Zuerst verglich sie die Arbeit der Bauern mit einem Körper. Ohne wirtschaftende Landwirte habe das Allgäu kein gepflegtes Gesicht. Dann wurde die Kreisbäuerin politisch: Die Parteien seien zu sehr mit dem Machterhalt beschäftigt, kritisierte Monika Mayer. Sie seien nur getrieben und würden reagieren, statt zu agieren. Beim Landfrauentag in Fischen forderte Mayer die zahlreichen Politiker eineinhalb Wochen vor der Kommunalwahl auf, die Landwirte ernst zu nehmen und in die Lösung der Probleme einzubeziehen.
Mayer, selbst Bio-Bäuerin, wehrte sich gegen Vorwürfe, dass Landwirte gegen Naturschutz seien. „Wir sehen uns aber nicht als Täter, sondern als Teil der Lösung“, betonte sie und forderte in Richtung der Politiker in deutlichen Worten: „Agieren braucht Mut und einen Arsch in der Hose.“
Wichtig für die Arbeit der Landwirte sei ein familienfreundliches Umfeld. Sie bräuchten „Verwurzlungsmöglichkeiten“, sagte Mayer. Für den Erhalt der Einzelgehöfte, Weiler und Dörfer spiele das Baurecht eine entscheidende Rolle, hob der scheidende Oberallgäuer Landrat Anton Klotz hervor. Er forderte vom Amt für Landwirtschaft, die Regelungen für privilegiertes Bauen flexibler zu beurteilen, damit junge Menschen auf dem Land eine Zukunft haben.
Ein Unwort für Landwirte ist laut Kreisbäuerin Mayer zurzeit der Begriff der „Transformation“. Sie betonte, dass Landwirte sich nicht gegen Wandel wehrten. Es müssten aber fachlich sinnvolle Lösungen her, die nachhaltig seien und Natur, Klima und Landwirtschaft gleichermaßen dienten.
Vieles, was derzeit auf die Landwirte einprasselt, mache sie wütend, fuhr die Kreisbäuerin fort. Aber Wut sei ein schlechter Ratgeber „und in der Opferrolle schaden wir uns selbst“. Statt Wut solle man die Chancen in den Mittelpunkt stellen und mutig und selbstbewusst handeln, sagte Mayer.
Auch Theresia Zettler, Gemeindereferentin aus Bobingen, rief die Zuhörerinnen in einem von persönlichen Erfahrungen gespickten Vortrag dazu auf, die Opferhaltung abzulegen. Sie könnten heute ihre Entscheidungen selbst treffen – egal, was in der Vergangenheit war. Landwirtschaft bedeute für sie, zu wissen, wo sie herkomme, ergänzte Zettler, die selbst in einer Bauernfamilie aufwuchs. „Das ist Stallgeruch im positiven Sinn“, sagte sie.
Auch Fischens Bürgermeister Bruno Sauter betonte, dass die Landwirte Teil der Lösungen seien. „Wir müssen sie politisch unterstützen, so gut es geht“, sagte er.Laut Landrat Klotz klagen die Bäuerinnen zurecht über die Agrarpolitik und fordern praxisgerechte Lösungen, statt immer mehr Auflagen, „die man nicht nachvollziehen kann“.
Kreisbäuerin Mayer dankte dem scheidenden Landrat für seinen Einsatz. Er habe die Arbeit der Landfrauen „mit Herz, Hirn und Hand, aber auch mit Geld“ unterstützt. Auch Schwabens Bauernverbands-Präsident Alfred Enderle lobte mit Hinweis auf die Themen TBC, Wolf und Jagd, dass Klotz immer versucht habe, Probleme mit gesundem Menschenverstand anzugehen. An die Zuhörerinnen appellierte Enderle, in der anstehenden Kommunalwahl über Parteigrenzen hinweg für Persönlichkeiten zu stimmen.