei Monate nach der ersten Impfung die zweite Dosis verabreicht. Eine dritte Impfung erfolgt – je nach Impfstoff – nach weiteren fünf bis zwölf Monaten. Eine erste Auffrischimpfung wird nach drei Jahren empfohlen. Die nachfolgenden Auffrischungen sind dann alle fünf Jahre erforderlich.

    Lesen Sie auch: Um Krankheiten vorzubeugen, sollten Haustiere gar nicht erst von Zecken befallen werden. Aber: Nicht jeder Wirkstoff passt zu jedem Tier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden