Thomas Diepolder war vor einem Jahr ein hohes Risiko eingegangen: Auf eigene Faust hatte der damals 45-jährige Landwirt für eine halbe Million Euro an Investitionen eine regionale Landwirtschaftsmesse organisiert und zwar auf dem Gelände seines Hofes in Dietmannsried (Oberallgäu). Die erste Agrarschau Allgäu erfreute sich dann großer Resonanz: An fünf Tagen kamen bei bestem Frühlingswetter 48 000 Besucher. Sie informierten sich bei den 220 Ausstellern und saßen auch in Festzelten gesellig zusammen. Der große Erfolg der ersten Landwirtschaftsmesse ermunterte Diepolder, heuer die Neuauflage auf die Beine zu stellen. Die zweite Agrarschau Allgäu findet von Donnerstag bis Montag, 11. bis 15. April, wiederum in Dietmannsried statt. Verbunden damit ist ein Vergnügungspark mit Fahrgeschäften für die kleinen Gäste.
Diesmal haben sich mit 330 Ausstellern 50 Prozent mehr als vor einem Jahr angemeldet. Auch der Bayerische Bauernverband, der 2018 wegen Terminüberschneidungen noch nicht dabei war, hat heuer einen Stand in Dietmannsried. Die Firmen präsentieren alles, was für Landwirte interessant ist: von Traktoren und Zubehör für die Milch- und Agrarwirtschaft über die Holzbewirtschaftung bis hin zur Photovoltaik.
Auch für Nicht-Landwirte ist Einiges Geboten, zum Beispiel Trachtenzubehör, Schmuck und Haushaltsartikel. Der Großteil der Aussteller kommt aus dem Allgäu und den angrenzenden Regionen. Es sind aber auch wie schon 2018 Firmen aus Polen, Dänemark, Holland, Italien, Frankreich, Österreich, Slowenien, aus der Schweiz und sogar aus Kanada dabei. Für das leibliche Wohl der Besucher ist im Bierzelt und im Milch-/Weinzelt gesorgt. Dort spielen auch an allen Tagen Musikkapellen aus der Region auf(siehe Info-Kasten).
Als Veranstaltungs-Höhepunkt geht am Samstag, 13. April, die Zaunbau-Weltmeisterschaft 2019 über die Bühne. Die Teilnehmer kommen dabei aus vielen Ländern, darunter die holzreichen Nationen Deutschland, Österreich, Kanada, Schweden und Neuseeland.
Bereits am Abend des ersten Messetages übergeben die Günzacher Landwirte auf dem Messegelände eine Petition zur Düngeverordnung 2020. Auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger wird zu diesem Thema sprechen. Das künftige Ausbringen der Gülle steht ebenfalls im Mittelpunkt einer Informationsveranstaltung mit dem Agrarwissenschaftler Dr. Peter Hamel aus Storndorf (Hessen) am Samstag ab 10 Uhr.
Warum spielt ausgerechnet die Gülle und ihre Verarbeitung eine so große Rolle? „Weil dieses Thema den Landwirten gerade ziemlich unter den Nägeln brennt“, sagt Thomas Diepolder. Denn das Bundeslandwirtschaftsministerium plant das Inkrafttreten der neuen Düngeverordnung im Mai 2020. Damit bleibt den Landwirten noch eine Saison bis die Verschärfungen, die vor allem die roten, mit Nitrat belasteten Gebiete betreffen, greifen. Dazu zählen vor allem auch die Regionen mit vorwiegend Grünlandwirtschaft, wie das Allgäu.
Wenn heuer wieder alles gut läuft und das Publikumsinteresse so groß bleibt wie vor einem Jahr, kann sich Diepolder für 2020 sogar noch eine Erweiterung der Messe vorstellen. „Wir sind zwar schon gut voll. Aber a bissle Platz für weitere Aussteller hätten wir noch.“
Der Eintritt zur Agrarschau Allgäu 2019 ist frei. Das Parken auf einer Fläche gegenüber dem Messegelände kostet pro Pkw fünf Euro.