Ausschließlich Werke der Romantik hatte das Kammerorchester der Volkshochschule Kaufbeuren diesmal für sein Sommerkonzert ausgewählt. Somit konnten die Musikerinnen und Musiker im gut gefüllten Stadtsaal in den unendlich weiten und satten Klangwelten dieser Epoche schwelgen, mussten jedoch auch mit den zumeist ansehnlichen Schwierigkeitsgraden der Stücke zurechtkommen. Das gelang dem Amateurorchester unter der überaus engagierten Leitung von Daniel Herrmann über weite Strecken ausgezeichnet. Versierte Solisten trugen das Ihre zu einem rundum gelungenen Konzertabend bei.
Den Auftakt machte das „Concertstück für vier Hörner und Orchester“ von Carl Heinrich Hübler (1822 bis 1893). Der Hornist hatte das Werk als Reaktion auf eine übermäßig schwer zu spielende Komposition für diese Besetzung von Robert Schumann geschrieben. Das bedeutet jedoch nicht, dass dessen Interpretation ein Kinderspiel wäre. Schließlich handelt es sich um eine großangelegte, klanglich vielfältige Hommage an das Jagdhorn, die bisweilen Wagner‘sche Züge annimmt. Romanik eben.
Das Vhs-Orchester Kaufbeuren begleitet die Solisten durchaus selbstbewussst
Das Vhs-Orchester war sofort voll da, begleitete die Solisten durchaus selbstbewusst und nutzte auch die allein ihm zugedachten Passagen, um Akzente zu setzen. Die vier Hornisten (Musikschul-Dozent Johannes Bernhard und seine fortgeschrittenen Schüler Paul Dienel, Benedikt Günther und Raphael Plonski) harmonierten bestens und verstanden es, die Möglichkeiten ihres Instruments von der donnernden Fanfare bis zum kammermusikalisch-feinen Dialog versiert zu präsentieren.
Klassisch romantisch wurde es dann bei Felix Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre „Die Hebriden“ (op. 26). Schnell baute sich die mystisch-maritime Klangwelt im Stadtsaal auf, zu der der Komponist als junger Mann beim Besuch der „Fingalshöhle“ auf einer der Inseln vor der Nordwestküste Schottlands inspiriert worden war. Auch wenn sich der Spannungsbogen des Werkes nicht bruchlos bis zum Ende durchzog, so wurden die sanften wie die kraftvollen Passagen, die dynamische und dramatische Gestaltung doch bestens bewältigt.
Auf Mendelssohns Mystik folgen herzhafte Dvorak-Klänge
Einen schönen Kontrapunkt zu Mendelssohns Mystik setzten dann drei Sätze aus der „Tschechischen Suite“ (op. 39) von Antonin Dvorak. Darin hat der Komponist – auch einer der vielen Aspekte der Romantik – traditionelle Tänze seiner Heimat mit zeitgenössischen Musikströmungen kombiniert. Das Ergebnis interpretierte das Orchester, das wiederum von Ludwig Hahn fachlich beraten und fortgebildet worden war, wohltuend herzhaft. Vor allem im „Finale“ kamen viel Esprit und Spielfreude zum Vorschein, während Tempo und Dynamik zuvor etwas verhalten gewirkt hatten.
Nach der Pause griff dann ein weiterer Spross der Kaufbeurer Musikerfamilie Hahn in das Geschehen ein: Luca Bosch war der Solist beim Cellokonzert in a-Moll von Robert Schumann (op. 129). Nach einer fundierten akademischen Ausbildung ist Bosch seit diesem Jahr Mitglied der Hermann-Levi-Akademie, in der das Orchester der Bayerischen Staatsoper in München den Instrumentalisten-Nachwuchs fördert.
Luca Bosch spielt Schumanns Cellokonzert scheinbar mühelos
Ohne Notenblatt und scheinbar mühelos bewältigte der Solist diese hochromantische Komposition, deren Aufführung von zeitgenössischen Interpreten noch wegen ihrer zu großen Schwierigkeiten abgelehnt worden war. Bosch kostete die große Autonomie aus, die dieses Werk dem Cello bietet, und arbeitete dessen klangliche Vielfalt hochästhetisch und packend heraus. Dabei erwies sich der junge Profi dennoch als Teamplayer, agierte umsichtig und ließ dem Orchester Zeit und Raum, um gebührend an diesem großen Hörgenuss in bester Schumann‘scher Manier mitwirken zu können.
Eine stimmige und anregende Gesamtleistung aller Beteiligten, die zurecht mit tosendem (Schluss-)Applaus belohnt wurde.
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