An den Bahnsteigen rollen schon die Bagger. 30 Millionen Euro wollen Bahn, Bund und Freistaat investieren, um in Kempten einen „Zukunftsbahnhof“ zu schaffen. Jetzt stellte das Unternehmen die Pläne im Kemptener Mobilitätsausschuss vor. Die Mitglieder begrüßten die Investitionen, forderten aber den Erhalt der Rampen zu den Bahnsteigen und einen barrierefreien Zugang von der Bahnhofsrückseite.
Im Jahr 2026 soll der neue Bahnhof fertig sein. Die täglich rund 6000 Fahrgäste sollen nach dem Umbau von modernen, barrierefreien Bahnsteigen und einer verschönerten Personenunterführung profitieren. Für mehr Barrierefreiheit erhöht die DB die Bahnsteige und baut drei Aufzugsanlagen. Auch errichtet die Bahn moderne Bahnsteiganzeiger mit digitalen Reiseinformationnen sowie ein neues Wegeleit- und taktiles Blindenleitsystem. Zusätzliche Gestaltungselemente wie neue Sitzgelegenheiten, Anzeiger und Vitrinen in der Wartehalle sowie eine bessere Beleuchtung sollen am Hauptbahnhof Kempten künftig „ein einladendes Ambiente“ schaffen.
Bahnsteige in Kempten werden angehoben
Seit Jahren gibt es in Kempten den Wunsch nach einer Modernisierung des Hauptbahnhofs, der in die Jahre gekommen ist. Das ergab auch die Bestandsanalyse der Bahn: Der Bahnhof sei nicht elektrifiziert, nicht barrierefrei, die Rampen seien zu steil, zu schmal und veraltetet, erklärte Projektmanager Markus Preissler von DB Infrago im Mobilitätsausschuss. Das Tochterunternehmen der Bahn kümmert sich um die Eisenbahninfrastruktur wie Bahnhöfe und Gleise. Weil die Bahnsteighöhe mit 38 Zentimetern zu niedrig ist, soll sie einheitlich auf 76 Zentimeter angehoben werden. Neue Aufzüge sollen den barrierefreien Zugang zu den Zügen möglich machen. Zudem sollen die Bahnsteigdächer erneuert und die Beleuchtung verbessert werden.

Die Pläne sind für die Stadt von großer Bedeutung, denn durch die Neuordnung der Buslinien wird der Hauptbahnhof als Verkehrsknotenpunkt noch wichtiger. „Das Thema beschäftigt uns schon lange“, sage Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Deswegen sei es wichtig, jetzt schnell voranzukommen. Im Mobilitätsausschuss gab es aber auch Kritik an den Plänen. Helmut Berchtold (CSU) kritisierte, dass die Rampen verfüllt und durch den Aufzug ersetzt werden sollen. „Was passiert, wenn der Aufzug ausfällt?“, wollte der Stadtrat wissen und verwies auf die vielen Bahnreisenden, die ihre Räder mitnehmen. Die Bahn werde dauerhaft sicherstellen, dass die Aufzüge funktionieren, erklärte Bahnvertreter Preissler. Auch Josef Mayr (CSU) kritisierte, dass es zum Fahrstuhl keine Alternative gibt und bedauerte, dass die Dächer über den Bahnsteigen verkürzt werden. „Wir bauen das Maximum, was wir gefördert bekommen“, erklärte Preissler. 60 Prozent der Projektkosten von den geplanten rund 30 Millionen Euro trägt der Bund, 40 Prozent der Freistaat.
Kemptener Stadträte fordern zweiten barrierefreien Zugang
Auch der östliche Zugang zum Hauptbahnhof müsse barrierefrei ausgebaut werden, forderte Wolfgang Hennig (SPD). Dafür trat auch Thomas Landerer (FW-ÜP) ein. „Der Osteingang ist sehr wichtig und wird noch an Bedeutung gewinnen, wenn durch die Bus-Haltestellen Parkplätze wegfallen.“ Man habe den Zugang geprüft, aber wieder verworfen, weil es keine staatlichen Zuschüsse dafür gibt“, erklärte Bahn-Mitarbeiter Preissler. „Nur ein barrierefreier Zugang wird gefördert - nicht zwei“, bestätigte auch Kemptens Mobilitätsmanager Stefan Sommerfeld. OB Kiechle bedauerte das ebenso wie die verkürzten Dächer an den Bahngleisen, die weniger Schutz bei Niederschlag bieten: „Aber wir können es aus unseren Mitteln nicht ausgleichen.“
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