Im Immenstädter Jugendhaus „Rainbow“ endet eine Ära: Stefan Erb war dort 37 Jahre Sozialpädagoge, sein Kollege Wolfgang Klimek 32 Jahre. Beide gehen in den Vorruhestand, die „Soviko GmbH“ Dillingen, ein Träger der freien Jugendhilfe, übernimmt. Seit 1970 gibt es das städtische Jugendhaus, zuerst am Kalvarienberg.
Als Diplom-Sozialpädagoge schloss der Sonthofer Erb sein Studium 1983 in Nürnberg ab und fing auch gleich in Immenstadt an. Damals leitete Uwe Rudolph das Jugendhaus in der ehemaligen Schießstätte am Kalvarienberg. Schon bald zog das „Rainbow“ um ins ehemalige Gebäude der AOK in der Mittagstraße. „Mit Jugendlichen haben wir 1983 von März bis September dort alles umgebaut“, sagt Erb. Das Material habe die Stadt zur Verfügung gestellt. So ein großes ehrenamtliches Engagement von Jugendlichen sei heute wegen der vielen Vorschriften nicht mehr machbar, bedauert der 63-Jährige.
Die Jugendlichen hätten damals handwerklich viel gelernt. Ein angehender Schreiner und ein Maurer seien im Jugendteam gewesen. „Einer hat vom Können des anderen profitiert.“ Einige Jahre später mauerten Jugendliche eine Schallschutzwand hoch – um bei Veranstaltungen die Nachbarn nicht zu stören. Früher, so sagt der Sonthofer, seien die jungen Gäste zwischen 16 und 25 gewesen – heute besuchten Zwölf- bis 16-Jährige den Betrieb. „Insgesamt ist das Publikum immer jünger geworden“, sagt der Sozialpädagoge.
Bei Konzerten allerdings war das Publikum teilweise sogar über 60. Erb sagt, dass nur diese Veranstaltungen und der 68-er Ball altersübergreifend waren, was er auch gut findet. Da seien auch mal Eltern mit ihren Kindern da gewesen. „Wir hatten maximal 15 Konzerte im Jahr – und 240 Tage offen.“ Der Idee, die 2019 aufflammte, aus dem Rainbow ein Mehrgenerationen-Veranstaltungshaus zu machen, erteilte die Stadt jedoch eine Absage. Ob diejenigen, die die Konzerte im Rainbow vorbereiteten, weiterhin mit einem eigenen Kulturverein aktiv bleiben, und wenn ja, wo, das weiß Erb nicht: Das Rainbow stehe für sie als Veranstaltungsort jedenfalls nicht mehr zur Verfügung.
Erb selbst ist auch Musiker, gründete mit seinem damaligen Mitarbeiter Uli Rugel und Horst Götz vor mehr als 25 Jahren „Banni und die Echomänner – die schlächteste Band der Welt“. So ist es auch auf alten T-Shirts zu lesen. In der Rainbow-Siebdruck-Werkstatt konnten die Echomänner und andere „Hobbydrucker“ Textilien oder Plakate bedrucken. „Das war ein kreativer Schmelztiegel.“
Viele Bands probten und proben auch heute noch kostenlos im Keller – wie die Kellerasseln. Eine Auszeichnung gab es auch: 2017 erhielt das Rainbow vom Landkreis den Oberallgäuer Kulturpreis in der Sparte „Musik Jung/Modern“. Von der Stadt fühlten sie sich dagegen stiefmütterlich behandelt. „Nie gab es zum Beispiel eine Grundausstattung fürs Jugendhaus.“ Sämtliche Möblierung sei selbst organisiert worden, auch die Computer.
Es gibt ein Internet-Cafe, einen Thekendienst und viele Jahre den Hausrat – Jugendliche, die mitbestimmten. Erb und Nickel haben Daten und Fakten zusammengestellt: Im Rainbow fanden 592 Veranstaltungen statt. Außerdem wurden Gitarren- und Kochkurse durchgeführt, es gab ein Tonstudio, Modellbau, Theater, Selbstverteidigungsangebote und zehn Jahre die Zeitschrift „Bow“.