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Gardasee-Radweg: Warum soll jetzt der Europarat einschreiten?

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Gardasee-Radweg: Warum soll jetzt der Europarat einschreiten?

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    Radeln am Gardasee: Der geplante Radweg um den See erhitzt die Gemüter.
    Radeln am Gardasee: Der geplante Radweg um den See erhitzt die Gemüter. Foto: Marco Alpozzi/LaPresse via ZUMA Press, dpa (Symbolbild)

    Der Ciclovia del Garda gilt als ambitioniertes Projekt. Doch ebenso umstritten ist der geplante Radweg auch, der es Zweiradfans künftig ermöglichen soll, den Gardasee komplett zu umrunden. Auch wenn der Kurs „nur“ um den mit knapp 370 Quadratkilometern größten See Italiens herumführen soll, kommt er wohl auch bald in Deutschland an.

    Denn Kritiker des Radwegs, der zum Großteil durch den europäischen Wiederaufbaufonds finanziert wird, wollen in ihrer Not nun sogar den Europarat einschalten. Das sogenannte „Komitee zum Schutz des Gardasees“, dem mehrere Umweltverbände wie der WWF angehören, moniert die entstehenden Schäden für Umwelt und Natur. Italienische Parlamentarier sollen dabei helfen, Europa auf die Folgen des Baus aufmerksam zu machen.

    Gardasee-Radweg: Warum kritisieren Umweltschützer das Projekt?

    Komitee-Sprecher Mauro Mazza sagte der Berlinger Morgenpost: „Wir hoffen auf Hilfe der Umweltschützer in anderen europäischen Ländern, darunter Deutschland.“ Denn vor Ort fanden sie kein Gehör. Ihr Protest gegen die Fällung von 150 über 100 Jahre alten Zypressen verhallte dem Bericht zufolge, weil es in der autonomen Provinz Trentino keine Denkmalschutzbehörde gibt, die sich den Sorgen hätte annehmen können.

    Mazza kritisierte weiter: „Der Schaden ist nicht nur ökologisch, sondern auch landschaftlich. In der Tat werden wunderbare Zypressen an einer der schönsten Straßen der Welt gefällt.“ Es müsse unbedingt verhindert werden, dass diese Straße „jetzt unwiederbringlich ausgelöscht“ werde, „um den extrem invasiven Metallelementen für einen Radweg Raum zu schaffen“.

    Die Provinz aber setzt die Arbeiten demnach unbeirrt fort, auch wenn gerade im Norden des Gardasee wegen der über dem Wasser steil abfallenden Felswände einige Schwierigkeiten beim Bau lauern. Der Plan sieht demnach vor, dass der Radweg entlang des Massivs auf Stegen verläuft und im Felsen verankert wird – was direkte Auswirkungen auf das Gestein hätte.

    Gardasee-Radweg: Welche Ausweich-Möglichkeiten haben Radfahrer aktuell?

    Nicht nur würden die Felsen ruiniert werden, angesichts der häufigen Erdrutsche könne auch die Sicherheit des Radwegs nicht garantiert werden, lautet die Kritik. Das Komitee plädiert daher für eine Fährverbindung mit umweltfreundlichen Schiffen, die Radfahrer im nördlichen Teil des Gardasee auf die andere Seite des Gewässers bringen.

    In den vergangenen Jahren stieg die Nachfrage für diese Art des Fahrradtransports, wie Pietro Marrapodi im Corriere del Veneto bestätigte. Demnach erklärte der Regierungsdirektor von Navigazione Laghi, der für den öffentlichen Wassertransport auf Gardasee, Comer See und Lago Maggiore zuständigen staatlichen Einrichtung: „Wir investieren stark in die Bereitstellung von Gepäckträgern auf den Booten, von denen einige auch Ladestationen für E-Bikes parat haben.“

    2023 seien mehr als 70.000 Fahrräder auf diesem Weg über den Gardasee transportiert worden. Bis Mitte November 2024 war ein Rückgang von fünf Prozent zu verzeichnen, was allerdings mit viel Regen bis Anfang Juli zu erklären sei.

    Es sind demnach sogar Boote nur für Radfahrer in Planung: „Die Region Lombardei hat uns gefragt, ob wir zwei spezielle Boote nur für den Abschnitt zwischen Salo und Limone zur Verfügung stellen könnten, da sie mit dem Bau des Radwegs in Rückstand seien.“

    Gardasee-Radweg: Warum klagen drei Senatoren gegen den Bau?

    Weiter heißt es in dem Artikel, auch die Gemeindeverwaltung von Riva del Garda habe sich kürzlich gegen freitragende Fußgängerbrücken in ihrem Gebiet ausgesprochen. Derweil berichteten neben der Berliner Morgenpost auch der Corriere del Trentino und l’Adige, drei Senatoren hätten bei der Staatsanwaltschaft von Verona eine Klage gegen den geplanten Abschnitt im Gebiet von Malcesine am Ostufer eingereicht. Ihre Begründung: „Es ist nicht mehr möglich, die Umweltzerstörung und das Sicherheitsrisiko, das unser Gebiet betrifft, zu ignorieren.“

    Sie verweisen auf die sich wiederholenden Erdrutsche in der Region. Außerdem befürchten sie, „dass die Radfahrer noch mehr in die Tunnel der Gardesana Orientale strömen werden, die zu den zehn gefährlichsten Straßen des Landes gehören.“ Die Gardesana Orientale ist die Uferstraße, die dem Gardasee am Ostufer bis hinunter nach Peschiera folgt.

    Der Widerstand wächst also. Ob er am Ende auch Früchte tragen wird, muss sich zeigen. Nach aktuellem Stand soll der gut 140 Kilometer lange Radweg im Jahr 2026 fertiggestellt werden und weitere Touristen anlocken. Laut den Gegnern des Ciclovia del Garda sollen mittlerweile aber auch Hoteliers und Tourismusveranstalter erkannt haben, dass die negativen Folgen des Baus die Vorteile überwiegen könnten.

    Hinzu kommt: Die Kosten für den Radweg explodieren. Mittlerweile wird mit 1,3 Milliarden Euro gerechnet – das ist viermal so viel wie vor drei Jahren veranschlagt wurde.

    Übrigens: Bereits jetzt bieten sich verschiedene Touren für Rennradfahrer rund um den Gardasee an. Nicht nur Radfahrer sollten die Winde am Gardasee beachten. Auch Autos können per Fähre über den Gardasee kutschiert werden.

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