Schon der beeindruckende Einmarsch der vielen Musikerinnen und Musiker versprach einen spannenden Konzertnachmittag im Saal des Gablonzer Hauses. Dabei stand es vor einiger Zeit noch gar nicht so gut um die Blasmusik in Neugablonz. Aber der neue Vorstand der örtlichen Musikvereinigung ließ sich durch die coronabedingt schwindende Mitgliederzahl nicht unterkriegen und gründete ein Projektorchester unter der Leitung von Peter Vogt, das jetzt sein Können unter Beweis stellte. Wie man schon früher das ganze Isergebirge nach den besten Musikern abgesucht und diese in Gablonz vereint habe, so habe man jetzt im ganzen Ostallgäu und darüber hinaus die besten Musiker in der Musikvereinigung Neugablonz vereint, mutmaßte Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse in seinem Grußwort. „Wir haben kurzerhand geöffnet für alle, Noten verschickt und sind mit drei Probentagen inklusive Generalprobe ausgekommen“, präzisierte Lukas Junginger, Vorsitzender der Kapelle, nicht ohne Stolz.Mit dem „Florentiner Marsch“ überzeugten die 52 Musiker aus neun Vereinen dann gleich von den ersten Klängen an. In einem interessanten Arrangement von Franz Watz gab sich das Stück spielerisch flott, zwischendurch getragen und endete mit einem eindrucksvollen Fortissimo. Das folgende Werk „La Storia“ von Jacob de Haan ist eine Filmmusik, zu der kein Film gedreht wurde, und so blieb es der Fantasie der Zuhörer überlassen, welche Bilder im Kopf entstanden.
Hans Kleiner ist seit 60 Jahren Musiker bei der Neugablonzer Kapelle
Geburtstagskind Sebastian Singer brillierte als Solist am Flügelhorn bei „My Secret Lovesong“, einer berührenden Komposition von Kees Vlak. Ein Schneesturm 1993 in den USA war die Inspiration für das anschließende Stück „Into the Storm“ von Robert W. Smith. Vom leichten Nieseln bis zum bedrohlichen Donner, der die Zuschauer den Atem anhalten ließ, bot dieses Werk viele musikalische Wetterlagen. Im Intro noch nicht zu erkennen, aber dann ganz klar war „Hey Jude“ von den Beatles, arrangiert von Naohiro Iwai. Bevor der erste Teil des Konzerts mit „Der Buntspecht“ von Josef Hotov zu Ende ging, nahm Franz Josef Pschierer, Präsident des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes (ASM), einige Ehrungen vor. Ausgezeichnet wurden für zehn Jahre aktives Musizieren Julia Kleiner und Annalena Holy, für 15 Jahre Heinrich Hallatschek, für 20 Jahre Carola Wittlinger, für 50 Jahre Claudia Eickmann und – krankheitsbedingt in Abwesenheit – Hans Kleiner für 60 Jahre. Die Ernennung von Petra Scheiblich und Günther „Güschi“ Seydel zu Ehrenmitgliedern wurde bestätigt. „Ich werde der neuen Vorstandschaft gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen, solange das gesundheitlich möglich ist, und bin sehr froh, dass sie dies auch dankbar annimmt“, sagte Seydel in seinem Grußwort.
Dirigent Peter Vogt hofft auf eine Wiedersehen von Mitwirkenden und Publikum im nächsten Jahr
Nach der Pause ging es schwungvoll weiter mit dem „König-Karl-Marsch“, „Gladiator“, einem Medley von bekannten Filmmelodien aus der Feder von Hans Zimmer, und „Strangers in the Night“ von Bert Kaempfert. Abschließen wollten Dirigent Vogt und seine Musiker den bewegenden Nachmittag mit den Stücken „Tanz der Vampire“ von Jim Steinmann und der „African Symphony“ von Van McCoy, bei der sich hauptsächlich die vier Schlagwerker in Szene setzen konnten. Das Publikum war jedoch anderer Meinung und forderte mit stehendem Applaus unmissverständlich eine Zugabe ein. Mit dem „Graf-Lamberg-Marsch“ zeigte das Projektorchester noch einmal sein ganzes Können. „Ich hoffe, viele von euch nächstes Jahr hier wieder zu sehen“, verabschiedete sich Vogt von Musikern und Publikum.