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Kaufbeuren
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NS-Verbrechen: Stadtmuseum Kaufbeuren erinnert an die über 4000 Zwangsarbeiter in der Stadt

Kaufbeuren unterm Hakenkreuz

Ein Massenverbrechen detailliert aufgearbeitet

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    Auch dieser Ausweis des Italieners Francesco Caputo dokumentiert die Zwangsarbeit tausender Menschen während der NS-Zeit in Kaufbeuren.
    Auch dieser Ausweis des Italieners Francesco Caputo dokumentiert die Zwangsarbeit tausender Menschen während der NS-Zeit in Kaufbeuren. Foto: ITS Bad Arolsen

    Das Stadtmuseum Kaufbeuren führt seine 2018 begonnene Spurensuche zum Nationalsozialismus in der Wertachstadt fort. Das neue Ausstellungsprojekt „Massenverbrechen Zwangsarbeit“ nimmt bislang unerzählte Geschichte(n) in den Blick. Basierend auf Zeitzeugnissen und Archivalien zeigt das Stadtmuseum ab Freitag, 22. November, eine von der Kulturwissenschaftlerin Dr. Maria Anna Willer erarbeitete Intervention in der Dauerausstellung.

    Dank vernetzter digitaler Recherchemöglichkeiten und der Bearbeitung von neu entdeckten Beständen des Stadtarchivs Kaufbeuren könne die Geschichte der NS-Zwangsarbeit in Kaufbeuren heute vertiefter und individueller betrachtet werden, heißt es in einer Mitteilung des Museums. Die Stadt Kaufbeuren stelle sich damit 79 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur diesem Erbe und dokumentiere die NS-Zwangsarbeit offen als Verbrechen an über 4000 Menschen aus vielen Nationen Europas.

    Beim Einmarsch der amerikanischen Streitkräfte in Kaufbeuren Ende April 1945 befreiten diese mehrere Tausend Menschen, die für die Rüstungsindustrie unter Zwang und in Gefangenschaft arbeiteten und die unmenschlichen, teils lebensbedrohlichen Arbeits- und Lebensbedingungen überlebt hatten. Sie waren Teil eines von der NS-Herrschaft in Deutschland und den besetzten Gebieten etablierten Ausbeutungssystems, das Menschen nach angeblichen „Rasse-Kriterien“ einteilte und die menschliche Arbeitskraft profitorientiert bis zu deren vollkommenen Erschöpfung oder Tod nutzte. In Kaufbeuren leisteten die aus vielen Ländern Europas Verschleppten Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie oder für die Aufrechterhaltung der heimischen Wirtschaft. Nur kurze Zeit später entstand 1946 auf den Trümmern der ehemaligen Munitionsfabrik der Dynamit AG und den Baracken des Zwangsarbeiterlagers der neue Stadtteil Neugablonz.

    Die Intervention im Kaufbeurer Stadtmuseum besteht aus Stationen in der Dauerausstellung und im Foyer

    In der Intervention, die mittels mehrerer Stationen in die Dauerausstellung und das Foyer des Museums integriert ist, werden die Namen von 4205 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern erstmals vollständig genannt, Stätten der Zwangsarbeit in Kaufbeuren beleuchtet, ausgewählte Einzelbiografien vorgestellt und die juristische und lokalgeschichtliche Aufarbeitung der Zwangsarbeit in der Nachkriegszeit betrachtet.

    Ab 24. Januar kommenden Jahres zeigt das Stadtmuseum dann zusätzlich die Ergebnisse einer künstlerischen Spurensuche von Cornelia Renz zu diesem Thema. In ihren Arbeiten greift sie Zeitzeugnisse und Archivalien auf und entwickelt diese künstlerisch weiter. Renz ist in Kaufbeuren aufgewachsen, hat kurz nach der Wende in Leipzig studiert und lebte viele Jahre in Israel. Fragen nach dem Verhältnis von Heimischen, Vertriebenen und Zugewanderten sind ihr wichtig. Neben eigenen Arbeiten umfasst Cornelia Renz’ Ausstellung auch Video- und Fotoarbeiten der jüdisch- und palästinensisch-israelischen Künstlerinnen und Künstler Raya Bruckenthal, Raafat Hattab, Michelle Medenblik und Zvi Tokolsky. Die Ausstellungsprojekte werden gefördert durch den Kulturfonds Bayern des Bayerischen Wissenschaftsministeriums.

    Während der Dauer der Schauen gibt es bis ins nächste Jahr hinein ein umfangreiches Begleitprogramm mit Führungen, Konzerten, Buchvorstellungen, Lesungen und Theater. Die genauen Termine und weitere Informationen sind auf der Internetseite des Stadtmuseums zu finden.

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