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Kaufbeuren
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Debatte um Denkmalschutz: Politik fordert, Chancen für den Kaufbeurer Fliegerhorst zu nutzen

Debatte um Denkmalschutz

Kaufbeurer Fliegerhorst - mehr Zukunftscampus oder Museum?

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    Das riesige Kaufbeurer Bundeswehrareal von der Größe des Fürstentums Monaco bietet nach Ansicht der Politik großes Entwicklungspotenzial.
    Das riesige Kaufbeurer Bundeswehrareal von der Größe des Fürstentums Monaco bietet nach Ansicht der Politik großes Entwicklungspotenzial. Foto: Harald Langer

    Die neue deutsche Sicherheitspolitik als Reaktion auf den Ukraine-Krieg und die neue US-Regierung bietet nach Ansicht der Politik Perspektiven für den Fliegerhorst. Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse (CSU) und der Landtagsabgeordnete Bernhard Pohl (FW) sprachen jüngst von einer „Riesenchance für die Stadt“ und warben in einem gemeinsamen Schreiben an das Bundes- und das bayerische Wirtschaftsministerium für den Bundeswehr- und Wirtschaftsstand Kaufbeuren. Deren „Standortoffensive“ folgt nun auf eine ganz anders geartete Debatte, die Schub aus der Entwicklung am Fliegerhorst zu nehmen drohte: der Denkmalschutz.

    Fliegerhorst Kaufbeuren - Politik sieht Standort auf der „Überholspur“

    Trotz der hochmodernen Ausbildung von luftfahrzeugtechnischem Personal und Radartechnikern arbeitet der Luftwaffenstandort nach wie vor einen Investitionsstau ab, der noch in dem jahrelangen Ringen um den Erhalt der Schule begründet liegt. Vor 14 Jahren wurde die drohende Schließung des Fliegerhorstes bekanntlich doch noch abgewendet. Als Technisches Ausbildungszentrum der Luftwaffe, Abteilung Süd, hat der Standort nun die erste Dekade nach der Fusion mit dem Standort Faßberg in Niedersachsen hinter sich. „Möglicherweise auf der Überholspur“ sehen sich Bosse und Pohl heute mit der zivil-militärischen Kooperation in der Flugsicherungsausbildung unter der Regie der Deutschen Flugsicherung, mit Gewerbeflächen in unmittelbarer Nähe zum Fliegerhorst und weiteren denkbarer Aufgaben in der Landesverteidigung.

    Das ist der Fliegerhorst Kaufbeuren

    Der Fliegerhorst Kaufbeuren erstreckt sich auf einer Fläche von 231 Hektar Fläche, 15 Hektar davon gehören zur Flur der Gemeinde Ruderatshofen. Auf dem Gelände gibt es unter anderem 190 Gebäude, von denen nicht alle genutzt werden - neben 16 Hörsaal- und 25 Unterkunftsgebäuden, 15 Ausbildungs-, 30 Lagerhallen, 17 Verwaltungs- und sechs Betreuungsgebäude. Außerhalb des umzäunten Areals stehen weitere Unterkunfts- und Sozialgebäude an der Apfeltranger Straße.

    Die Initiative, große Teile des Standortes in die bayerische Denkmalliste aufzunehmen, entstand in Kreisen ehemaliger Soldaten. Dieses „militärhistorische Interesse“ rund um den 1935 als Militärflugplatz eröffneten Fliegerhorst alarmierte jedoch die Politik, die durch den Denkmalschutz und die damit verbundenen Auflagen ein Hemmnis für die Weiterentwicklung, bei Umbauten an Bestandsgebäuden und Sanierungen sah. „Wir müssen unseren Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung leisten“, so Kommandeur Thorsten Milewski. „Dafür brauchen wir funktionale Gebäude.“ Das gelte für die Luftfahrzeughallen wie für die Feuerwache.

    „Nun wird den militärischen Belangen ein klarer Vorrang vor dem Denkmalschutz eingeräumt“

    Bernhard Pohl, Landtagsabgeordneter

    Pohl setzte sich schließlich dafür ein, dass dieser Punkt in dem seinerzeit ohnehin vorbereiteten „Gesetz zur Stärkung der Bundeswehr“ Niederschlag findet. „Dort wird den militärischen Belangen nun ein klarer Vorrang vor dem Denkmalschutz eingeräumt“, so der Landtagsabgeordnete. Für die Kaufbeurer Belange habe er, Pohl, im bayerischen Generalkonservator Professor Dr. Mathias Pfeil, dem obersten Denkmalschützer im Freistaat, durchaus einen Verbündeten gefunden.

    Welche Risiken bringt der Denkmalschutz mit sich?

    „Wir verteufeln den Denkmalschutz nicht“, sagt Bosse. Auch Pohl sieht das so. In diesem konkreten Fall gebe es angesichts der Auflagen und Kosten aber Risiken für den Standort in Kaufbeuren. Der Landtagsabgeordnete warnt, dass Investoren und die öffentliche Hand im Denkmalschutz mitunter ein K.-o.-Kriterium sehen. „Es geht aber auch um die konkrete Entwicklung“, so Pohl mit Blick auf weiteres Personal und weitere denkbare zivil-militärische Kooperationen. „Wir werden uns insgesamt, auch bei der Bundeswehr, damit anfreunden müssen, in die Höhe zu bauen“, sagt er. Da die niedrigen Kasernengebäude Bestandsschutz haben, hätte der Denkmalschutz dies zumindest erschwert. Eine solche Nutzungsbeschränkung unter dem Motto „Museum statt Zukunftscampus“ könne niemand wollen.

    Erleichterung bei der Standort-Führung

    Dass der Auftrag in der Landes- und Bündnisverteidigung durch das Gesetz zur Förderung der Bundeswehr in Bayern und den Denkmalschutz-Passus nicht ausgebremst wird, ist laut Oberst Thorsten Milewski den Bemühungen von Politik und Bundeswehr zu verdanken. Dringend notwendigen Modernisierungsarbeiten im Fliegerhorst werde damit „ohne zusätzliche Hemmnisse“ Vorrang eingeräumt.

    Moderne Ausbildungstechnik und WLAN in den Unterkünften

    Ganz große Bauprojekte sind derzeit nicht bekannt. Die alte Heizungsanlage wurde ertüchtigt und hat noch einmal eine Gnadenfrist bekommen. Seit Ende vergangenen Jahres werden Hörsäle mit moderner Ausbildungstechnik ausgestattet. Im Frühjahr wurde die Versorgung mit drahtlosem lokalen Daten-Netzwerk in den Unterkünften angegangen. Eine weitere bereits beschlossene Baumaßnahme ist die Modernisierung der Bundeswehrfeuerwehr.

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