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Viel Holz in der Hütt’n

Pfronten

Viel Holz in der Hütt’n

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    Burghotel Falkenstein
    Burghotel Falkenstein Foto: Andre Schönherr

    König Ludwig II. hätte seine Freude daran gehabt: Zwar steht auf dem Falkenstein (1277 Meter) bei Pfronten immer noch die Ruine eines unvollendeten weiteren Märchenschlosses. Aber wenige Meter darunter erstrahlt das gleichnamige Burghotel in neuem Glanz. Vier Millionen Euro hat die Familie Schlachter in den Komplettumbau der Rezeption, der Empfangshalle, der Bar, des Restaurantbereichs und sieben der insgesamt 16 Gästezimmer gesteckt. Drei Monate lang war das Vier-Sterne-Haus wegen der Renovierung geschlossen. Jetzt ist das Hotel wieder in Betrieb. Vor wenigen Tagen hat auch das letzte der nunmehr vier kleinen aber feinen Restaurants eröffnet. Diese sind übrigens nicht nur für Hotelgäste geöffnet, sondern auch für externe Besucher.

    Am 20. Januar hatten die Schlachters noch bis um 11 Uhr die Gäste der letzten Hochzeit im Haus. „Wenige Minuten später haben wir angefangen, die alten Möbel rauszureißen“, sagt Junior-Chef Simon Schlachter. Der 26-Jährige hat dann so gut wie das ganze Inventar im Internet verkauft. Die Küche ging bis nach Rumänien, die Sessel, Sofas und Tische an Gastronomie-Betriebe oder Privatpersonen zum Teil bis nach Berlin. Sogar die Böden wurden verscherbelt. „Das war sinnvoller, als alles einfach wegzuwerfen“, sagt Schlachter.

    Dann kam für sechs Wochen der Abbruchtrupp. Die Devise hieß: Alles muss raus – der Estrich, marode Heizungsrohre, der Putz von der Wand. Insgesamt füllte das Material 150 Abfall-Container. Auch der Einbau erfolgte innerhalb von sechs Wochen. Dabei wurde viel altes Holz in der „Hütte“ verbaut. „Wir sind hier im Süden Bayerns. Da erwarten die Gäste eine rustikale Einrichtung“, erklärt Schlachter. Kombiniert wurde das Ganze mit edlen Einbauelementen und modernen Bädern. In manchen Zimmern steht nun auch ganz im Trend der Zeit frei eine Badewanne.

    Die Idee für den Umbau hatte Simon Schlachter zusammen mit seinem Bruder Toni (32), der stellvertretender Hoteldirektor im „Engel“ in Grän (Tannheimer Tal) ist. Das Gestaltungskonzept lag in Händen der Vorarlberger Architektin Sibylle Schaschl. „Da steckt viel Liebe zum Detail drin“, sagt Schlachter, etwa in einer Kassettenwand, deren Fugen mit Bienenwachs gefüllt sind.

    Auch am Komfort wurde nicht gespart. So haben nun die renovierten Räume eine Fußbodenheizung. Und das über hundert Jahre alte Haus ist von einer Öl- auf eine Gasheizung umgestellt worden. Vor dem Haus gibt es jetzt eine Ladestation für Elektro-Autos. Selbstverständlich erfolgte der Umbau nach den neuesten Brandschutz-Regeln. Nächste Woche geht noch eine eigene Trafo-Station für die gesicherte Stromversorgung in Betrieb.

    Beim Abtransport der alten Sachen und des Bauschutts sowie beim Bringen der neuen Einrichtung hatten die Hoteliers trotz eines schneereichen Winters Glück. „Immer dann, wenn ein großer Lastwagen kam, war unsere zwei Kilometer lange, enge und steile Privatstraße frei“, ist Schlachter froh. Auch das Gewusel von vielen Handwerkern aus dem Allgäu und aus Österreich habe erstaunlich gut funktioniert.

    Nun also können es sich seit dem 17. April die Gäste wieder an 365 Tagen im Jahr auf dem Falkenstein gutgehen lassen. Die vier Restaurants mit zusammen etwa 60 Plätzen heißen „Wolkenstube“, „Herzblutstube“, „Holzwurm“ und „Pavo“. In den ersten drei serviert Chef-Koch Simon Schlachter a la carte, im Pavo gibt es exklusive Speisen: „The royal fine cuisine“ nennt sich das, mit vielen kleinen Köstlichkeiten zum Durchprobieren aus fünf Vorspeisen, vier Hauptgängen und fünf Desserts. Vieles mit asiatischer Note wie „Tom Ka Gai Toast Basilikum, Ei-Royal-Aubergine-Miso-Wachtelei, US-Rind mit Bergpfeffer, Spitzkohl, Steinpilz, Brokkoli oder Verbene-Sauerampfer-Joghurt. Zum königlichen Preis von 105 Euro. Das hätte sicher auch Ludwig II. gemundet. Der hätte sich wohl auch über das „Pavo“ gefreut. Denn das ist der Name des asiatischen Pfaus, dem Lieblingstier des Märchenkönigs.

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