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Tagung in Kaufbeuren: „Sophie La Roche und die Männer, die sie beeinflussten“

Tagung in Kaufbeuren

Sophie von La Roche und ihre Mentoren, Förderer und Schatten

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    „Sophie La Roche und die Männer, die sie beeinflussten“, unter diesem Motto stand eine Tagung des Freundeskreises der Schriftstellerin in Kaufbeuren.
    „Sophie La Roche und die Männer, die sie beeinflussten“, unter diesem Motto stand eine Tagung des Freundeskreises der Schriftstellerin in Kaufbeuren. Foto: Andreas Ellinger

    Wie wurde eine Schriftstellerin in der Zeit der Aufklärung beeinflusst und inspiriert, als ihre literarische Umgebung nahezu ausschließlich aus Männern bestand? Um diese Frage ging es bei der jüngsten Tagung des Kaufbeurer Freundeskreises Sophie La Roche. Unter dem Titel „Sophie La Roche und die Männer, die sie beeinflussten“ befassten sich im Hotel „Goldener Hirsch“ vier Referentinnen und Referenten mit diesem Thema. Die Vorsitzende des Freundeskreises, Helga Ilgenfritz, erläuterte in ihren einführenden Worten, dass es im 18. und 19. Jahrhundert viele Personen der Geistesgeschichte gab, die Einfluss auf La Roche hatten. Da eine umfassende Befassung mit dieser Gruppe den Rahmen des Symposiums sprengen würde, habe man sich auf fünf männliche Hauptvertreter konzentriert.

    Im ersten Referat unterzog Markus Wölfl, Doktorand an der Universität Augsburg, La Roches Vater Dr. Georg Friedrich Gutermann unter dem Titel „Mentor, Förderer, Schatten?“ einer näheren Betrachtung. Der Mediziner arbeitete als „Stadtphysikus“ in Kaufbeuren, Lindau und Augsburg. Er legte vielfach beachtete Werke zur Arzneimittelkunde sowie eine Hebammenordnung vor. Seine erstgeborene Tochter Sophie förderte er alsbald, indem er ihr schon mit drei Jahren das Lesen beibrachte, sie bei abendlichen Gesellschaften mitwirken und seine Bibliothek verwalten ließ. Das Vater-Tochter-Verhältnis müsse jedoch als ambivalent gelten, so Wölfl. Nahm sich Gutermann doch das Recht, die Verlobung seiner Tochter mit dem gelehrten und kunstsinnigen Augsburger Hofarzt Giovanni Lodovico Bianconi auf eine für sie traumatisierende Weise aufzulösen.

    Sophie La Roches erste große Liebe wurde Leibarzt des sächsischen Königs

    Darüber und über den weiteren Werdegang von La Roches erster großer Liebe referierte Dr. Annalisa Russo von der Universität im italienischen Siena unter dem Titel „Giovanni Ludovico Bianconi zwischen Italien und Deutschland – Sophie von La Roche und ihr erster Verlobter“. Dessen Persönlichkeit habe entscheidenden Einfluss auf ihr zeitlebens vorhandenes Bildungsstreben gehabt. Später wurde Bianconi Leibarzt des sächsischen Königs in Dresden.

    Weit mehr Einfluss auf La Roche hatte jedoch ihr zweiter Verlobter: Christoph Martin Wieland aus Biberach. Unter dem Titel „Christoph Martin Wieland, ihr Freund und literarischer Förderer ein Leben lang“ zeigte Dr. Egon Freitag, der ehemalige Wieland-Referent des Goethe-Nationalmuseums der Klassik-Stiftung Weimar, auf, dass dieser ihr zentraler literarischer Ratgeber und Förderer werden sollte.

    In Diensten des geheimen Schwiegervaters am kurfürstlichen Hof in Mainz

    In einem weiteren Vortrag zeigte Freitag auf, wie wichtig für La Roche ein weiterer Förderer war. Unter dem Titel „Der Name Stadion ist mir heilig - Sophie von La Roche und der Reichsgraf Friedrich von Stadion“ referierte er zu diesem ranghohhen Staatsbeamten jener Zeit. Sophie Gutermann hatte am 27. Dezember 1753 den illegitimen Sohn des Grafen Stadion, Georg Michael Frank La Roche, geheiratet. Von 1754 bis 1761 lebte das Ehepaar am kurfürstlichen Hof in Mainz. Sophie von La Roche wirkte dort als Gesellschafterin, Vorleserin und Dolmetscherin und erledigte auch einen Teil der Korrespondenz ihres Mentors.

    Was ihr Ehemann Georg Michael Frank von La Roche über seine Frau hinterlassen hat, das wurde vom Theologen Ludwig Waldmüller vorgetragen. Er wählte dabei eine etwas andere Perspektive, analysierte die etwas geheimnisumwobene Herkunft von La Roche, dessen beruflichen Aufstieg bis zum Minister und Regierungskanzler des Fürsterzbischofs Clemens Wenzeslaus von Trier und dessen politischen Sturz. In seinem Referat ging es auch um die späten Jahre mit seiner Ehefrau, die dann als Schriftstellerin für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen hatte.

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