Kaufbeuren „ Die kleine Hexe“ ist der Titel eines bekannten Kinderbuchs von Otfried Preussler. Und sie hat beim Luftsportverein Kaufbeuren (LSVK) Zuwachs erhalten. Den Namen trägt nun auch ein Motorsegler-Flugzeug, das im Mai dieses Jahres vom Verein gekauft wurde. Mit dem Neuzugang hat sich der rührige LSVK quasi ein Geschenk zum 70-jährigen Bestehen beschert – wobei die Feier mit coronabedingten zwei Jahren Verspätung gefeiert wird.
Garagengepflegtes Modell
Das Fluggerät kostete 91.000 Euro, ist gebraucht und hat nur 1800 Flugstunden auf dem Buckel. Vereinsvorsitzender Tim Denk bezeichnete es scherzhaft als „garagengepflegt“. Der Neuerwerb stand im Mittelpunkt der Jubiläumsfeier, und zwar im Hangar auf dem Fliegerhorst, wo es der Taufe von den Ehrengästen, Oberbürgermeister Stefan Bosse, Bundestagsabgeordneter Stefan Stracke und Landtagsabgeordneter Bernhard Pohl harrte. Der Name gründet sich auf eine Buchstabengruppe, die dem Flugzeug zugeordnet ist (KLEI) und dem launischen Charakter des Geräts für Flugschüler.
Die Bundeswehr ist maßgeblich
Die Grußworte der drei Politiker konzentrierten sich im Wesentlichen auf die Rolle des Standorts Kaufbeuren in der allgemeinen Bundeswehrplanung. OB Bosse erinnerte an den Schließungsbeschluss des Standortes, der damals die Stadt überrascht hatte. Man fühlte sich fremdgesteuert, „aber die Bundeswehr entscheidet“, sagte der Kommunalpolitiker. Jetzt sollen die Sanitätssoldatinnen und -soldaten kommen, aber die Planung habe noch nicht begonnen. An den LSVK als Nutzer des Areals gewandt, beruhigte Bosse die Hobbyflieger obendrein mit Blick auf die Lärmbelästigung, dass es keine Beschwerden mehr aus der Bevölkerung gebe.
Der Krieg ändert alles
Bernhard Pohl wiederum zitierte einen Stadtratsbeschluss der die Mitnutzung durch den LSVK ermöglicht. Die weitere militärische Nutzung durch die Luftwaffe sei gesichert. Es wäre verhängnisvoll, wenn die tolle ehrenamtliche Arbeit des Vereins gefährdet wird, warnte Pohl. Stephan Stracke machte die gegenwärtige politische Weltlage dafür verantwortlich, dass die Realisierung der Standortplanung angehalten worden sei. Es gelte aktuell die Option, dass man keinen Flugplatz aufgeben könne. Das Anhalten der Entwicklung sei angesichts der aktuellen Lage angebracht. Im Übrigen spreche alles für den Standort Kaufbeuren.
Noch eine Fusion?
Der Zweite Vorsitzende des LSVK, Christian Schnädelbach, stellte in einem ausführlichen Rückblick die „Vita“ des Luftsportvereins Kaufbeuren vor, die im Besonderen eine Fusion und eine Gastmitgliedschaft vorweisen kann. Am 18. November 1950 erfolgte der erste Start der LSVK. Im Jahre 1960 erfolgte die Bildung einer Bundeswehr- Sportfluggruppe an der Technischen Schule der Luftwaffe 1, die parallel zu den zivilen Fliegern ihren Flugbetrieb aufnahm. Die effektive Zusammenarbeit in Sachen Flugbetrieb führte schließlich im Jahr 1981 zur Fusion beider Vereine, da die Bundeswehrsportfluggruppen aufgelöst wurden. Freundschaftliche Kontakte erleichterten es für die Flugsportgruppe Landsberg, Gastmitglied bei gleichzeitigem Umzug nach Kaufbeuren zu werden (1999). „Ob aus zwei Vereinen mal einer wird, wird die Zukunft zeigen“, sagte Schnädelbach.
Das verwunschene Allgäu
In Umkehrung einer Volksweisheit „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ kam das Vergnügen, sprich ein Rundflug mit der Kleinen Hexe, vor der Arbeit, nämlich der Taufe für ausgewählte Gäste. Und so steuerte Schreinermeister und Pilot Franz Brams mit seinem Motorsegler zunächst Richtung Süden: Auerberg, Forggensee und Schloss Neuschwanstein – und dabei die verwunschene, zauberhafte Allgäuer Landschaft im Abendlicht. Brams erklärte die technischen Abläufe der Maschine und schaltete den Motor aus, um die Segeleigenschaften zu demonstrieren. „Franz, Du bist ein prima Pilot, ich bin gern mitgeflogen“, so das Fazit der Passagiere nach dem Flug und vor der Taufe.