Es war der Moment seiner Karriere. Und Felix Rösle zehrt noch heute davon. Elf Tage nach der größten Sternstunde seiner Laufbahn bereitete die Stadt Sonthofen dem Junioren-Weltmeister in der Ski-Alpin-Abfahrt einen warmen Empfang. „Ich freue mich, dass mich so viele Menschen hier begrüßen. Es fühlt sich für mich immer noch unrealistisch an“, sagte Rösle. Über 100 Fans, Freunde, ehemalige Trainer und Verwandte sorgten für die große Bühne in der Kreisstadt. Der 20-Jährige durchschritt das Spalier aus Kindern vom Skiclub Sonthofen und etlichen Freunden und trug sich nach der Begrüßung von Bürgermeister Christian Wilhelm im Rathaus ins Goldene Buch der Stadt ein.
Sportprominenz und frühere Trainer empfangen Rösle
Bescheiden, demütig, fast schon etwas peinlich berührt ließ Rösle all die liebevollen Gesten über sich ergehen und lauschte den Lobeshymnen seiner Förderer und Weggefährten. Und diese waren zahlreich. Nicht nur aktive und ehemalige Wintersportler, wie Selina Jörg sowie Fabian und Kilian Himmelsbach waren gekommen. Frühere Trainer Rösles vom Skiclub über den ASV und BSV bis zum Deutschen Skiverband waren da: Thomas Himmelsbach (SCS), Seppi Holzheu, der Rösle im ASV-Perspektivkader trainierte, die Hindelanger Jürgen Fersch und Michael Renn, Markus Eberle und Benno Groß (Leitungszentrum) sowie die Ski-Legende Berni Huber.
Der ASV-Vorsitzende Dr. Hubert Lechner lobte den Weltmeister für seine Akribie. „Es steckt so unheimlich viel Arbeit hinter so einem Erfolg. Und erst recht müssen viele Rädchen ineinandergreifen, damit das am Ende zustande kommt“, sagte Lechner. Und etliche dieser „Rädchen“ waren auch im Rathaus dabei, um den Junioren-Weltmeister gebührend zu feiern. Neben den erwähnten Trainern und zahlreichen Freunden waren das allen voran Mutter Cathrin, Vater Florian und Schwester Laura Rösle. Die drei waren auch am „Tag X“ in Tarvisio dabei und verfolgten hautnah mit, wie sich ihr Sohn, bzw. Bruder zum ersten deutschen Junioren-Abfahrtsweltmeister seit über 40 Jahren kürte.

Die Abfahrtsstrecke in Travisio war durch den Neuschnee in der Nacht vor dem Rennen verkürzt worden und deshalb auch in zwei Durchgängen ausgetragen, was bei Abfahrtsläufen nicht üblich ist. Für Rösle aber kein Problem, der 20-Jährige raste noch vom dritten Rang nach dem ersten Lauf zur Goldmedaille. Der Athlet vom Skiclub Sonthofen gewann letztlich mit hauchdünnem Vorsprung von 0,02 Sekunden vor dem Schweizer Philipp Kälin und dem Österreicher Matthias Fernsebner (+0,14 Sekunden). „Das war ungewöhnlich und für uns im Ziel entsprechend aufregend, weil alle Spitzenfahrer sehr eng beieinander waren“, erzählt Florian Rösle. „Als wir wussten, dass Felix eine Medaille sicher hat, waren wir etwas gelöster. Das hat aber nichts daran geändert, dass wir einen Puls von locker über 200 hatten.“
Felix Rösle: „Noch ein großer Schritt zur Spitze“
Das dürfte bei seinem Sohn ähnlich gewesen sein, der seinen Goldcoup auch fast zwei Wochen später noch nicht so recht begreifen kann. „Es wird in einzelnen Momenten wahrer und greifbarer, zum Beispiel, wenn ich die Medaille in der Hand halte“, sagt Felix Rösle. Der 20-Jährige, der seit 2021 Fis-Rennen und seit 2023 Europacup-Rennen fährt, weiß allerdings allzu gut, dass ihn noch viel erwartet auf dem langen Weg in die Weltelite der „Großen“. „Natürlich bin ich stolz, dass ich Junioren-Weltmeister bin. Aber es überwiegt die Bescheidenheit, weil es noch ein großer Schritt zur Spitze ist. Aber es fühlt sich schon mal gut an.“
Und so war Felix, der Glückliche, am Ende des Tages auch nicht „allzu überfordert“ von den unzähligen Glückwünschen, Drückern und Schmatzern – und auch nicht von 150 Nachrichten bei Whatsapp und Instagram. Auch Bürgermeister Wilhelm machte deutlich: „Du bist schon jetzt ein Champion, aber wir hoffen, dass das der Anfang ist. Wir wissen, dass noch mehr kommt.“
Diese Erwartungshaltung wird weiter wachsen, wenn Rösle weiterhin für Aufsehen sorgt. Auf der ganz großen Bühne des Sports darf er sich alsbald beweisen. Denn der Sieg in der Abfahrt bei der Junioren-WM berechtigt ihn für einen Start beim Weltcup-Finale in Sun Valley in den USA vom 22. bis 27. März. Und der Junioren-Weltmeister stellt klar: „Ich will schauen, was geht. Mein Ziel ist es aber, mich auf der großen Bühne zu präsentieren“, sagt Felix Rösle. „Mit den großen Jungs auf der Strecke zu sein, heißt, dass alle Augen auf mich gerichtet sind. Das will ich nutzen.“

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