Als 22-Jährige lernten sich Margarethe (Margret) und Rudolf (Rudi) Schnippe in Rheine bei einer Feier kennen. „Die Kapelle spielte zum letzten Tanz auf. Ich hatte das Glück, diesen mit ihr machen zu dürfen“, erzählt Rudi Schnippe. Daraus wurde eine Freundschaft und 1965 eine Ehe. Nun feiern Rudi und Margret Schnippe ihre Diamantene Hochzeit.
Glück muss man sich auch schmieden
Die Menschen im Münsterland zählen laut Glücksindex zu den glücklichsten in Deutschland – zugleich gelten Westfalen als stur, und ihnen wird ein Hang zur Komik nachgesagt. Bei den Schnippes könnte das alles zutreffen: Sie sind ihren Weg gegangen, haben die Rückschläge auch mit Humor genommen und halten es noch immer gut miteinander aus: „Wir kommen gut zurecht“, meint Margret Schnippe und fügt lachend an: „Wenn nicht, wird es zurecht gemacht.“
Fußballtrainer statt Beamter
Wie bei Rudi Schnippe: Der schlug zunächst auf Wunsch der Eltern eine Beamtenlaufbahn ein, doch nach der Wehrpflicht wollte er Fußballtrainer werden. „Schon bald wurde auch meiner Frau klar, dass sie einen Fußballer an der Seite hatte. Zwangsläufig war damit verbunden, dass sie zuschauen musste“, berichtet er. Margret Schnippe stammt aus Mesum, einem kleinen Ort südlich von Rheine. Sie war etwas bodenständiger und hatte Hauswirtschafterin gelernt: „Ich arbeitete bei einem großen Fabrikanten im Haushalt.“ Doch den Westfalen sagt man auch Treue nach. So zog das Paar mit drei Söhnen und Margret Schnippes Mutter durch Deutschland.
Von Helmut Schön und Hennes Weisweiler ausgebildet
Zunächst nach Köln, wo Rudi Schnippe an der Sporthochschule eine Trainerausbildung gemacht hat – bei Ausbilder Hennes Weisweiler und Prüfer Helmut Schön. Es folgten Engagements als Profi-Trainer etwa bei Preußen Münster. Dann ging es nach Koblenz, denn Schnippe wurde Verbandstrainer des DFB in Rheinland-Pfalz und Coach des TuS Neuendorf. Das Angebot einer Stelle als Sportgeschäftsführer bei Waldhof Mannheim kam bei der Familie dagegen nicht gut an: „Da haben wir gestreikt“, sagt Margret Schnippe. Stattdessen ging es nach Kaufbeuren.
In Kaufbeuren hatte Margret Schnippe genug vom Vagabundieren
Denn von der Spielvereinigung Kaufbeuren bekam Rudi Schnippe einen Zweijahresvertrag, eine Ausbildung zum Bankkaufmann, plus einen Bauplatz von der Stadt angeboten. Das erschien der Familie in Ordnung. „Du hast uns durch ganz Deutschland ziehen lassen. Ich hoffe, dass damit endlich Schluss ist“, sagte damals seine Frau. Aber als die Familie nach zwei Jahren noch immer keinen Bauplatz hatte, war sie auf dem Absprung: „Ich wollte in das Elternhaus nach Mesum zurück.“

Doch der Gemaringer Bürgermeister erkannte die missliche Lage und half den Schnippes, in dem Ort einen Bauplatz zu bekommen – dafür coachte Rudi Schnippe dann den dortigen SVO. „Und deshalb blieben wir im Allgäu“, erklärt er.
Als FIFA-Berater auf großem Fuß
Dabei hatte das Paar aus dem Münsterland am Anfang große Probleme, den Dialekt der einheimischen Bevölkerung zu verstehen. Rudi Schnippe konzentrierte sich nun auf seine Arbeit als Bankkaufmann – aber wurde nebenbei FIFA-Agent und Berater mit Lizenz. Der Tätigkeit beim Weltfußballverband verdankt die Stadt Kaufbeuren einen „Big Shoe“. Mit denen wurde für die WM in Südafrika geworben und Spenden gesammelt. Schnippe vermittelte der Stadt den überdimensionalen Fußball-Schuh für den WM-Teilnehmer Slowakei. So kamen in Kaufbeuren eine Million Euro für den Verein „Wir helfen Afrika“ zusammen. Denn Schuh wiederum erhielt Schnippe – und überließ ihn 2023 dem Stadtmuseum. Von den Kontakten aus der Zeit profitierte er auch bei seinen späteren sportlichen Ehrenämtern – etwa im Beirat der SVK. Noch heute ist er in fünf Vereinen Mitglied.
Aber inzwischen habe er keine „Flöhe mehr im Hintern“, wie seine Frau sagt. „Man braucht im Alter keine neuen Abenteuer“, ergänzt Rudi Schnippe. Margret Schnippe verweist auch darauf, dass nun die Gesundheit im Mittelpunkt steht – und beweist mit westfälischem Humor lächelnd: „Alt werden, ist nichts für Feiglinge.“
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